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26.01.1950 - Neue indische Verfassung räumt den Dalits gleiche Rechte ein

Stand: 15.11.2019, 13:41 Uhr

Es ist ein historischer Moment: Zum ersten Mal in der indischen Geschichte erhalten die Dalits, die sogenannten "Unberührbaren", am 26.1.1950 in der neuen Verfassung offiziell die gleichen Rechte wie alle anderen Inder.

Von Thomas Pfaff

Seit Jahrtausenden in der hinduistischen Religion diskriminiert als "Outcasts", Kastenlose, sind sie gezwungen, für die höheren Kasten die "unreinen" Arbeiten zu erledigen: Müllentsorgung, Beerdigungen, Abtransport toter Tiere - all das ohne Bezahlung. Sie müssen sich als rechtlose Tagelöhner verdingen; Dalitfrauen sind oft Freiwild für die Männer der höheren Kasten.

Entscheidende Figur bei der juristischen Gleichstellung ist Dr. Bhimrao Ambedkar, selbst Dalit und 1950 indischer Justizminister. Er gilt als wichtiger politischer Mitstreiter Mahatma Gandhis beim Kampf um die indische Unabhängigkeit; zugleich ist er in der Dalitfrage aber auch sein entschiedener Gegenspieler: Gandhi will den Dalits nämlich nicht dieselben Rechte einräumen und sie weiter paternalistisch behandeln. Deshalb ist die offizielle rechtliche Gleichstellung in der Verfassung von 1950 nur ein unbefriedigender Kompromiss; eigene politische Vertreter, die die Emanzipation praktisch hätten durchsetzen können, verhindert Gandhi mit einem Hungerstreik.

So geht die Diskriminierung bis in die Gegenwart weiter. Mit etwa 250 Millionen Menschen sind die Dalits heute die größte unterdrückte Minderheit der Welt. Erst seit etwa zwanzig Jahren wagen sie, wirklich für ihre Rechte zu kämpfen.   

Redaktion: Ronald Feisel

Gleiche Rechte für Dalits in Indien (am 26.1.1950)

WDR ZeitZeichen 26.01.2020 14:45 Min. Verfügbar bis 23.01.2090 WDR 5


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