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Der Queen-Abschied: Warum immer noch der Kult um Königshäuser?

Der Faktencheck zur Sendung vom 19.09.2022

Großbritannien zelebriert den Queen-Abschied und auch viele Deutsche schauen gebannt zu. Was fasziniert heute noch so am Tamtam um Adel und Königshäuser? Zeigte die Queen, warum auch die Demokratie von einer Monarchie profitieren kann? Und täten auch uns solche Vorbilder gut?

Eine Talkshow ist turbulent. Oft bleibt während der Sendung keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt hartaberfair nach und lässt einige Aussagen bewerten. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.

James Hawes über England und Armut

Nach Ansicht von James Hawes werden die Engländer immer ärmer. Zu diesem Ergebnis sei eine Analyse der Financial Times gekommen.

Die Financial Times hat vor wenigen Tagen die Einkommensschere in Großbritannien im Vergleich zu anderen europäischen Ländern und den USA unter die Lupe genommen. Anhand von Daten der Europäischen Statistikbehörde, der OECD und britischer Regierungsbehörden kommt der Autor tatsächlich zu dem Ergebnis, dass die Schere zwischen arm und reich in Großbritannien – ähnlich wie in den USA - besonders weit auseinander geht. Demnach geht es den reichsten drei Prozent der Briten im internationalen Vergleich sehr gut. Knapp hinter den reichsten Deutschen und Norwegern bewegen sich die reichsten Briten in der globalen Elite. Betrachtet man dagegen die niedrigeren Einkommensschichten, so schneiden die Briten immer schlechter ab, je weiter man die Einkommensleiter nach unten geht. Haushalte mit einem durchschnittlichen Einkommen rangieren der Untersuchung zufolge nur noch auf Rang 12. Vergleicht man den Lebensstandard der ärmsten fünf Prozent der Briten, fallen sie auf Rang 15 ab. Im Vergleich zu den ärmsten Slowenen haben die ärmsten britischen Haushalte einen um 20 Prozent niedrigeren Lebensstandard.

Besonders gut geht es laut Financial Times den Norwegern. In allen Einkommensschichten stehen die Skandinavier im Vergleich ganz weit oben. Der Lebensstandard der ärmsten fünf Prozent ist – verglichen mit den ärmsten fünf Prozent anderer Nationen - weltweit sogar der höchste. Im Vergleich zu Großbritannien sei Norwegen ein guter Ort zu leben - egal ob arm oder reich, so der Autor.

Bertram Graf von Quadt zu Wykradt und Isny über die Queen und Irland

Bertram Graf von Quadt zu Wykradt und Isny sagt, die Queen habe sich 2011 in einer Rede in Irland für die Gräueltaten, die die Engländer in der Vergangenheit in Irland begangen haben, ausdrücklich entschuldigt.

Bertram von Quadt-Wykradt-Isny spielt auf die Rede von Queen Elisabeth II an, die sie im Jahr 2011 in der irischen Hauptstadt Dublin gehalten hatte. Der Besuch der Queen galt als historisch, war es doch der erste Staatsbesuch eines britischen Monarchen in Irland seit 100 Jahren. Die Erwartungshaltung der Iren war hoch. Sie hofften auf eine Entschuldigung der Queen für Unterdrückung, Kolonialismus und Gewalt, unter der die Iren in den vergangenen Jahrhunderten gelitten hatten. Doch die Hoffnung der Iren wurde enttäuscht. Zwar war die Rede der Queen von einem Geist der Aussöhnung und Annäherung geprägt. Auch sprach die Queen „allen, die unter der bewegten Vergangenheit gelitten haben“ ihr tiefes Mitgefühl aus. Eine ausdrückliche Entschuldigung, wie Bertram von Quadt sagt, kam der Queen aber nicht über die Lippen.

Dennoch wurde die Rede der Queen mit viel Wohlwollen aufgenommen. Selbst der Chef der nationalistischen Sinn Fein-Partei, Gerry Adams, begrüßte die Rede der Queen. Das von ihr zum Ausdruck gebrachte Mitgefühl für die Opfer des Konflikts empfand Adams als echt. Ihre Worte seien einer Entschuldigung so nahe wie möglich gekommen.

Stand: 20.09.2022, 09:00 Uhr