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Die Schnitzel-Frage im Supermarkt: billig, bio oder besser gar nicht?

Der Faktencheck zur Sendung vom 17.04.2023

Wichtig zum Start der Grillsaison: Sorgt Bio-Fleisch nur für ein gutes Gewissen oder schmeckt es auch besser? Was kostet artgerechte Haltung? Wer kann sich so ein Fleisch trotz Inflation noch leisten? Und, Cem Özdemir: Müssen wir alle zu Vegetariern werden?

Eine Talkshow ist turbulent. Oft bleibt während der Sendung keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt hartaberfair nach und lässt einige Aussagen bewerten. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.

Stegemann und Özdemir über Förderung von Stall-Umbauten

Albert Stegmann hält die Pläne von Cem Özdemir, Landwirte beim Umbau von Nutztier-Ställen zu fördern, für einen Schritt in die richtige Richtung. Allerdings seien die Mittel hierfür unzureichend. Gerade einmal 150 Millionen Euro stünden in diesem Jahr zur Verfügung.

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Albert Stegemann

Nutztieren eine Unterkunft zu bauen, die höheren Tierwohl-Standards genügt, kostet viel Geld. Darauf hat unter anderem auch unser Gast Gesa Langenberg hingewiesen. Geld, das Nutztierhalter alleine und ohne staatliche Unterstützung kaum aufbringen können. Wie hoch der Förderbedarf liegt, hat vor drei Jahren bereits das “Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung“, besser bekannt als “Borchert-Kommission“, berechnet. Die Experten schätzen den jährlichen Förderbedarf ab 2025 auf 1,2 Milliarden Euro. Durch den künftig zunehmendem Bedarf und Umfang an Umbauten müssten die Förderungen ab dem Jahr 2030 auf 2,4 Milliarden Euro und ab 2040 sogar auf 3,6 Milliarden Euro steigen. Eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, die den Blick unter anderem auf die Empfehlungen der Borchert-Kommission richtete, geht sogar von noch höheren Kosten aus. Dagegen erscheint die eine Milliarde, die Cem Özdemir Finanzminister Christian Lindner abringen konnte, eher wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Insbesondere, weil diese Milliarde nicht etwa für das laufende Jahr bereit gestellt wird, sondern bis 2026. Von dieser “Anschubfinanzierung“, wie sie Cem Özdemir bezeichnet, werden in diesem Jahr 150 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

Stefan Genth über Fleischproduktion und Export

Stefan Genth sagt, in Deutschland seien 7,6 Millionen Tonnen Fleisch produziert worden. 55 Prozent hiervon seien exportiert worden.

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"hart aber fair" - Gästerunde

Das trifft für das Jahr 2021 zu. Aktuellere Daten des statistischen Bundesamtes gehen für das vergangene Jahr nach vorläufigen Zahlen von nur noch 7 Millionen Tonnen Fleisch aus, welches in Deutschland produziert wurde. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang von über 8 Prozent. 2022 wurden laut destatis über 51 Millionen Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde geschlachtet. Hinzu kommen über 700 Millionen Hühner, Puten und Enten. Das “Bundesinformationszentrum Landwirtschaft“ berechnete für das vergangene Jahr einen statistischen Fleischverzehr von 52 Kilogramm pro Kopf – über sieben Prozent weniger als im Jahr zuvor. Das statistische Bundesamt hat für das vergangene Jahr auch die Fleischexporte erfasst. Knapp 2,9 Millionen Tonnen wurden demnach ins Ausland geliefert – das entspricht einem Anteil von rund 41 Prozent an der gesamten Fleischproduktion. Im Jahr zuvor lagen die Exporte noch um 6,9 Prozent höher. Betrachtet man die vergangenen fünf Jahre, so sank der Export sogar um über 19 Prozent. Rückläufig sind auch die Fleischimporte aus dem Ausland. Im vergangenen Jahr wurden mit gut zwei Millionen Tonnen 4,5 Prozent weniger Fleisch importiert als 2021. Im Vergleich zu 2017 gingen die Importe laut statistischem Bundesamt sogar um fast 16 Prozent zurück.

Flexitarier in Deutschland

Cem Özdemir sagt, inzwischen ernährten sich 44 Prozent der Bevölkerung flexitarisch. Menschen also, die sich zwar überwiegend vegetarisch ernähren, auf Fleisch aber nicht vollkommen verzichten.

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Cem Özdemir

Cem Özdemir kennt die Zahlen seines Ministeriums. 44 Prozent der für den “Ernährungsreport 2022“ befragten Menschen ernähren sich flexitarisch. Wenn sie auf Fleisch verzichten, tun sie dies bewusst. Steht ihnen der Sinn aber doch mal nach Fleisch, achten sie besonders auf die Qualität, zum Beispiel darauf, ob das Fleisch aus artgerechter Haltung stammt. So jedenfalls beschreibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung “Flexitarier“. Demnach schwappte der Begriff Anfang des Jahrtausends aus den USA nach Europa und meint „flexible Vegetarier“ (flexible + vegetarian).

Mit sieben Prozent ernähren sich deutlich weniger Menschen hierzulande vegetarisch. Nur ein Prozent beschränkt sich bei der Ernährung auf vegane Lebensmittel. Das Interesse an vegetarischer und veganer Ernährung nimmt allerdings immer weiter zu. Fast die Hälfte der Befragten gab an, schon einmal vegetarische oder vegane Produkte gekauft zu haben – vier Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Besonders bei jungen Menschen zwischen 14 und 29 Jahren ist das Interesse groß: 64 Prozent aus dieser Altersgruppe haben solche Produkte schon gekauft. Bei den über 60-jährigen waren es nur 29 Prozent. Ausschlaggebend für den Kauf waren vor allem Neugier (75 Prozent) und Tierschutzgründe (71 Prozent).

Stand: 18.04.2023, 09:38 Uhr