Ein Mann in orangefarbener Arbeitskleidung schaut in die Krone eines Baumes

Der Mann, der im Kreis Kleve die Straßen sicherer macht

Kleve | Unterwegs

Stand: 07.06.2023, 12:14 Uhr

Udo Hardt ist leidenschaftlicher Baumkontrolleur - sogar der einzige für den Kreis Kleve. Wir begleiten ihn in Bedburg-Hau und Kalkar. Aber wie wird man eigentlich Baumkontrolleur?

Von Christian Richter

"Wenn man Baumkontrolleur werden möchte, ist es am besten, man kommt aus dem grünen Bereich. Man sollte schon als Landschaftsgärtner oder als Forstwirt etwas gelernt haben, worauf man aufbauen kann", sagt Udo Hardt.

Baumkontrolleur ist kein klassischer Ausbildungsberuf. Udo Hardt schätzt, dass es bis zum fertigen Baumkontrolleur etwa sieben Jahre dauert. Vorwissen, Weiterbildungen und Prüfungen inklusive. Neben viel Theorie gibt es aber auch viel Praxis. Eine andere Möglichkeit ist ein Studium der Arboristik.

Beruf bisher relativ unbekannt

Bisher sei der Beruf des Baumkontrolleurs noch relativ unbekannt gewesen, doch "in den letzten Jahren wurden immer mehr Baumkontrolleure benötigt. Die Fälle haben sich gehäuft, bei denen Schäden entstanden sind und das Versicherungsrecht eingetreten ist." Die Gerichte seien einhellig der Meinung, man brauche diesen Beruf zur Dokumentation. Im Tablet des 59-Jährigen sind nachweislich die letzten zehn Jahre an Baumkontrollen aufgeführt.

Eine Landstraße mit Bäumen daneben aus der Vogelperspektive

Etwa 22.000 Bäume an Kreisstraßen im Kreis Kleve müssen regelmäßig kontrolliert werden

Baumkontrolle bedeutet Sichtkontrolle vom Boden aus. Dafür braucht Hardt neben seinem Tablet und etwas Werkzeug vor allem zwei Dinge: "Das Allerwichtigste sind die eigenen Augen, man muss natürlich viel sehen. Und die eigenen Füße, weil man sich das alles erlaufen muss."

Was bedeutet Baumkontrolle konkret?

Kontrolliert werden sowohl die Krone, als auch der Stamm, der Stammfuß, die Wurzeln und das Umfeld des Baumes. Werden dabei Mängel festgestellt, kontrolliert Udo Hardt diese Bäume noch öfter oder ordnet beispielsweise eine Baumkronenpflege an. Eine Fällung ist immer das letzte Mittel.

Wozu Baumkontrolle?

Hintergrund der Baumkontrolle ist die Verkehrssicherungspflicht. Der Kreis Kleve ist dafür verantwortlich, dass alle Bäume an Kreisstraßen verkehrssicher sind - und zwar für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer. Um dies zu gewährleisten, beschäftigt der Kreis einen Baumkontrolleur, der regelmäßig den Baumbestand auf Schäden oder Befall kontrolliert, um Unfällen, etwa durch herabfallende Äste, vorzubeugen.

Hardt ruft den ersten Baum in seinem Baumkataster auf: "Hier stehen die Grunddaten vom Baum inklusive Höhe, gemittelter Kronendurchmesser, Stammdurchmesser, Stammumfang. Wer die letzte Regelkontrolle gemacht hat, wann die gemacht wurde und hier oben steht dann, welche Vorschäden der hat." Der Baum ist ein Bergahorn, Baumnummer 353, geschätztes Pflanzjahr: 1960.

Udo Hardt untersucht einen Baum

00:50 Min. Verfügbar bis 25.05.2025

Trotz des Befalls soll der Baum stehenbleiben, denn er ist "erhaltungswürdig". Eine Gefahr stellt er noch nicht dar, er wird nun aber noch häufiger kontrolliert. Gefällt wurden im vergangenen Winter gerade mal 100 Bäume, die wirklich gar nicht mehr zu retten waren. Das sei Durchschnitt im Kreis Kleve, aber es gibt auch immer Ersatz.

"Wir versuchen das immer zu kompensieren, wir machen jedes Jahr eine Pflanzmaßnahme, bei der wir zentralisiert um die 150 Bäume neu pflanzen. Es ist also nicht so, als würden wir nur wegmachen und nichts nachpflanzen."

Jeder Baum ist digital erfasst

Von circa 22.000 Bäumen, die an Kreisstraßen im Kreis Kleve stehen, kontrolliert Udo Hardt jährlich 14.000 bis 15.000 auf Schäden oder Befall. Sie alle sind per GPS verortet, Hardt findet sie im Baumkataster seines Tablets. "Die Bäume haben verschiedene Kontrollfristen und sobald die wieder fällig sind, wird mir das angezeigt."

Wenn ein Baum gefällt werden muss, liege das meistens nicht etwa an Pilzbefall oder Blitzeinschlägen. "Der häufigste Grund ist eigentlich ein Unfall. Dann ist jemand gegen den Baum gefahren und dabei wurde die Borke vom Baum so weit geschädigt, prozentual gesehen, dass er sich in der Krone nicht mehr mit Wasser versorgen kann beziehungsweise die Nährstoffe nicht nach unten bringt. Der Baum ist dann also nicht mehr überlebensfähig."

Der Baumkontrolleur und die Natur

Auch nach 40 Jahren als Baumpfleger und -kontrolleur liebt Udo Hardt die Natur: "Ich hab immer schon gerne mit Holz und Grün zu tun gehabt, das ist heute ungebrochen. Selbst wenn ich einfach spazieren gehe im Wald, schaue ich mir die Bäume an. Es macht mir Spaß und das wird wohl auch so bleiben, bis ich irgendwann in Rente gehe."

Über dieses Thema haben wir am 22.05.2023 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Duisburg, 19.30 Uhr.