Erich Kästner liest in der Internationalen Jugendbibliothek (IJB)

Gesang zwischen den Stühlen - Erich Kästner zum 125.

Stand: 30.01.2024, 12:08 Uhr

Eine Hommage zum 125. Geburtstag (23.2.) des Dresdner Schriftstellers, der im Berlin der Weimarer Republik mit Gedichten und Kinderbüchern berühmt wurde. Über Lieder mit Texten von Kästner tasten wir uns an sein Leben und Werk heran.

Von Ariane Jacobi

Gesang zwischen den Stühlen - Erich Kästner zum 125.

WDR 5 Liederlounge 18.02.2024 55:23 Min. Verfügbar bis 15.02.2025 WDR 5


Bis heute begeistert der Künstler als zeitkritischer, humanistischer Autor von internationaler Bedeutung Leser und Leserinnen unterschiedlichen Alters. "Um das geistige und literarische Erbe Erich Kästners lebendig zu halten, bedarf es unbedingt auch einprägsamer Stimmen" sagt der Vorstandsvorsitzende des Erich Kästner Hauses für Literatur in Dresden Ruairí O´Brien.

May, Gisela; dt. Schauspielerin und Chansonsängerin

Zu einer dieser Stimmen zählt für mich die, 1924 im hessischen Wetzlar geborene Gisela May, die sich den meisten als Brecht Interpretin, als Mitglied des Berliner Ensembles ins Gedächtnis eingegraben hat. Mit ihrer Interpretation von Kästners populärem Gedicht "Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühen" trägt sie uns in die Weimarer Republik, in das Jahr 1928. Der hier Ende zwanzigjährige Schriftsteller konfrontiert seine Zeitgenossen mit einer Parodie auf eines der berühmtesten Gedichte der deutschen Sprache:  "Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen…" : In diesem Lied der Mignon aus Goethes "Wilhelm Meister" findet die Italiensehnsucht der Deutschen einen unvergesslichen poetischen Ausdruck. Die Begeisterung für das Land hat zur Goethezeit ihren Höhepunkt: Italien als Paradies, als wunderschönes Reiseland, in dem man die Quellen der europäischen Kultur aufspürt, in dem Künstlerinnen und Künstler aus dem Norden Europas Inspiration finden. Während wir als Leser-, als Hörerinnen all das im Hinterkopf haben führt uns der, zu der Zeit bereits in Berlin lebende Kästner, scharfzüngig mit seiner militaristischen Kritik den kulturellen Verfall Deutschlands vor Augen. Bei seinem Anti Kriegs-Plädoyer "Fantasie von übermorgen" packt Gisela May eine bissige Stimme aus, um von den Kriegstreibern zu berichten, die von den Frauen mal eben übers "Knie gelegt" werden. Ein Text aus dem Gedichtband "Lärm im Spiegel", bei dem Kästner ein ironisches Bild der Gesellschaft der Weimarer Republik entwirft, Heuchler und Spießer aufs Korn nimmt und mit pointierten Wendungen immer wieder attackiert und für Überraschungen sorgt.        

Ursula Herking

Kästners ab 1928 veröffentlichte Gedichte zählen bald zum festen Repertoire von politisch-literarischen Kabarettbühnen, wie der Berliner "Katakombe", die Goebbels 1935 von der Gestapo schließen lässt. Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelt Kästner nach München über, wo er auch als einer der Hausautoren der "Schaubude" wieder "frei nach Schnauze" Kunst mit "alten" Freunden machen kann. So, mit der Schauspielerin und Kabarettistin Ursula Herking und dem musikalischen Leiter Edmund Nick. Ein Trio, das mit dem "Marschlied 1945" wie eine Bombe einschlägt. Herking katapultiert sich mit ihrer ergreifenden Interpretation zum Star!              

In der Liederlounge erleben Sie auch eine Chansoniere, die heutzutage mit ihrem Programm "Gesang zwischen den Stühlen" an Kästners Stimme erinnert, mit der er "der Welt ins Gewissen redet", wie sein Kabarett Kollege, der Komponist Edmund Nick es einst formuliert hat.  

Gespielte Titel:

Anna Haentjens - Gesang zwischen den Stühlen

Gisela May - Sachliche Romanze
Gisela May - Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühen
Gisela May - Fantasie von übermorgen
Anna Haentjens - Das Spielzeuglied!
Anna Haentjens - Der Gesang vom verlorenen Sohn oder: Eine Mutter zieht Bilanz
Gisela May - Das Leben ohne Zeitverlust
Gisela May - Chor der Girls
Anna Haentjens - Die Entwicklung der Menschheit
Ursula Herking - Marschlied 1945
Ursula Herking - Das Lied vom Warten
Ursula Herking - Gewisse Ehepaare

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