- Sendehinweis: Vesper | 20. April 2024, 17.04 - 19.00 Uhr | WDR3
Vesper I
Magisch, mystisch, bedeutungsvoll: die Zahl Sieben im Christentum
17:04 - 17:45 Uhr
Die Mystik der Zahlen spielte vor allem im Mittelalter eine große Rolle, die "Sieben" wurde sogar als heilige Zahl bezeichnet. Die "Drei" steht für die nach dem Bild des dreifaltigen Gottes geschaffene Seele, für alles Geistige. Die vier ist die Zahl der Elemente und steht symbolisch für die weltlichen Dinge und alles Materielle.
Sie "Sieben", als Summe der beiden, ist somit vollkommen und umfasst alles. Gottes Schöpfung dauerte sieben Tage und konnte nach dem Verständnis des mittelalterlichen Menschen nur vollständig und vollkommen sein.
Die christliche Religion liefert uns eine Fülle an Beispielen für die Zahl Sieben und wir möchten sie musikalisch vorstellen: Mit Heinrich Ignaz Franz Biber schauen wir uns die sieben Freuden Mariaes an, ein spätmittelalterliches Lied erzählt dagenen von ihren sieben Schmerzen.
Mit Arvo Pärts "Vater unser" betrachten wir die sieben darin enthaltenen Bitten und von Johann Hermann Schein hören wir die sieben Worte, die Jesus am Kreuz gesprochen hat. Die Weisheit, eine der sieben Tugenden, ist auch die erste der sieben Gaben des Heiligen Geistes. Hildegard von Bingen hat ihr eine allegorische Rolle in einem ihrer Gesänge gegeben.
Von Dorothee Prasser
Die Musikstücke zur Sendung
Komponist:in | Titel / Länge | Interpret:in |
---|---|---|
Johann Hermann Schein | Die sieben Worte für gemischten Chor und Basso continuo (3'52'') | Cappella Sagittariana Dresden |
Matthaeus Pipelare | Memorare, Mater Christi zu 7 Stimmen (7'10'') | Capilla Flamenca |
Heinrich Ignaz Franz Biber | aus: Sonate für Violine und Basso continuo Nr. 15 C-Dur "Die Krönung Mariae" aus: "Rosenkranzsonaten" 1.Sonata (1) und Aria (2) (6'11'') | Meret Lüthi Les Passions de l'Ame |
Arvo Pärt | Vater unser Fassung für Countertenor und Streichorchester (3'25'') | Andreas Scholl, Countertenor Morphing Chamber Orchestra |
Hildegard von Bingen | Die Weisheit und ihre Schwestern in der Ausführung mit Frauenstimmen (5'27'') | Anonymous 4 |
Dietrich Buxtehude | Ich bin die Auferstehung und das Leben, BuxWV 44 für Bass, 2 Violinen, 2 Violen da gamba, Fagott, 2 Trompeten, 2 Zinke und Basso continuo (5'57'') | Jakob Bloch Jespersen, Bassbariton Concerto Copenhagen |
Arcangelo Corelli | Sonata da chiesa a` tre C-Dur, op. 1,7 für 2 Violinen und Basso continuo (4'25'') | Simon Standage, Violine Micaela Comberti, Violine Trevor Pinnock, Orgel Nigel North, Theorbe |
Vesper II
Die zweite Stunde porträtiert Johann Schenck als führenden Kopf der Amsterdamer Musikszene und Düsseldorfer Hofgambisten.
18:04 - 19:00
Heute kennen ihn vor allem die Gambisten: Johann Schenck, 1660 als Sohn eines aus Köln eingewanderten Weinhändlers in Amsterdam geboren, wurde mit 36 Jahren Kammermusiker beim kunstsinnigen Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz in Düsseldorf. Der spielte selbst die Viola da gamba und hatte mit Schenck fortan einen Virtuosen an seiner Seite, der ihn bald schon mit den entsprechenden Suiten und Sonaten in Duobesetzung versorgte.
Unter dem poetischen Titel "Le Nymphe di Rheno" erschienen sie 1702 als Schencks Opus 8 im Druck, kurz darauf gefolgt von einer neuen Sammlung "L’Echo du Danube", in denen die solistische Gambe im Fokus steht, teils alleine, teils mit Generalbass-Begleitung. Hier zeigt sich Schenck mal als Vertreter des mehrstimmigen französischen Gambenstils à la Marin Marais, mal als begeisterter Anhänger des römischen Violinmeisters Arcangelo Corelli, dessen Sonatenkunst er genial auf sein eigenes Instrument überträgt.
Die zweite Vesperstunde widmet sich aber ebenso Schencks früheren Aktivitäten in Amsterdam, wo er sich auch mit Triosonaten profilierte und als Vokalkomponist sogar mit der ersten in niederländischer Sprache präsentierten Oper, "Bacchus, Ceres en Venus" von 1686.
Von Bernd Heyder
Die Musikstücke zur Sendung
Komponist:in | Werk / Länge | Interpret:in |
---|---|---|
Johann Schenck | Fantasia und Courante aus: Sonate C-Dur für Viola da gamba und Basso continuo op. 2,11 (3'45'') | Lixsania Fernández, Viola da gamba Recondita Armonia |
Johann Schenck | Sonate d-Moll für 2 Violinen und Basso continuo, op. 3,4 (7'25'') | La Suave Melodia |
Johann Schenck | Rezitative und Arien aus der Oper "Bacchus, Ceres en Venus" (7'17'') | Jasper Schweppe, Bariton Hieke Meppelink, Sopran Renate Arends, Sopran Bernard Loonen, Tenor Camerata Trajecinta Leitung: Louis Peter Grijp |
Johann Schenck | Fantasia F-Dur für Viola da gamba und Basso continuo, op. 4,6 (4'44'') | Jay Bernfeld, Viola da gamba Capriccio Stravagante |
Johann Schenck | Sonate d-Moll für 2 Violen da gamba, op. 8,12 (8'44'') | Wieland Kuijken, Bassgambe François Joubert-Caillet, Bassgambe |
Johann Schenck | Capriccio G-Dur für Violine und Basso continuo, op. 7,12 (4'05'') | Antoinette Lohmann, Violine Furor Musicus |
Johann Schenck | Aria, Gavotta, Adagio und Giga aus: Sonate e-Moll für Viola da gamba solo, op. 9,5 (9'03'') | Sofia Diniz, Viola da gamba |