Hendrik Rabbe und Enja Witt

Im selbstgebauten Van ein Jahr durch Europa

Wesel | Unterwegs

Stand: 03.09.2023, 14:52 Uhr

Enja Witt und Hendrik Rabbe haben ihre Jobs aufgegeben, um sich ihren Traum zu erfüllen: Von Kamp-Lintfort aus fahren sie in ihrem selbstgebauten Van ein Jahr lang durch ganz Europa. Mit Mini-Budget eine Herausforderung.

Von Martin Henning (Text) und Sara Wendhack (Multimedia)

Hendrik Rabbe muss seinen Oberkörper fast verknoten, um die Türen am Wandschrank im Van zu befestigen. Er taucht unter dem montierten Schrankgestell durch, legt den Kopf zur Seite und zieht dann mit dem Akkuschrauber geschickt die Schrauben fest.

Mittlerweile sieht das bei dem 21-Jährigen richtig routiniert aus, er hat im Van aber auch genug Möglichkeiten zum Üben. Denn gemeinsam mit seiner Freundin Enja Witt, 22, baut er das Reisefahrzeug komplett um. Mit dem will das junge Paar durch ganz Europa fahren. Aus Kostengründen gilt für jeden Umbauschritt: Do it yourself. Die Anleitungen haben sie aus dem Internet, ein Jahr lang haben sie jede freie Minute in den Umbau gesteckt.

Welche Probleme gab es beim Umbau des Campers?

01:13 Min. Verfügbar bis 03.09.2025

Vanlife mit Elektronik, Gas und Wasser

Im Camper ist Elektronik für die Lichter, die Standheizung und den Kühlschrank verbaut. Die Wasserleitung haben sie selbst verlegt und Dank eines Gaszugangs können sie in ihrem Van auch kochen. Ihre Hündin Marley kommt auf der Rundreise natürlich mit. Der Vierbeiner hat seinen eigenen Liegeplatz.

Hündin Marley

Hündin Marley darf bei der Rundreise nicht fehlen

Einer der meistbesuchten Orte im letzten Jahr war die Werkstatt von Witts Vater. "Die ist sehr praktisch für die Dinge, die wir brauchen. Deswegen müssen wir das meiste Werkzeug nicht nochmal neu kaufen", sagt Witt. Im Garten ihrer Eltern sägen sie ihre Holzelemente zurecht. Das Paar werkelt ausschließlich am Wochenende, weil es nur da Zeit hat. "Auch am Sonntag, aber das hat die Nachbarn schon etwas strapaziert", sagt Rabbe schmunzelnd.

Welche Extras sind im Van verbaut?

00:28 Min. Verfügbar bis 03.09.2025

Mit dem Transporter durch Europa: Paar kündigt Jobs

Die Inspiration für die Rundreise kam von Witts Geschwistern. "Eine meiner Schwestern hat Work and Travel gemacht, die andere Au Pair. Mein Plan war, die Welt zu sehen", erzählt die 22-Jährige. "Als ich Hendrik kennengelernt habe, haben wir überlegt, wie wir das zusammen machen können. Uns kam schnell die Idee zum Transporter. Dann haben wir unser eigenes kleines Zuhause und können die Orte besuchen, auf die wir beide Lust haben."

Für ihren Traum von der Europa-Rundreise haben die beiden ihre Jobs gekündigt. Witt arbeitete nach ihrer Ausbildung ein Jahr als Erzieherin in einer Grundschule, Rabbes Vertrag bei der Bundeswehr lief nach vier Jahren aus. Er hat ein bisschen mehr Geld ansparen können als seine Freundin. Das Paar muss beim Umbau und der Reise aber so viele Kosten sparen wie möglich.

Angst, nach der großen Reise keinen Job zu finden, haben sie nicht. "Erzieher werden überall gesucht, ich mache mir also keine Sorgen. Und Hendrik möchte sich sowieso weiterbilden, ein Studium oder eine Ausbildung anfangen", sagt Witt. Wenn sie finanziell an ihre Grenzen geraten, wollen Witt und Rabbe kellnern oder in einem Tierheim aushelfen.

Wegen Camper-Ausbau kam Familie zu kurz

Bei ihrem Projekt ist nicht alles rosarot, gibt das junge Paar zu. "Es gab Momente, in denen alles doof lief, wo wir alles falsch gebaut haben", sagt Witt. Raabe ergänzt: "Themen wie Freunde und Familie kamen im letzten Jahr wahrscheinlich ein bisschen zu kurz." Viele von ihnen fänden die Reise mutig, sagt Witt. "Unsere besten Freunde sind natürlich traurig, dass wir weg sind. Ein Jahr ist ja auch eine lange Zeit."

Dachfenster im Van von Hendrik Rabbe und Enja Witt

Im Van hat das Paar auch ein Dachfenster

Von ihrem Heimatort Kamp-Lintfort geht es zunächst durch deutsche Städte wie Heidelberg und Freiburg. Dann fahren sie weiter nach Österreich, Kroatien, Albanien und Griechenland, durch den Rest Europas - und zuletzt nach Norwegen.

Über das Thema haben wir am 31.07.2023 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Duisburg, 19.30 Uhr.