A555 in Köln/Bonn: Warum Deutschlands erste Autobahn von Hand gebaut wurde
Stand: 28.01.2025, 07:26 Uhr
Hinter der A555 zwischen Köln und Bonn verbergen sich die spannendsten Geschichten. Warum sie als Deutschlands erste öffentliche Autobahn in Handarbeit entstand, von Nazis für Propaganda genutzt wurde und später als "Todesstrecke" bekannt war.
Von Josefine Upel
6. August 1932: Der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer schneidet ein grünes Band durch. Die Nationalhymne erklingt. Es ist der Eröffnungstag der ersten öffentlichen Autobahn Deutschlands zwischen Köln und Bonn. Rund 2.000 Autofahrer dürfen die neue Strecke einweihen und sind begeistert: keine Fußgänger, keine Radfahrer, keine Pferdegespanne.
Von der Eröffnung bis heute: Zeitreise auf der geschichtsträchtigen A555
00:50 Min.. Verfügbar bis 28.01.2027.
Aus der sogenannten "kreuzungsfreien Kraftwagenstraße" wird im Laufe der Zeit die heutige Autobahn 555. Auf rund 20 Kilometern verbindet sie Köln und Bonn. Aus den ursprünglichen wenigen Kilometern Autobahnstrecke in Deutschland sind heute rund 13.200 Kilometer geworden. So lang ist laut Bundesverkehrsministerium mittlerweile das Autobahnnetz.
Die erste Autobahn Deutschlands und ihre Anfänge
Ein typischer Arbeitstag auf der "Kraftwagenstraße" im Jahr 1931. Dutzende Männer mit freiem Oberkörper heben Erde aus. Die meisten sind ehemalige Arbeitslose. Bagger und schwere Maschinen dürfen sie nicht benutzen. In Zeiten der Weltwirtschaftskrise sollen sie so lange wie möglich beschäftigt werden. Und so bauen rund 5.500 Männer drei Jahre lang mit Handarbeit die Autobahn. Ein Knochenjob.
Neben der Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ist auch das steigende Verkehrsaufkommen ein Grund für den Bau. "So werden die Straßen der Zukunft aussehen", sagt damals der spätere Bundeskanzler Adenauer. Er sollte Recht behalten. Als kurze Zeit nach der Eröffnungsfeier Adolf Hitler im Jahr 1933 die Macht ergreift, wird die Geschichte der Autobahn umgeschrieben. Sie wird zur Erfindung der Nationalsozialisten - eine Propagandalüge, die sich lange hält.
Warum die A555 eine "Todesstrecke" war
Sprung ins Jahr 1961: Die Berliner Mauer wird gebaut, die Pille kommt auf den Markt und die A555 ist bekannt als "Todesstrecke". Zwischen den vier Fahrspuren, zwei in jede Richtung, ist in der Mitte nur ein Strich. Die Folge: Gefährliche Überholmanöver im Gegenverkehr. Außerdem gibt es damals weder Gurtpflicht noch Tempolimit.
Im Schwarz-Weiß-Fernsehen läuft zu dem Thema ein Interview mit einem Polizisten. Er und der Reporter stehen direkt neben der A555. Hinter ihnen knattern die Motoren. "Wir haben vom 1. Januar 1961 bis heute, 6. September 1961, insgesamt 19 Tote", schreit der Polizist regelrecht in das Mikrofon des Reporters. Dann kommt die Lösung des Problems: Mittelleitplanken. Es werden noch viele Veränderungen auf der A555 folgen.