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Die Jahrhundert-Dürre: Erleben wir gerade unsere Zukunft?

Der Faktencheck zur Sendung vom 29.08.2022

Dauerhitze, kaum Regen: Deutschland im Dürre-Sommer. Ist das schon der Alltag in Zeiten des Klimawandels? Müssen wir lernen, mit dem Wassermangel zu leben, uns für einen grünen Rasen und vollen Pool schämen? Die Diskussion nach der Dokumentation zum Thema.

Eine Talkshow ist turbulent. Oft bleibt während der Sendung keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt hartaberfair nach und lässt einige Aussagen bewerten. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.

Sven Plöger über Ausgaben für russisches Erdgas

Sven Plöger sagt, zwischen 2015 und 2020 habe Deutschland jährlich 88 Milliarden Euro für russisches Gas ausgegeben.

Schaut man sich die Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums an, liegen die Zahlen, die Sven Plöger nennt, deutlich zu hoch. In einer Antwort auf eine Anfrage des Fraktionsvorsitzenden der Linkspartei, Dietmar Bartsch, listet das Wirtschaftsministerium die Summen auf, die zwischen 2014 und Januar 2022 für die Importe von Rohstoffen aus Russland ausgegeben wurden. Im Jahr 2015 wurde demnach Erdgas aus Russland im Wert von 8,3 Milliarden Euro importiert. Die Ausgaben im Zeitraum 2015 bis 2020 schwanken dabei zwischen 10 Milliarden Euro (2018) und 5,7 Milliarden Euro (2020). Laut vorläufiger Zahlen kosteten die Erdgasimporte aus Russland im vergangenen Jahr rund 8,7 Milliarden Euro. Die Zahlen für 2021 decken sich in etwa auch mit den vorläufigen Zahlen des statistischen Bundesamtes.

Carla Reemtsma über Studien und 100 Prozent Erneuerbare

Carla Reemtsma sagt, in der Zukunft sei es durchaus möglich, die Energie für Strom und Wärme zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Studien belegten dies.

Dass die Energieversorgung in Zukunft immer mehr durch erneuerbare Energieträger gewährleistet werden wird, ist inzwischen hinlänglich bekannt und in breiten Teilen von Politik und Gesellschaft auch anerkannt. Es gibt tatsächlich zahlreiche Studien, die belegen, dass die Versorgung durch erneuerbare Energien auch zu 100 Prozent gelingen kann. So kam schon im Jahr 2010 das Umweltbundesamt in einer Studie zu dem Schluss, dass die Stromerzeugung bis zum Jahr 2050 vollständig durch erneuerbare Energien möglich ist. Auch das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme hat bereits im Jahr 2012 ein Modell entwickelt, mit dessen Hilfe bis 2050 die Energieversorgung für Strom und Wärme zu 100 Prozent aus regenerativen Energieträgern zu bewerkstelligen ist – und das ohne Energieimporte aus dem Ausland. Eine aktuellere Studie des DIW aus dem vergangenen Jahr sieht sogar die Möglichkeit, die Energieversorgung schon in zehn bis 15 Jahren zu 100 Prozent aus Erneuerbaren zu erreichen. Auf eine Grundvoraussetzung machen dabei alle Studien aufmerksam: Den schnellen Ausbau von Wind- und Solaranlagen.

Sven Plöger über Regenmengen der letzten Jahre

Sven Plöger sagt, im Jahr 2018 hätten 25 Prozent an Niederschlag gefehlt.

Daten des Deutschen Wetterdienstes bestätigen das. Im Durchschnitt fielen in Deutschland im Zeitraum 1991 bis 2020 jährlich rund 791 Liter Regen auf einen Quadratmeter. Im Jahr 2018 lag der Wert mit 586 Litern um gut 25 Prozent unter dem Schnitt. Für die letzten knapp 20 Jahre stellt das Jahr 2018 damit einen Ausreißer dar. So deutlich unter dem Durchschnitt lag die Regenmenge mit 608 mm zuletzt im Jahr 2003. 2019 und 2020 haben sich die Niederschlagsmengen in Deutschland den Durchschnittswerten wieder angenähert. Im Jahr 2021 lagen sie mit 801 mm darüber. Allerdings gibt es immer jahreszeitliche Schwankungen. So waren nach Angaben des Bundesumweltamtes (UBA) der Frühling und Herbst des vergangenen Jahres durch wenig Niederschlag bzw. Trockenheit geprägt. Im Sommer dagegen kam es zu vielen Starkregenereignissen, die an der Ahr zur Flutkatastrophe geführt haben. Darüber hinaus gab es laut UBA auch deutliche regionale Unterschiede. So lag die Niederschlagsmenge im Ostharz bei weniger als 500 Litern pro Quadratmeter, während im Südschwarzwald und in den Alpen zum Teil über 2000 Liter gemessen wurden.

Schottergärten

In unserem letzten Einspielfilm haben wir eine Reihe von Vorgärten gezeigt, die mit Schotter statt mit Rasen und Pflanzen bebaut waren.

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"hart aber fair" - Gästerunde

Natürlich gibt es auch Schottergärten, bei denen Regenwasser auch in den Boden sickern und dem Grundwasser zufließen kann. Allerdings kommt es auf die Bauart des Schottergartens an. Liegt der Schotter etwa auf einer wasserdichten Folie oder auf Beton, so gilt diese Fläche als versiegelt. Regenwasser kann nicht über den Boden ins Grundwasser versickern und muss über die Kanalisation abgeleitet werden. Schottergärten haben aber immer den Nachteil, dass sie sich bei Sonnenschein stark aufheizen und zu höheren Temperaturen in Städten führen können. Darüber hinaus wird Tieren wie Käfern, Schmetterlingen und anderen Insekten, aber auch Pflanzen Lebensraum genommen – insgesamt schaden sie also der Artenvielfalt. Hierauf machen Naturschutzverbände ebenso aufmerksam wie das Bundesumweltministerium. Diese ökologischen Nachteile haben einige Bundesländer bereits dazu veranlasst, Schottergärten zu verbieten.

Stand: 30.08.2022, 10:40 Uhr