Jupp Elze vor Ringrichter im Boxring

12. Juni 1968 - Der deutsche Boxer Jupp Elze fällt ins Koma

Jupp Elze gilt als erster Doping-Toter im deutschen Profisport. Nach einem Europameisterschafts-Kampf fällt er ins Koma, acht Tage später stirbt er. Die Obduktion beweist: Elze hatte Aufputschmittel genommen.

Mehr als 5.500 Boxfans verfolgen am 12. Juni 1968 in der Kölner Sporthalle mit Spannung den Fight zwischen ihrem "Jupp" aus Köln-Kalk und dem italienischen Europameister Carlos Duran.

Erster Dopingtoter der BRD: Der Boxer Jupp Elze

WDR ZeitZeichen 12.06.2023 14:38 Min. Verfügbar bis 12.06.2099 WDR 5


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Doch kurz vor Ende der 15. Runde wird Jupp Elze so schwer getroffen, dass er in seiner Ringecke zusammenbricht. Er fällt ins Koma und wacht nie mehr auf. Am 20. Juni erliegt der 28-Jährige einer Gehirnblutung.

Die letzte Chance

Vier Jahre zuvor tritt Elze mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft die Nachfolge des Kölner Box-Idols Peter "de Aap" Müller an.

Drei Mal kann er den Titel verteidigen, doch den ersten Fight um die Europameisterschaft verliert er. Am 12. Juni 1968 bekommt Jupp Elze in Köln seine zweite Chance. Eine dritte, das weiß er, wird es nicht geben.

Ein enormer Druck

Jupp Elze steht unter großem Druck. Kurz zuvor muss er seine Lebensversicherung auflösen, um Schulden bezahlen zu können. Dazu gilt sein Gegner, Titelverteidiger Carlos Duran aus Italien, als der technisch bessere Boxer und ist einen Kopf größer als der bullige Elze.

Mehr als 100 Kopftreffer

Die beiden liefern sich im wahrsten Sinn einen mörderischen Fight. Elze bekommt 150 Treffer direkt auf den Kopf. Wahrscheinlich würde er die Schläge nicht wegstecken und vorher aufgeben, wenn er nicht mit Aufputschmitteln gedopt wäre. So schreibt Elze traurige Sportgeschichte.

Leistungssteigernde Substanzen

In Elzes Körper werden bei der Obduktion mehrere leistungssteigernde Substanzen festgestellt. Darunter ist auch das Blutdruck steigernde Pervitin, ein Aufputschmittel, das bereits im Zweiten Weltkrieg als "Panzerschokolade" einen zweifelhaften Ruf genießt.

Vergebliche Suche nach den Verantwortlichen

Der Mittelgewichtler Jupp Elze gilt zum Zeitpunkt seines Todes als große Hoffnung des deutschen Boxsports. Ein sympathischer, offener Typ ohne Starallüren. In seiner Profilaufbahn hat er schon zahlreiche Wettkämpfe gewonnen, ist Deutscher Meister im Mittelgewicht.

Sein Tod löst viele Diskussionen aus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Elzes Manager und seinen Trainer. Aber wer für das Doping verantwortlich ist, kann bis heute nicht ermittelt werden.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Martina Meißner
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. Juni 2023 an Jupp Elze. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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