Älterer Mann in Kapitänsuniform und mit Headset auf dem Kopf steht rechts im Bild

"Einmal Wasser, immer Wasser"

Höxter | Unterwegs

Stand: 24.05.2023, 08:23 Uhr

Bodo Niemeyer liebt die Weser und die Schifffahrt. So wie schon seine Vorfahren ist er nirgends lieber als auf dem Wasser unterwegs. Zurzeit fährt er die Besucher der Landesgartenschau auf und ab.

Von Jan-Ole Niermann

"Der Puls geht dann schon ein bisschen mehr", sagt Bodo Niemeyer und blickt auf die graue Weser, die an seinem Schiff vorbeifließt. Der Kapitän hat schon seine weiße Uniform an. Er ist angespannt, der Wasserpegel liegt an diesem Tag bei gut 2,50 Meter. Niemeyer blickt auf die Weserbrücke in Höxter: "Das bedeutet, dass wir rechnerisch 15 Zentimeter Platz fürs Steuerhaus haben, dann müssen wir aber genau die rot-weiße Markierung treffen." Nur an dieser markierten Stelle passt der 54 Meter lange Weser-Dampfer der "Weser-Flotte" unter der Brücke her. Bodo Niemeyer kennt die Weser schon seit seiner Kindheit.

Blick vom Ufer auf ein Schiff, das auf dem Wasser liegt

Kapitän Niemeyer ist mit dem Flussdampfer "Höxter" unterwegs

Bodo Niemeyer, 71, trägt die weißen Haare kurz, den Bart lang, die Haut ist sonnengebräunt. Seit 45 Jahren ist er Kapitän. Die vergangenen Monate war er auf einem Frachtschiff unterwegs. Jetzt fährt er mit dem Flussdampfer "Höxter" die Landesgartenschau auf und ab. "Ich möchte nichts anderes machen, nichts mehr", sagt Niemeyer, "solange ich es gesundheitlich kann und solange unser Chef mich braucht, werde ich da sein."

Ein Leben auf dem Wasser

Die Liebe zur Schifffahrt liegt in der Familie. Bodo Niemeyer ist Kapitän, so wie sein Vater, Großvater, Urgroßvater und Ururgroßvater vor ihm: "Ich hatte gar keine Chance. Mir blieb nichts anderes übrig, als Wasserluft zu schnuppern", sagt Bodo Niemeyer. Schon sieben Tage nach seiner Geburt sei er aufs Schiff gezogen: "Damals hatten meine Eltern zwei Frachtschiffe, Bodo I und Bodo II. Darum heiße ich auch Bodo." Der Kapitän ist in Bodenwerder in Niedersachsen geboren. Aufgewachsen ist er auf dem Rhein, der Weser und der Elbe.

Als er in die Schule muss, zieht der junge Bodo zu seinen Großeltern: "Aber in den Ferien ging es immer zu Vater an Bord", erzählt Niemeyer, "zwischen Rotterdam und Basel, ich hatte in der Schule immer was zu erzählen." Nach neun Jahren beendet Niemeyer die Schule, am Tag danach fängt er an, bei seinem Vater auf dem Schiff zu arbeiten.

Warum liebt Bodo Niemeyer die Schifffahrt so sehr?

00:40 Min. Verfügbar bis 03.05.2025

Zentimeter-Arbeit unter der Brücke

Langsam kommen die ersten Passagiere an Bord. Bodo Niemeyer geht übers grün gestrichene Deck zur Kombüse. Hier köchelt eine Erbsensuppe, die er am Morgen zubereitet hat. Eine Kollegin schneidet Gemüse für Salat. In der Bordküche ist alles für die Gäste vorbereitet. Als junger Mann hat Bodo Niemeyer auch eine Ausbildung als Koch gemacht und sogar einige Jahre in der Küche gearbeitet. Doch irgendwann zog es ihn zurück aufs Schiff: "Einmal Wasser, immer Wasser", sagt Niemeyer.

Arbeiten müsste der 71 Jahre alte Kapitän eigentlich nicht mehr, doch immer wieder zieht es ihn raus: "Ich habe keine Lust, auf dem Sofa zu sitzen und zu versauern", sagt er, "dafür fühle ich mich noch zu fit." Wenn eine längere Tour ansteht, ist der Kapitän mehrere Wochen am Stück nicht Zuhause. Seine Frau zeige dafür Verständnis: "Früher ist meine Frau mit auf unserem Schiff gefahren. Sie ist gelernte Krankenschwester und hat mir zuliebe den Job aufgehängt."

Nervenkitzel beim Durchqueren der Brücke

00:25 Min. Verfügbar bis 03.05.2025

Der Rest der Fahrt ist Routine. Bodo Niemeyer kennt die Strecke von Höxter entlang der Weser nach Corvey: "So lange der Wasserpegel passt, fahren wir", sagt Bodo Niemeyer und hofft während der Landesgartenschau auf viele Fahrgäste: "Nette, lustige, fröhliche Menschen, dann macht es auch Spaß!"

Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 20.04.2023: Lokalzeit am Samstag, 19.30 Uhr.