Ein Hochbunker in der Aachener Innenstadt, daran grenzt ein Fußballplatz

Kriegsgeschichte zum Anfassen: Eine Tour zu Aachens Bunkern

Städteregion Aachen | Unterwegs

Stand: 13.01.2025, 12:27 Uhr

Sie sind Zeitzeugen eines dunklen Teils der deutschen Geschichte. Während des Zweiten Weltkriegs hatte Aachen im Verhältnis zur Einwohnerzahl die höchste Bunkerdichte in ganz Deutschland. Was ist heute aus diesen Schutzräumen geworden?

Von David Peters, Katharina Hollstein (Text) und Gaby Dufern (Multimedia)

Er thront auch heute noch mitten im Frankenberger Viertel. Etwas mystisch, etwas aus der Zeit gefallen und doch herrscht in ihm heute wieder reger Betrieb. In der Goffartstraße steht der größte der insgesamt 15 Aachener überirdischen Bunker. Dieser Hochbunker wird heute nur noch "Musikbunker" genannt. Nach dem Sieg der Alliierten über das nationalsozialistische Deutschland blieb der Stahlbeton-Riese lange leer. Doch dann machten sich Musiker die meterdicken Wände zunutze. Neue Mauern wurden eingezogen, Probenräume entstanden.

Hier können Bands ungestört Musik machen. Ganz ohne Lärmbelästigung für die Nachbarn. Kein Ton dringt nach draußen. Tageslicht gibt es allerdings auch nicht. Einer der Musiker aus dem Bunker ist Alexander Barth. Für die Volkshochschule bietet er Führungen zu den Bunkern in Aachen an. Die Besuchergruppe bringt er zu einem ganz speziellen Ort an der Ludwigsallee.

Was ist das Besondere an dem Bunker in der Ludwigsallee?

00:22 Min. Verfügbar bis 13.01.2027

Eigentlich sollte hier mal ein Club entstehen. Doch der Eingang zum Stollenbunker ist heute verschweißt. Zu viel Vandalismus.

Nur Platz für zehn Prozent der Aachener

Zu Kriegszeiten gab es laut des Aachener Vereins "Erlebnis Bunker" auf dem heutigen Gebiet von Nordrhein-Westfalen 540.000 Quadratmeter Schutzfläche. 77 Prozent davon seien auf Hochbunker entfallen. Aachen sei aufgrund seiner Lage an der Grenze zu den Niederlanden und Belgien als besonders gefährdete Stadt eingestuft worden. Trotzdem hätten die entstandenen Bunkeranlagen nur Platz für rund zehn Prozent der Einwohner geboten.

Virtuelle Bunker-Besichtigung

Neben den Führungen der VHS vor Ort gibt es auch die Möglichkeit, einen der Aachener Bunker virtuell zu besuchen. Auf der Seite "Route des Erinnerns" können Besucher sich durch den Bunker an der Scheibenstraße klicken. Hier geht es auch um die Arbeitsbedingungen der Zwangsarbeiter, die den Bunker errichtet haben. Viele kamen bei den Bauarbeiten ums Leben.

Auf dem Weg zum vielleicht kleinsten Bunker der Welt

Ein anderes Extrem der Aachener Bunkergeschichte findet sich im Moltkepark: Die vermutlich kleinsten "Bunker" der Welt. Hier konnte nur eine einzelne Person Schutz suchen. Sie stehen in der Nähe von Bahnlinien und dienten als sogenannte "Splitterschutzzellen" für Bahnmitarbeiter. "Das gab es hunderttausendfach in ganz Deutschland", erklärt Barth auf seiner Bunker-Tour. Heute gibt es dafür keine Verwendung mehr, was vermutlich auch am begrenzten Platz liegt.

Ein weiteres Geheimnis liegt unter dem Mittelstreifen der Monheimsallee. Ein Tiefbunker. Heute steht er hüfthoch unter Wasser, die Eingänge unter Efeu begraben. Die Anlage ist nicht mehr begehbar.

Eine Fototour entlang der Aachener Bunker

Fotogalerie

Zwischen Bäumen und Büschen steht ein kleiner "Bunker", der nur einer Person Schutz bieten konnte

Der vermutlich kleinste Bunker der Welt wird heute nicht mehr genutzt.

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Der vermutlich kleinste Bunker der Welt wird heute nicht mehr genutzt.

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Um im Musikbunker proben zu können, brauchen die Bands künstliches Licht.

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Vor allem die dicken Wände erinnern daran, dass dieses Wohnhaus einst als Bunker genutzt wurde.

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Dieses stille Örtchen im Bunker unter der Monheimsallee ist heute nicht mehr zugänglich.

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Auf diesem Supermarktparkplatz erinnert kaum noch etwas an die ursprüngliche Geschichte des Bunkers.

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Alternative Lösungen gibt es vor allem für die Hochbunker in der Stadt. In der Kongressstraße entstand daraus neuer Wohnraum. So wie zum Beispiel auch beim Schützenhofbunker in Münster. Ins Erdgeschoss des Hochbunkers an der Lütticher Straße in Aachen ist sogar ein Supermarkt eingezogen. Der heute wahrscheinlich erdbebensicherste Laden der Stadt - vielleicht sogar der ganzen Welt.

Über dieses Thema haben wir auch am 23.10.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Aachen, 19.30 Uhr.