Der Bürgermeister von Much, Norbert Büscher, steht auf dem Marktplatz, umringt von Schaulustigen und hält eine Ansprache. Es ist der Samstagnachmittag vor dem ersten Advent. Einige der Anwesenden trotzen den niedrigen Temperaturen mit Glühwein, und alle schauen erwartungsvoll auf die Frau neben dem Bürgermeister. "Heute ist Heimspiel. Da bin ich doch nervöser", sagt Sarah Neßhöver. Die Mucherin trägt eine Krone aus Tannennadeln und ein Holzzepter, dessen Spitze wie ein Tannenbaum aussieht. "Der Weihnachtsmarkt ist eröffnet", ruft sie nach ihrer Rede und die Menge jubelt.
Die Königin der Weihnachtsbäume kommt aus dem Rhein-Sieg-Kreis
Diesen Satz wird die 23-Jährige noch oft sagen, denn sie ist die "Weihnachtsbaumkönigin Deutschland". So steht es auf ihrer fein gearbeiteten Schärpe. In der Weihnachtszeit ist Sarah Neßhöver aus dem beschaulichen Much im Rhein-Sieg-Kreis die deutschlandweite Markenbotschafterin für Weihnachtsbäume. "Ihre Majestät" weiß dabei, wovon sie spricht.
Denn eigentlich steckt Neßhöver eher in Arbeitsklamotten als im Königinnen-Outfit mit Krone und Schärpe. Seit ihrer Kindheit hilft sie bei der Weihnachtsbaumzucht ihrer Eltern mit: "Ich liebe es, hier zu arbeiten, weil man den ganzen Tag draußen in der Natur ist. Ich freue mich jedes Jahr auf diese Zeit."
Rund zehn Jahre braucht ein Baum, bis er reif ist für Heiligabend. Mit Pflanzen, Gießen und Warten ist es dabei nicht getan: "Dahinter steckt ganz viel Arbeit. Wenn wir nicht jedes Jahr an jedem Baum schneiden würden, dann hätten sie nicht diese schöne Pyramidenform." Wenn Neßhöver nicht auf dem Hof aushilft, studiert sie Agrarwissenschaften in Bonn. Sie ist also die perfekte Amtsinhaberin.
Für die Region ist die Weihnachtsbaumzucht bedeutend: NRW gehört zu den Hauptanbaugebieten in Deutschland: Sieben Millionen Weihnachtsbäume von hier werden jedes Jahr verkauft. Damit kommt nahezu jeder dritte Weihnachtsbaum in Deutschland laut NRW-Landwirtschaftsministerium von hier. 600 Produzenten im Land züchten die Bäume auf 16.000 Hektar Anbaufläche. Die Betriebsgrößen reichen vom kleinen Familienbetrieb bis zum 150-Mann-Unternehmen. Der Hof der Neßhövers gehört zur ersten Kategorie.
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Wie bleibt mein Weihnachtsbaum lange frisch?
Deshalb hilft die 23-Jährige auch auf dem Hof der Familie mit, wenn kein Termin für die Weihnachtsbaum-Königin dazwischen kommt. Momentan stehen vor allem Ernte und Verkauf an. Mit der Motorsäge fällt Neßhöver Bäume und verpackt sie. Zurück auf dem Hof berät sie Kunden bei der Suche nach dem perfekten Weihnachtsbaum. Die häufigste Frage, die ihr gestellt wird? "Wie bleibt der Weihnachtsbaum lange frisch?", antwortet Neßhöver.
Eine zwei Meter hohe Nordmanntanne kann schon mal zwei Liter Wasser am Tag brauchen. Trotzdem ist sie der beliebteste Weihnachtsbaum der Deutschen. "Nordmanntannen sind satt grün, langlebig und haben weiche Nadeln. Ich würde sagen, sie haben 80 bis 85 Prozent Marktanteil", gefolgt von Edeltannen (Nobilis) und der klassischen Fichte. Ihren eigenen Weihnachtsbaum schlagen die Neßhövers übrigens erst an Heiligabend: "Jedes Jahr eine Nobilistanne, die duften so schön."
Über dieses Thema haben wir auch am 11.12.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Bonn, 19.30 Uhr.