Bill Marzog, 36, tätowierte Arme, Kurzhaarschnitt, Oberlippenbart, hätte nie gedacht, dass er als junger Mann an Krebs erkranken würde: "Das war ein Schock." Beim Duschen ertastet er Anfang Oktober eine auffällige Stelle an seinem Hoden: "Das fühlte sich ein bisschen komisch an, ein bisschen verhärtet, irgendwie anders", sagt Marzog, "ich hatte auch keine Schmerzen oder so. Es fühlte sich halt nur nicht so an wie sonst."
Der Mindener ist vorsichtig und geht zum Arzt. Kurz darauf bekommt er die Diagnose Hodenkrebs: "Dann sind mir natürlich alle Gesichtszüge entgleist. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Das ist schon krass, wenn man so ins Gesicht gesagt bekommt: 'Ja, Sie haben Krebs.'"
Weltkrebstag am 04. Februar
Der Weltkrebstag wurde ins Leben gerufen, um auf der ganzen Welt für die Krankheit zu sensibilisieren. Unter der Führung der Union for International Cancer Control (UICC) finden dafür am 04. Februar weltweit Aktionen statt. Ziele sind die Vorbeugung, Erforschung und bessere Behandlung von Krebserkrankungen sowie ein öffentliches Bewusstsein dafür. So sollen weniger Menschen an Krebs erkranken und sterben müssen.
Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 500.000 Menschen neu an Krebs. Laut Bundesministerium für Gesundheit ist die derzeit häufigste Krebserkrankung bei Männern der Prostatakrebs, gefolgt vom Lungen- und Darmkrebs, bei Frauen der Brustkrebs, gefolgt vom Darm- und Lungenkrebs. Jährlich sterben mehr als 230.000 Menschen in Deutschland an Krebs, der damit nach den Herz-Kreislaufkrankheiten den zweiten Platz in der Rangfolge der Todesursachen einnimmt.
Zwischen OP und Marathonlauf liegen nur acht Tage
Marzog muss kurz darauf operiert werden. Der Eingriff verläuft gut: "Ich konnte gehen, ein bisschen mit Schmerzen." Er spaziert kilometerlange Runden um das Krankenhaus. Denn wenige Tage nach der OP hat er eigentlich eine Reise nach New York geplant. Dort will er am Marathon teilnehmen - ein großer Wunsch des Hobby-Läufers: "Für viele Läufer ist New York ein großer Traum und ein großes Ziel. Für mich auch." Die Hoffnung auf die bevorstehende Reise gibt ihm Kraft.
Der 36-Jährige erzählt seine Geschichte auch, um junge Männer zu warnen: "Ich möchte andere animieren, sich einfach mal durchchecken zu lassen, zur Vorsorge zu gehen", sagt Marzog, "ich hatte ja auch keine Schmerzen." In den Tagen nach der Operation erholt er sich weiter und er kann gemeinsam mit seiner Freundin in die USA fliegen. Nach der Ankunft absolviert er in New York zwei Probeläufe. "Ich hatte keine Schmerzen, das war super", sagt Marzog und entscheidet sich, auch den Marathon zu laufen.
Marzog startet als einer von rund 50.000 Läuferinnen und Läufern und fühlt sich beflügelt vom Publikum: "Die Amerikaner sind ein bisschen verrückter als wir Deutschen", sagt Marzog, "die standen da wirklich in Reihen am Rand und haben die Leute angefeuert. Ich bin die ganze Zeit mit einem Grinsen gelaufen, weil ich es einfach nicht fassen konnte."
Nach 3 Stunden 18 Minuten kommt er ins Ziel und wird von den Emotionen eingeholt: "Jetzt bist du hier im Central Park in New York und läufst gerade über die Ziellinie", erinnert sich Marzog an seinen großen Moment, "das war schon krass, ein bisschen feucht waren die Augen auf jeden Fall."
Über dieses Thema haben wir auch am 05.12.2023 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.