Ein Kanu fährt auf einem Fluss unter blauem Himmel

Kanutour durch Lüdinghausen: Die Drei-Burgen-Stadt entdecken

Coesfeld | Unterwegs

Stand: 10.10.2023, 12:12 Uhr

Wer mit dem Kanu in NRW unterwegs ist, kann auf den Flüssen viel entdecken. In Lüdinghausen im Münsterland verbindet die Stever drei historische Wasserburgen miteinander. Auf den Spuren vergangener Zeiten durch eine naturbelassene Parklandschaft.

Von Florian Dolle

Matthias Mündelein schiebt die Äste zur Seite, die über den Fluss ragen. An dieser Stelle hat er etwas von Urwald. Knorriges Totholz ragt vereinzelt aus dem Fluss, eine Weide hängt wie in grüner Vorhang halb über dem Wasser. Mündelein kennt das Gewässer wie seine Westentasche. Der 72-Jährige wohnt fußläufig zur Stever und ist im Sommer stundenlang darauf unterwegs. Wer mit seinem Kanu ersten Mal in Lüdinghausen unterwegs ist, für den kommt dieser Flussabschnitt überraschend. Denn beim Start macht der Fluss noch einen ganz anderen Eindruck.

Lüdinghausen liegt etwa 20 Kilometer südwestlich von Münster und ist für seine Burgen bekannt. Insgesamt neun Stück liegen auf dem Stadtgebiet des 25.000-Einwohner-Ortes. Drei davon, Burg Kakesbeck, Burg Vischering und Burg Lüdinghausen, lassen sich ideal mit einer Kanufahrt über die Stever erkunden. Auch Mündelein ist die Strecke schon häufig gefahren.

Ist das Urlaub vor der Haustür für Matthias Mündelein?

00:34 Min. Verfügbar bis 27.09.2025

Burgen-Tour mit dem Kanu

Los geht die Tour in der Nähe vom Kanuverleih "Ricordo". Wer kein Kanu hat, kann sich hier zwischen April und Ende Oktober eines für 17 Euro pro Tag pro Person leihen. An der Einstiegsstelle ist die Stever wesentlich breiter.

Mündelein sitzt aufrecht in seinem Kanadier, sticht sein Paddel senkrecht ins Wasser. Ohne große Anstrengung fährt er sich und das Boot den Fluss entlang. An den Seiten stehen hohe Bäume, Vögel zwitschern. Es gibt kaum Strömung, dafür umso mehr Ruhe. "Links und rechts der Stever haben wir keine Wander- oder Radwege, auch keine Berufsschifffahrt. Es ist naturbelassen. Manchmal sehe ich Störche, einmal sogar einen Eisvogel", erzählt Mündelein.

Rund sieben Kilometer wird der 72-Jährige bei seiner Fahrt mit dem Kanu zurücklegen. Vier Stunden plant er für die Tour ein. Für ihn geht es darum, zu entschleunigen. Sein erstes Ziel ist die Burg Kakesbeck, wenige Kilometer nördlich vom Kanuverleih.

Karte der Kanutour durch Lüdinghausen

So sieht die Route auf der Stever aus.

Als Erstes sind die Dächer der Burg zu sehen. Es ist die Älteste in Lüdinghausen und eine der größten mittelalterlichen Wehranlage im Münsterland. Jahrzehntelang war Burg Kakesbeck eine marode Ruine.

Blick auf Steingebäude einer alten Burg

Burg Kakesbeck ist eine der größten Wehranlagen im Münsterland

Mehrere Millionen Euro investierte ein Privatmann, um das Gebäude zu sanieren. Seit kurzer Zeit können auch Führungen gebucht werden. Ein spontaner Besuch ist nicht möglich. Mündelein reicht der Blick vom Wasser.

Burg Kakesbeck

Eine Außenbesichtigung ist jederzeit möglich, eine Besichtigung der Burganlage von innen muss angemeldet werden. Gesamtpreis für Gruppen bis sechs Personen: 50 Euro. Gruppen von 7 bis 25 Personen: 7,50 Euro pro Person. Info-Telefon: 02591-78008 (Lüdinghausen Marketing).

Malerische Burgen und ein weitläufiger Park

Von Burg Kakesbeck geht es wieder zurück in Richtung des Kanuverleihs. Das nächste Ziel: Burg Vischering. Er biegt von der Stever auf einen kleinen Nebenarm, der im Mittelalter angelegt wurde.

"Damals hat man den Fluss dreigeteilt um die Burggräben mit Wasser zu speisen", sagt Mündelein. Hier wird der Fluss zu Urwald, immer enger und zugewucherter. Mündelein schlängelt sich mit dem Kanu hindurch, nicht mehr ganz so mühelos. "Da vorne ist die Burg Vischering", sagt er und zeigt auf ein komplett im Wasser stehendes Gebäude aus hellem Stein und zinnoberrotem Dach.

