Die Pandemie in uns: Wann kommt die Zeit, von Corona loszulassen?

Der Faktencheck zur Sendung vom 07.02.2022

Viele Ansteckungen, wenige schwer Erkrankte – verliert das Corona-Virus gerade seinen Schrecken? Ist das ein Triumph der Impfung? Der richtige Zeitpunkt, um Lockerungen zu planen? Und wie machen wir uns selbst frei von Corona, beenden die Pandemie im eigenen Kopf?

Eine Talkshow ist turbulent. Oft bleibt während der Sendung keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt hartaberfair nach und lässt einige Aussagen bewerten. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.

Cihan Celik über Booster in Dänemark und Deutschland

Cihan Celik hält die Aufhebung der Corona-Maßnahmen in Dänemark für einen guten Schritt, weil dort die Voraussetzungen für Lockerungen gegeben seien. Im Vergleich zu Deutschland gehe die Spanne zwischen der Inzidenzentwicklung und der Zahl schwerer Erkrankungen in Dänemark weiter auseinander. Auch, weil dort deutlich mehr Ältere durch eine Booster-Impfung geschützt sind als in Deutschland.

Das stimmt. Nach Angaben der dänischen Gesundheitsbehörde haben etwa 95 Prozent der über 60-jährigen Dänen bereits eine Booster-Impfung erhalten. In Deutschland waren es – Stand 07.02.22 – laut Robert Koch-Institut gerade einmal 75,3 Prozent. Auch bei den Erstimpfungen sind uns die Dänen deutlich voraus: Während in Deutschland bis gestern 76 Prozent mindestens eine Impfung erhalten haben, waren es in Dänemark bereits 82,6 Prozent. Trotz der im Vergleich zu Deutschland deutlich höheren Inzidenz (Dänemark 5080, Deutschland 1441) sind auch die Zahlen der Corona-Patienten, die in Dänemark auf einer Intensivstation behandelt werden müssen, – gemessen an der Einwohnerzahl – deutlich niedriger als hier. Derzeit werden in Dänemark laut der Datenbank „our world in data“ 31 Menschen intensivmedizinisch behandelt – in Deutschland waren es gestern 2375.

Auf Anfrage hat uns das Robert Koch-Institut noch einmal bestätigt, dass es sich bei den täglich berichteten Impfquoten um Mindestimpfquoten handelt. Im Wochenbericht des RKI vom 03.02.22 betont das RKI, dass eine Untererfassung von maximal fünf Prozent möglich sei. Für das 2. Quartal 2021 hat das RKI die abgerechneten Impfleistungen geprüft. In diesem Zeitraum lag die Zahl der tatsächlichen Impfungen demnach zwischen 0,6 und 0,8 Prozent höher als angegeben.

Christina Berndt über Bayerns Impfquote

Christina Berndt kann die Kritik von CSU-Generalsekretär Markus Blume an der Impfkampagne der Bundesregierung nicht ganz nachvollziehen. Schließlich sei es doch Bayern, das bei der Impfquote – von den ostdeutschen Bundesländern abgesehen – ganz hinten liege.

Christina Berndt hat Recht. Unter allen alten Bundesländer weist Bayern, gemeinsam mit Baden-Württemberg, die niedrigste Impfquote auf. Erst 73,5 Prozent der Bayern und Baden-Württemberger haben sich mindestens einmal gegen Covid-19 impfen lassen. Damit liegen sie deutlich hinter den führenden Ländern Bremen (89,6 Prozent), Saarland (82 Prozent) und Hamburg (81,4 Prozent). Auch in vergleichbareren Flächenstaaten wie Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sind mit 79,9 Prozent bzw. 77,8 Prozent aktuell deutlich mehr Menschen mindestens einmal geimpft worden als in Bayern. Mit 73,8 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern liegt außerdem auch eines der ostdeutschen Bundesländer noch vor dem Freistaat.

Mehr zur Sendung

Stand: 08.02.2022, 10:37 Uhr