"One, two, three - lift!". Auf Kommando gehen dutzende Hände in die Höhe, nichts hält den riesigen Ballon am Boden, in dem Wilhelm (73) und Benjamin Eimers (38) stehen. Die umstehenden Menschen auf dem weitläufigen Rasenfeld in Albuquerque (USA) jubeln und winken. Vater und Sohn schweben in die Höhe. Ganze 85 Stunden, vier Tage lang, werden die beiden durchgängig in der Luft bleiben. Am Ende werden sie fast 2.600 Kilometer zurückgelegt haben. Wird das reichen für den Sieg bei der Gasballon-Weltmeisterschaft?
Der Kampf um den Titel ist für Wilhelm Eimers aus Duisburg inzwischen fast Routine. Schon seit den 70er-Jahren fährt er Ballon und ist mehrfach Weltmeister geworden. Mit 14 packte ihn die Faszination für den Sport und ließ ihn nie wieder los. "Das Gefühl, hier oben zu sein, die Freiheit, von der Erde und den ganzen Problemen, die da unten sind, losgelöst zu sein … das ist unbeschreiblich." Seine ganze Familie steckte Eimers mit seiner Leidenschaft an, insbesondere Sohn Benjamin. "Ich bin damit groß geworden. Jeden Familienurlaub ging es mit dem Ballon weg, man konnte sich nicht wehren", erzählt der 38-Jährige. Er ist inzwischen selbst Ballonfahrt-Ausbilder.
Ballonfahrt-WM: Wer kann am Ende jubeln?
Bei der WM Ende 2023 reicht es diesmal nicht für den Sprung ganz nach oben: Vizeweltmeister. Ein Team aus Frankreich hat mit seinem Ballon noch mehr Strecke zurückgelegt. "Wir haben gut gekämpft, haben uns nicht aufgegeben", erzählt Benjamin Eimers. Doch der Wind stand ungünstig. Um nicht auf den Atlantik getrieben zu werden, mussten sie frühzeitig abbrechen.
Der anvisierte zweite Titel in Serie ist es nicht geworden. 2022 gewann Benjamin Eimers mit seinem Vater den Wettbewerb. Immerhin gibt es ein kleines Trostpflaster. Aufgrund ihres Sieges im Vorjahr findet die kommende Gasballon-WM im September 2024 in Münster statt. "Da sind wir sehr stolz drauf", erzählt Wilhelm Eimers. Es wird vielleicht seine letzte WM sein.
Zusammenrücken bei minus 50 Grad
So weit die Strecken, die die Eimers zurücklegen, so begrenzt ist der Raum, den sie für sich haben. Ihr Korb ist gerade mal 1,2 Quadratmeter groß. Dazu brauchen beide Essen für mehrere Tage und jede Menge technisches Equipment. Eine besondere Sitz-Konstruktion ermöglicht einen halbwegs gemütlichen Schlafplatz und die Beine lassen sich durch Klappen im Korb ausstrecken. An ausgiebigen und tiefen Schlaf ist trotzdem nicht zu denken. Noch schwieriger ist die Toiletten-Situation. Stichwort: Eimer. Vor allem ein Erlebnis wird Wilhelm Eimers nach all seinen Fahrten nicht vergessen.
Neben den anstrengenden WM-Rennen haben es Benjamin Eimers besonders extreme Höhen ab 7000 Metern angetan, wo die Temperaturen auf minus 50 Grad sinken. "Wir sind sehr gut ausgerüstet und tragen auch Nordpol-Expeditionsanzüge. Wenn man dann mal einen Handschuh auszieht, merkt man sofort die Kälte. Die Instrumente versagen, die Batterien werden sehr kalt, das ist eben eine absolute Extrembedingung." Trotz all der Wettbewerbe hat der 38-Jährige es nie verlernt, die Ballonfahrt einfach nur zu genießen. "Es gibt keinen schöneren Ort für ein Picknick."
Über dieses Thema haben wir auch am 23.11.2023 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Duisburg, 19.30 Uhr.