Wie Betrüger Melinas Kampf gegen den Krebs ausnutzten
Stand: 24.01.2025, 07:32 Uhr
Was Familie Schulten aus Essen passiert ist, ist schwer zu glauben. Ein Schicksalsschlag jagt den nächsten und dann missbrauchen Unbekannte auch noch die Geschichte ihrer krebskranken Tochter Melina, um Geld zu erbeuten. Die Familie ist fassungslos.
Von Fabienne Elaine Strohmer
Die achtjährige Melina und ihre Mama Denise Schulten spielen Monsterjäger. Melina schummelt ein wenig, sie spielen nach "Melinas eigenen Regeln", sagt Denise Schulten. Beide lachen. Für die 35-jährige Mutter bedeuten diese kleinen Momente im Alltag mittlerweile alles. Sorgenfrei und wie eine ganz normale Familie gemeinsam Zeit verbringen und spielen. Denn die Zeiten, die die Familie aus Essen hinter sich hat, sind nicht ganz normal. Mit vier Jahren erkrankt Melina an Krebs - an einem Neuroblastom.
Was ist ein Neuroblastom?
Ein Neuroblastom ist eine Art Krebs, der vor allem bei kleinen Kindern auftritt. Die meisten Kinder erkranken bis zu ihrem sechsten Lebensjahr daran - danach wird die Wahrscheinlichkeit immer geringer. Der Krebs entsteht in Nervenzellen, die sich normalerweise zu Nervengewebe entwickeln, aber entarten. Am häufigsten tritt ein Neuroblastom in den Nebennieren auf, aber es kann auch in anderen Bereichen des Körpers vorkommen. Die Symptome variieren je nach dem Ort, an dem der Tumor wächst, und können Schmerzen, Schwellungen oder Veränderungen im Verhalten umfassen.
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Kurz nach der Diagnose sagen die Ärzte, dass Melinas Chancen auf Heilung nur bei etwa 40 Prozent stehen. Die Familie geht mit Melinas Geschichte an die Öffentlichkeit. Bei Instagram will Mutter Denise Schulten über Neuroblastome aufklären und Melinas Kampf zeigen. Und tatsächlich gewinnt Melina ihn. Nach zwei Jahren ist sie wieder gesund.
Harte Zeiten für die Familie
Ruhe kehrt trotzdem nicht ein: Ein Schicksalsschlag folgt auf den nächsten. Nachdem Melina gesund wird, verliert die Familie ihre Wohnung bei einem Brand. Ihr Hab und Gut wird in den Flammen vernichtet. "Wir hatten wirklich gar nichts mehr. Vielleicht noch ein, zwei Taschen mit Anziehsachen, ein paar Papiere und das war es", erinnert sich Denise Schulten. Ihr kommen sofort die Tränen. Melina gibt ihrer Mutter zum Trost zwei ihrer Kuscheltiere.
Familie Schulten hat durch einen Brand alles verloren
Die Schultens ziehen nach dem Feuer in eine neue Wohnung im Souterrain und werden dort nur ein paar Monate später von einem Hochwasser getroffen. Schlaf- und die Kinderzimmer stehen unter Wasser, die Möbel sind unbrauchbar. Und auch nach diesem Schicksalsschlag bekommt die Familie "großartige Unterstützung", von Hilfsvereinen, ihren Followern und sogar fremden Menschen, die der Familie Geld gespendet haben, erinnert sich Schulten.
Neue Sorgen und Entdeckung des Fakes
Aber auch nach dem Hochwasser endet die Pechsträhne nicht: Gesundheitlich gibt es im Sommer 2024 wieder Rückschläge. Vater Benjamin Schulten erleidet zwei kleinere Schlaganfälle und kämpft seitdem mit Schwindel. Außerdem finden Ärzte eine Gewebeveränderung bei Melina. Bisher bestehe keine akute Gefahr, heißt es. Kontrollen sollten erstmal ausreichen. Trotzdem ist die Sorge von Familie Schulten wieder groß. Und in die Weihnachtszeit 2024 platzt dann die Nachricht, dass mutmaßliche Betrüger Melinas Geschichte und Bilder missbrauchen, um eine Spendenkampagne zu fälschen.
Der Schock über den Betrug sitzt bei Mutter Denise Schulten tief
00:18 Min.. Verfügbar bis 24.01.2027.
Denise Schulten war von einer Followerin auf die gefälschte Spendenkampagne aufmerksam gemacht worden. Melinas Namen hatten die Organisatoren in Sophia geändert. Schulten geht sofort zur Essener Polizei, um Anzeige zu erstatten. Aber es war den Unbekannten schon gelungen, über 800 Euro einzusammeln, bis die Schultens eingreifen konnten.
Melina weiß genau, was mit den mutmaßlichen Betrügern passieren soll
00:07 Min.. Verfügbar bis 24.01.2027.
Wie hoch die Chancen sind, dass die Hinterleute der Fake-Spendenkampagne jemals gefasst werden, ist heute schwer absehbar. Trotz aller Schicksalsschläge will Denise Schulten nach vorn blicken. "Alles, was uns passiert ist, hat uns jedes Mal den Boden unter den Füßen weggerissen. Wir nehmen es aber jetzt einfach hin und nutzen jeden Tag so, als wäre er der Letzte."
Über dieses Thema haben wir auch am 16.01.2025 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.