Das laute Kreischen einer Säge auf Holz dringt durch die Halle in Eschweiler. Tobias Hluchnik steht an einer Werkbank und schneidet eine Latte mit geübten Bewegungen zurecht. Die Späne fliegen durch die Luft. "So, jetzt noch ein bisschen Schmirgelpapier", ruft er seiner Partnerin Imke Liebau zu. Der letzte Feinschliff, um die Latte perfekt in den Van einzupassen, der in der Halle steht. Innen ist der Transporter fast komplett leer. Hluchnik und Liebau sind dabei, ihn nach ihren Vorstellungen auszubauen. Die Latte soll später Teil einer Duschkabine werden. Dieser Van soll das neue Zuhause der beiden 32-Jährigen werden.
Aus dem Alltag auszubrechen, immer wieder woanders aufzuwachen, fremde Kulturen und Menschen kennenlernen - davon träumen viele. Liebau und Hluchnik haben es einfach gemacht. Seit neun Jahren ist das Paar auf Weltreise. In Eschweiler machen sie nun für den Van-Umbau halt. Die Halle ist für drei Monate gemietet. Sie wissen aus Erfahrung, wie lange sie brauchen werden. Es ist bereits der dritte Van, den sie ausbauen. In die Quere gekommen sind sie sich in diesen neun Jahren trotz des Lebens auf wenigen Quadratmetern nie.
Vanlife zu zweit: Knallt es da nicht auch mal?
In der Halle in Eschweiler ist Tobias Hluchnik inzwischen in den Van gekrabbelt. Er misst konzentriert die Länge für die nächsten Latten, die er zurechtschneiden will. Jeder Schritt beim Umbau ist Handarbeit. "Von der Wasserversorgung über die Holzarbeiten bis zur Elektrik", fasst Hluchnik zusammen. Er ist gelernter Mechatroniker, für seine Partnerin Liebau dagegen war Handwerk komplettes Neuland.
Dass sie einmal in einem Van leben und durch die Welt reisen würde, hätten sich beide niemals träumen lassen. 2015 haben sie sich in Australien kennengelernt. Liebau war für Work and Travel im Land, Hluchnik für ein Auslandsjahr nach seiner Ausbildung. Aus den befristeten und unabhängigen Trips wurde eine jahrelange gemeinsame Reise - bis heute. "Es war nie so geplant, das hat sich Stück für Stück verlängert", sagt Hluchnik.
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Das Geld zum Leben verdienen sie unterwegs. "Wir haben in Australien, Neuseeland, Kanada und in der Schweiz gearbeitet, immer ein paar Monate am Stück, damit wir weiterreisen können", sagt Liebau, während sie eine Schraube festzieht. Zuletzt waren sie von Kanada nach Panama unterwegs, neun Monate lang. Über ihre Reisen berichten sie auch auf ihren Social-Media-Kanälen.
Liebenau und Hluchnik machen kurz Pause. Sie sitzen neben ein paar abgesägten Holzplatten und scrollen durch die Fotos auf ihren Handys: Liebau am australischen Strand mit einem Känguru, in Panama unter Kokospalmen, Berglandschaft in Neuseeland, beide vor der Golden Gate Bridge in San Francisco.
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"Ich denke oft: Wow, was haben wir schon alles erlebt. Ich glaube es manchmal selbst nicht, wo wir schon überall waren, bis ich die Fotos sehe", sagt Liebau. "Und dann will man wieder los", ergänzt Hluchnik. Sie lernen dabei nicht nur etwas über die Menschen und Kulturen vor Ort, sondern auch für sich selbst.
Das nächste Ziel steht schon fest
Ein paar Wochen später stehen Hluchnik und Liebau mit zufriedenen Gesichtern vor ihrem Van. Der Umbau ist fast fertig: Die Schränke sind türkis, die Küchenzeile bunt gefliest. Imke Liebau führt durch das Mini-Badezimmer im Van.
Kurz drauf sind die beiden schon wieder unterwegs. Die ersten Ziele mit dem umgebauten Van sind England und Schottland, da waren sie noch nie. Beide können sich gut vorstellen, eines Tages auch sesshaft zu werden. Wo? Da wollen sie sich nicht festlegen. Aber eines ist klar, sagt Hluchnik: "Einen Van werden wir auf jeden Fall immer behalten."
Über das Thema haben wir am 05.07.2024 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Aachen, 19.30 Uhr.