Tief unter Deck im Maschinenraum der "Falderntor" klettert Steuermann Wolfgang Kühne. Der 68-Jährige ist bei seiner morgendlichen Runde und checkt den Ölstand, prüft Schmierstoffe und hält Ausschau nach Ölflecken, wo keine sein sollten. "Das Schiff muss laufen, das Schiff muss Geld verdienen. Wartung ist das halbe Leben hier."
Heute ist ein entspannter Morgen für die Crew der "Falderntor". Noch hat sich kein Schiff zum Bunkern angemeldet. So heißt das Tanken auf See. Bei der "Falderntor" tanken Schiffe von überall. Immerhin liegt das Bunkerboot im größten Kanalknotenpunkt Europas. Im sogenannten Dattelner Meer treffen sich alle vier Ruhrgebietskanäle: der Dortmund-Ems-Kanal, Rhein-Herne-Kanal, Datteln-Hamm-Kanal und Wesel-Datteln-Kanal.
Alles, was das Seemannsherz begehrt
Oben an Deck geht der Kontrollgang von Kühne weiter. Er läuft an zahlreichen Eimern, Kanistern und Fässern vorbei. Die Kunden können bei der "Falderntor" nicht nur tanken, sondern auch vieles kaufen. Kühne zeigt auf rund 20 hüfthohe rote Fässer: "Die Schiffe fahren ja alle verschiedene Öle und die müssen wir natürlich an Bord haben."
Rettungen in letzter Sekunde
Früher war auf dem Dattelner Meer mehr los, berichtet Schiffsführer Frank Sommer. Unter anderem die wirtschaftliche Lage mache sich bemerkbar. Am Nachmittag meldet sich endlich ein Kunde bei dem 55-Jährigen. Er braucht für seinen Ausflugsdampfer 1800 Liter Diesel. Kurze Zeit später läuft am Anleger die Santa Monika II ein. In Notsituationen fährt das Bunkerboot seinen Kunden auch mal mehrere Kilometer entgegen, wenn die es nicht mehr bis zum Anleger schaffen.
Die Santa Monika II hat es locker geschafft. Sommer und seine Crew legen los: Seile und Schläuche werden befestigt, Knöpfe gedrückt und Schalter umgelegt. Es rauscht, knattert und die Zahl auf dem Kraftstoffzähler im Maschinenraum steigt schnell. Draußen wartet Kunde Chris Dennis Jansen. "Das ist eine enorme Erleichterung hier in Datteln. In irgendeiner Form liegt es immer auf dem Weg. Das nächste Bunkerboot wäre in Duisburg oder Münster."
Die Santa Monika II ist vollgetankt. Zufrieden steht Frank Sommer auf seinem Bunkerboot. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage kann er sich keinen anderen Job als auf dem Wasser vorstellen. Probiert hat er es schon, aber: "Das Geplätscher fehlt und die ganze Atmosphäre. Deshalb bin ich immer noch hier und will auch bleiben."
Über dieses Thema haben wir auch am 11.09.2023 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Dortmund, 19.30 Uhr.