Leben ohne Dickdarm: Wie Jan chronisch kranken Menschen Hoffnung gibt

Essen | Füreinander

Stand: 27.09.2024, 13:04 Uhr

Jan Conrad aus Essen ist jung, sportlich, eigentlich gesund. Doch plötzlich geht vor Schmerzen gar nichts mehr. Wie die Entfernung seines Dickdarms Conrads Leben verändert.

Von Katharina Hollstein (Text) und Cedrik Pelka (Multimedia)

Mit zugekniffenen Augen liegt Jan Conrad auf seinem weißen Krankenhausbett. Er krümmt sich, stöhnt immer wieder vor Schmerzen auf. Eigentlich will der 26-Jährige Familie und Freunde sehen, Sport machen, etwas erleben. Doch nichts davon ist mehr möglich. "Man ist nur noch für sich. Das ist hart", sagt Conrad. Die Diagnose trifft ihn völlig unerwartet: Colitis ulcerosa. Sein Dickdarm ist stark entzündet. Medikamente schlagen nicht an, zumindest nicht langfristig. Ein Jahr lang geht das so.

Colitis ulcerosa ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung. In Deutschland sind laut Techniker Krankenkasse rund 168.000 Menschen davon betroffen. Zahlen für Nordrhein-Westfalen werden nicht getrennt erhoben. Besonders häufig seien junge Patienten zwischen 20 und 35 Jahren erkrankt.

Bei Colitis ulcerosa arbeitet das Immunsystem gegen den eigenen Körper. Die Darmschleimhaut entzündet sich. Meist verläuft die Krankheit in Schüben. Typisch sind Schmerzen, Durchfälle und auch Blutungen. Wie genau die Krankheit entsteht, ist noch immer nicht genau erforscht. Doch das Risiko einer Erkrankung steigt, wenn auch nahe Verwandte betroffen sind.

Wie seine Geschichte anderen Betroffenen Hoffnung gibt

Jan Conrad verzweifelt immer mehr. Nichts scheint zu wirken. Die Ärzte sehen nur noch eine Lösung: Der gesamte Dickdarm muss raus. Und das hilft. Endlich. Conrad ist erleichtert. "Ich habe keine Schmerzen mehr." Er bekommt zunächst einen künstlichen Darmausgang, ein sogenanntes Stoma. Das soll aber in weiteren OPs wieder in den Körper verlegt werden.

Ein paar Dinge kann der 26-Jährige nicht mehr essen. Ansonsten führt er wieder ein Leben fast ohne Einschränkungen. Er macht viel Sport, sogar Langstreckenläufe sind möglich. Immer an seiner Seite ist seine Freundin Lucy. Sie hat Conrad auch ermutigt, seine Geschichte auf Instagram und Tiktok zu teilen. "Es gab wenig Menschen, die positiv darüber berichtet haben. Und da habe ich gedacht, das fehlt eigentlich", sagt sie. Conrad zeigt seinen Followern das Leben mit Stoma, nimmt sie mit zum Sport, lässt sie aber auch an schweren Momenten teilhaben. Er möchte anderen Menschen Mut machen. "Dass ich ein Positivbeispiel dafür bin, dass man gut leben kann und es einem gut geht damit."

Über dieses Thema haben wir auch am 23.07.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.