Marathon mit Knochentumor: Andrea erfüllt sich einen Traum

Köln | Unterwegs

Stand: 12.11.2024, 13:26 Uhr

Einen Marathon schaffen - davon träumt Andrea Sommer. Dass sie sich ihren Traum mit einem Tumor erfüllen muss, hätte sie nicht gedacht.

Von Yunus Gündüz (Text), Julia Gradt (Multimedia)

In Köln sind es 15 Grad und bewölkt bis sonnig. Kein ideales Ausflugswetter, aber perfekt für den diesjährigen Köln-Marathon. Die Läufer sind quer durch die Stadt und über den Rhein unterwegs. An der Strecke stehen Familie, Freunde und Schaulustige und feuern die Läufer an. Auch Andrea Sommer wird von zahlreichen Freunden angefeuert. Beim Gruppenfoto steht die 25-Jährige vor einem Banner, das mit "Andi you go girl" beschriftet ist. Aber weder auf dem Banner noch auf dem Foto ist Andrea Sommers ständiger Begleiter zu sehen - ihr Tumor am Fuß, sie hat ihn "Flossi" getauft.

"Flossis" Auswirkungen

Die Marathonläuferin hat eine seltene Krankheit namens "Tenosynovialer Riesenzelltumor" oder kurz TGCT, angelehnt an den englischen Fachbegriff "Tenosynovial Giant Cell Tumor". Allerdings handelt es sich bei TGCT nicht um Krebs. Im Gegensatz zum herkömmlichen Krebstumor bleibt er gutartig und streut nicht. Ungefährlich ist er trotzdem nicht: Der Tumor hat die umliegenden Sehnen, Sprunggelenkknochen und Bänder angegriffen. Sie hat Versteifungen und Schwellungen am Fuß. Sport hält ihn beweglich.

Körper gegen Fuß

Weil der Tumor verwachsen ist, ist eine operative Entfernung nicht möglich. Eine Chemotherapie bricht sie ab, zu groß sind die Nebenwirkungen. Ab sofort nimmt die Sportbegeisterte den Schmerz in Kauf.

Von ihrem Arzt kriegt sie den Rat, solange weiterzumachen, wie sie kann. Die 25-Jährige skatet, tanzt, surft und trainiert für einen Marathon. Ein Grund dafür ist ihre "Bucket List" mit Träumen, die sie sich erfüllen möchte. "Diese Liste nehme ich sehr ernst", sagt sie, und da stand eben auch ein Marathon drauf. Dass sie ihn ausgerechnet mit einem Fußtumor laufen sollte, hätte sie nie gedacht.

Der letzte Beweis

"Es dominiert Angst, Schmerzen und Leid in dieser Bubble", beschreibt sie ihre Erfahrung mit anderen Erkrankten. Mit ihrer Teilnahme möchte sie stattdessen Motivation und Zuversicht geben. "Für mich ist die Ziellinie der letzte Beweis, dass Flossi mich und meine Träume nicht einschränken wird", sagt Sommer. Und diesen Beweis hat sie nach 42 Kilometern bei schlussendlich sonnigen 15 Grad erbracht.

Über dieses Thema haben wir auch am 04.10.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Köln, 19.30 Uhr.