Georg Restle am 22.09.2016

Ich bin Patriot!

Von Georg Restle

Wer sich in diesen Tagen als Patriot bezeichnet, hat ein Problem. Der Begriff ist schon besetzt: Von deutschtümelnden AfD-lern bis nach ganz rechts außen, ist Patriotismus Programm geworden. Man bekennt sich wieder zur Fahne und zu „1000 Jahren Deutschland“ (AfD-Höcke), zur teutschen Familie und zur NATIONALmannschaft (AfD-von Storch) – aber bitte nur schön weiß und mit einem Stammbaum am liebsten bis zu Konrad I. – wenn man überhaupt weiß, um wen es sich dabei handelt.

Georg Restle | Bildquelle: wdr

Dabei liegt diesem Blut- und Boden-Patriotismus ein tiefes Missverständnis zu Grunde: Er definiert sich als bedingungslose Liebe zu einem Vaterland, das mit diesem Deutschland nichts zu tun hat. Nichts mit seiner Vielfalt, nichts mit seiner Weltoffenheit, nichts mit seiner Geschichte, nichts mit seiner Verfassung. Schlimmer noch. Er versteht sich als programmatischen Entwurf, der die Zugehörigkeit zu diesem Land nach rein „völkischen“ Kriterien bemisst. Der die soziale Frage nicht zwischen oben und unten stellt, sondern zwischen innen (deutsch) und außen (nichtdeutsch). Es ist ein Patriotismus, der im Kern nationalistisch und rassistisch ist.

Ja, ich bekenne: Ich bin Patriot! Weil ich es schätze, in einem Land zu leben, in dem die Religionsfreiheit Verfassungsrang hat, in dem Menschenrechte für alle gelten und das in seinen Willkommensgesten für Flüchtlinge ein großes Herz und internationale Solidarität gezeigt hat. Ich bin Patriot, weil ich es großartig finde, dass schwule und lesbische Partnerschaften in diesem Land anerkannt werden, dass die Spieler der deutschen Nationalmannschaft Boateng, Özil oder Gomez heißen und Spitzenpolitiker Özdemir. Ich bin Patriot, weil ich hier offen streiten kann für mehr Gerechtigkeit, mehr Freiheit und mehr Solidarität. Weil ich die Idee dieses Staates im Grunde für richtig halte, seine Freiheiten für verteidigungswert, seine Ideale für erstrebenswert.

Dafür kämpfe ich als Patriot, nicht aus besinnungsloser Liebe, sondern mit kühlem Kopf. Gegen jeden, der mir meine Freiheiten nehmen will; seien es Regierungen, Konzerne oder nationalistisch-rassistische Möchtegernpatrioten.

Kommentare zum Thema

  • Bert; Patri-dioten 27.02.2023, 06:00 Uhr

    So isch rescht, Hr. Generalpatriot ! Bevor mer wat evtl. Positives übber sich zu formuliere hat, musch ma erstma verschiedene Dinge behaupten, vermixen und den so passend zubereiteten FEIND "intellektuel" prügeln. Dann hat man schon jene Millionen auf der eignen Seite, die alle was ( ?!) "gegen Regierungen, Konzerne oder nationalist.-rassist. Möchtegern-Patrioten haben. Eigentl. ganz einfach. Ja, da stimmen sogar RECHTE feste zu, außer sie sind grad Konzern-Besitzer, Regierungsbeteiligte oder eben die falschen Pattrioten, die mit dem NsRs-Zeichen rumlaufen, - kurz: Nicht-Linke bzw. das was Sie und die dominierenden GegenRechts-Kollegen dafür halten, zweckdienlicherseits. Und das kann sich schnell ändern, wie man inzw. anhand der C19-Maßnahmen, deren Gegner/-Jagd und besonders zur WAFFEN-/Nicht-/Unterstützung für die Ukraine fast allerseits feststellen kann: Da tun sich die tollsten ABGRÜNDE bzw. Querfronten auf, begonnen bei der BASF, die bei den gaZprom-deals führend dabei war!

  • Michael warnecke 27.08.2021, 21:41 Uhr

    Wo lebst du denn. Wir haben gettos oder Städte wo nur Ausländer leben. Die Deutschen sind ausgeliefert. Ältere. Integration wo? 25 Schüler und 2 deutsche. Super.

  • Der Redakteur 08.07.2020, 12:18 Uhr

    Sind immer vorn dabei-die wahren Patrioten.Sie versuchen, im schwarzen CDU-Dilemma weiße Wäsche zu produzieren-Besserwisser in Biedermeierausstrahlung mit Geschichtslücken über Nazi-Bundeskanzler Kiesinger, SS-Oberländer,Globke und weitere berühmt-berüchtigte "Demokraten" des Adenauerregimes.Auch die Konvertierung von FDJ-SED zu CDU begrüßen solche,"unsere", Patrioten.Sie werden und brauchen die kommende Alternative nie mitbekommen.