So schön ist Burg Vischering aus der Luftperspektive

01:00 Min. Verfügbar bis 27.09.2025

Das Burgcafé ist vom Ufer nur 50 Meter entfernt. Das ganze Jahr gibt es frisch gebackenes Brot, Kuchen und Brötchen. Auch das Museum der Festung hat im Sommer wie Winter geöffnet. Mehr Informationen zum Besuch gibt es auch hier. Der Innenhof ist malerisch. Mündelein genießt seine Blaubeertorte und den Kaffee.

Burgen Vischering und Lüdinghausen

Eine Außenbesichtigung der Burg Vischering ist jederzeit kostenlos möglich. Kosten für eine Innenführung: 35 Euro für eine Gruppenführung in deutscher Sprache bzw. 45 Euro für fremdsprachige Führungen zuzüglich Eintritt 3,50 Euro pro Kind, 7,50 Euro für Erwachsene. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr.

Öffnungszeiten von April bis Oktober in der Burg Lüdinghausen: Mittwoch bis Samstag von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr, Sonntag von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr. Der Eintritt ist kostenfrei. Einmal im Monat (von April bis Oktober) bieten die Freunde der Burg Lüdinghausen um 15 Uhr eine kostenlose Führung an.

Nach der Stärkung geht es an Land weiter. Nur 500 Meter entfernt liegt die nächste und letzte Burg der Tour. Die Renaissanceburg Lüdinghausen ist umgeben von einem weitläufigen Park und liegt direkt im Zentrum der kleinen Stadt. Mehr Informationen gibt es auch auf der Webseite der Renaissanceburg Lüdinghausen

Blick aus der Luft auf eine alte Wasserburg aus Stein

Die Burg Lüdinghausen wurde im 12. Jahrhundert errichtet und liegt im Herzen der Stadt

Für Familien gibt es hier einen Wasserspielplatz. Außerdem finden regelmäßig Veranstaltungen wie Abendmärkte, Führungen oder Lesungen statt.

Schlösser und Burgen in NRW

Fotogalerie

Schloss Nordkirchen: ein verzierter Palast umgegeben von einem Schlosspark.

Das barocke Schloss Nordkirchen mit seinem Schlossgarten wird auch "westfälisches Versailles" genannt. Während der Schlosspark frei zugängig ist, können die Gebäude nur mit einer Führung besichtigt werden.

Bild 1 / 10

Das barocke Schloss Nordkirchen mit seinem Schlossgarten wird auch "westfälisches Versailles" genannt. Während der Schlosspark frei zugängig ist, können die Gebäude nur mit einer Führung besichtigt werden.

Bild 1 / 10

Die Burg Satzvey wurde 1396 das erste mal urkundlich erwähnt. Die Burg zwischen Bad Münstereifel und Euskirchen beitet ein buntes Programm. Die Besichtigung ist nur mit einer Führung möglich.

Bild 2 / 10

Als Stammsitz der Grafen von Berg geht die Geschichte von Schloss Burg bis ins Jahr 1130 zurück. Heute steht an der Stelle eine Rekonstruktion. Besichtigungen sind trotz Sanierung weiterhin möglich.

Bild 3 / 10

Zur Entstehung der Burg Altena gibt es verschiedene Legenden. Weltweit bekannt wurde die Burg 1914, als dort die erste Jugendherberge der Welt eingeweiht wurde.

Bild 4 / 10

Die Wasserburg Anholt beherbergt die fürstliche Kunstsammlung. Ein Besuch der großen Garten- und Parkanlage ist nur mit Ticket möglich, die Besichtigung der Räumlichkeiten nur mit Führung.

Bild 5 / 10

Das Schloss Augustusburg und das Schloss Falkenlust sind seit 1984 UNESCO-Welterbestätten. Augustusburg kann nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden, für Falkenlust gibt es Audioguides.

Bild 6 / 10

Das im Siebengebirge gelegene Schloss Drachenburg wurde ab 1882 von Baron Stephan von Sarter gebaut. Im Laufe seiner Geschichte wurde es unterschiedlich genutzt. Heute kann sie nah am Originalzustand besichtigt werden.

Bild 7 / 10

Das Benrather Schloss bietet mit dem kurfürstlichen Wohnhaus Corps de Logis, den Gärten und dem Museen für Naturkunde und Gartenkunst ein buntes Programm. Der Schlosspark kann das ganze Jahr lang kostenfrei besucht werden.

Bild 8 / 10

Mitten in Bielefeld erhebt sich die Burg Sparrenberg über der Stadt. Urkundlich erstmals erwähnt wurde die Festung im Jahre 1256. Heute ist sie unter anderem ein Fledermaus-Paradies.

Bild 9 / 10

Das Schloss Merode in Langerwehe bei Düren wird 1263 erstmals erwähnt. Heute gilt sie als eines der wichtigsten Rennaissance-Schlösser in Deutschland.

Bild 10 / 10

Über dieses Thema haben wir auch im WDR-Fernsehen berichtet am 10.10.2023: Lokalzeit Münsterland, 19.30 Uhr.