Pferdesegnung und Wurstsingen: Zehn besondere Weihnachtsbräuche in NRW

NRW | Heimatliebe

Stand: 11.12.2024, 16:27 Uhr

Weihnachtsbäume gehören für die meisten Menschen zum Fest dazu wie leckere Plätzchen, gutes Essen und bunte Lichter. In NRW gibt es jedoch auch sehr lokale Weihnachtstraditionen. Was es mit Nachtsanggeläut und Pferdesegnung auf sich hat.

Von Agata Pilarska

1

Weihnachtsbäume aus dem Sauerland

Für viele Menschen im Bundesland gehört der Baum zum weihnachtlichen Pflichtprogramm. Immer beliebter wird das Fällen der Bäume mit Axt oder Säge in Eigenregie, zum Beispiel bei Forstbetrieben oder Höfen in der Region. Hier gibt es die besten Orte in NRW, Infos zu Preisen und Tipps, wie das Erlebnis für die ganze Familie gelingt. Verglichen mit dem, was die großen Baumproduzenten verkaufen, ist das Selbstschlagen aber noch immer eine Nische.

Mit vereinter Kraft wird der ausgewählte Baum nach Hause gebracht | Bildquelle: WDR / picture-alliance / dpa / Mascha Brichta

NRW hat mit rund 18.000 Hektar das größte Anbaugebiet für Weihnachtsbäume in ganz Deutschland. Einer von den großen Produzenten im Sauerland ist Christopher Babilon. Wer beim Weihnachtsbaum auf echte Tanne anstelle eines Plastikbaums besteht, hat sich möglicherweise in der Vergangenheit an einem Nadelbaum aus seinem Betrieb erfreut: Pro Jahr verkauft er zwischen 50.000 und 100.000 Nordmann-Tannen, Blautannen und Rotfichten. Das Anbaugebiet erstreckt sich über 130 Hektar.

Bei WDR Lokalzeit Land.Schafft. zeigen wir, wie viel der Weihnachtsbaumproduzent vor Weihnachten zu tun hat. Und warum der Weihnachtsbaum aus dem Sauerland nicht nur in deutschen Wohnzimmern steht.

2

Adventskalenderhaus in Hattingen

Jedes Jahr im Dezember wird das alte Rathaus in Hattingen zum lebendigen Adventskalender: Dafür werden 24 Fenster zu Türchen: Täglich wird eins von Frau Holle geöffnet. Sie liest eine Geschichte vor und lässt es schneien, indem sie ein Kissen ausschüttelt.

Weihnachtsmarkt in Hattingen: Frau Holle öffnet jeden Tag ein Türchen des Adventskalenders | Bildquelle: WDR
3

Nachtsanggeläut in Gütersloh

Eigentlich läuten die Glocken der Martin-Luther-Kirche in Gütersloh automatisch. In der Adventszeit werden sie allerdings regelmäßig von der Elektronik abgekoppelt und mit Muskelkraft gespielt: Es gibt fünf Lieder, aber keine Noten. Die Melodien sind seit Jahrhunderten überliefert. Spieler setzen Hände und Füße ein, um die drei Glocken zum Klingen zu bringen.

Das Spielen der Glocken beim Nachtsanggeläut in Gütersloh Lokalzeit.de (WDR) 00:19 Min. Verfügbar bis 11.12.2026

4

Einschalten der Weihnachtsbaumbeleuchtung in Dortmund

Dortmund hat angeblich den größten Weihnachtsbaum der Welt - und ist mächtig stolz drauf. Jedes Jahr am Montag nach dem Totensonntag wird deshalb mit einer feierlichen Zeremonie die Weihnachtsbaumbeleuchtung am Hansaplatz vom Bürgermeister angeknipst. Rund einen Monat dauert der Aufbau vom 45 Meter hohen Riesenbaum. Er besteht aus etwa 1000 einzelnen Fichten.

Der Weihnachtsbaum in Dortmund ist von weither sichtbar | Bildquelle: Martin Meissner / Ap
5

Pferdesegnung in Goch

"Allzeit guten Ritt" heißt es mehr als 200 Mal am 2. Weihnachtsfeiertag vor der St. Stephanus Kirche im Ortsteil Kessel. Reiter aus der ganzen Region kommen im Sattel, um sich den Segen abzuholen, einen Glühwein zu trinken und sich mit anderen Pferdeliebhabern auszutauschen. Der Pfarrer segnet jedes Gespann einzeln. Wer sich fragt, warum sich die Tradition ausgerechnet in dieser Gemeinde etabliert hat: Der heilige Stephanus gilt als Schutzpatron der Pferde.

Pferdesegnung in Goch Lokalzeit.de (WDR) 00:14 Min. Verfügbar bis 11.12.2026

6

Barbara-Zweig schneiden in Soest

Am. 4. Dezember werden Blütenzweige von Obstbäumen abgeschnitten und zuhause in eine Vase gestellt. Blühen sie an Heiligabend, gilt das als Glücksbringer für das kommende Jahr. Die Tradition ist in ganz NRW und darüber hinaus bekannt, soll aber aus dem Kreis Soest stammen. Dort sollten früher junge Frauen Kirschzweige abschneiden - je mehr Blüten sich öffnen, umso höher die Wahrscheinlichkeit auf eine glückliche Ehe.

Ein blühender Barbarazweig soll Glück bringen | Bildquelle: WDR/Sachs, Herby

Der 4. Dezember ist der Tag der heiligen Barbara. Sie soll der Legende nach auf dem Weg ins Gefängnis, indem sie hingerichtet wurde, an einem Kirschzweig hängen geblieben sein.

7

Briefe ans Christkind in Engelskirchen schreiben

Seit 36 Jahren gibt es eine Adresse für Wunschzettel: An das Christkind in 51777 Engelskirchen. Rund 130.000 Briefe aus aller Welt trudeln während der Weihnachtszeit ein. Wenn der Wunschzettel bis zum 20. Dezember ankommt und mit einem Absender versehen ist, antwortet das Christkind. Und das sogar in 12 Sprachen.

Weihnachtliche Gefühle im Engelspostamt | Bildquelle: WDR / Susanne Lang-Hardt
8

Weihnachtssingen im Fußballstadion

Gemeinsam musiziert es sich am schönsten - und wo können mehr Leute miteinander singen als in einem Fußballstadion? Zugegeben: Die Idee kommt eigentlich aus Berlin. Trotzdem ist das Weihnachtssingen bei so vielen Fußballstadien aus NRW nicht mehr wegzudenken. Gesungen wird zum Beispiel mit 25.000 Besuchern auf dem Tivoli in Aachen.

Weihnachtssingen auf dem Tivoli Lokalzeit.de (WDR) 00:22 Min. Verfügbar bis 11.12.2026

Auch in der Arena auf Schalke, im Dortmunder Westfalenstadion oder im Stadion an der Hafenstraße in Essen fand in der Vergangenheit bereits ein gemeinsames Weihnachtssingen statt. Hier stellen wir weitere Mitsing-Konzerte in NRW vor - von ein paar hundert bis zu mehreren zehntausend Sängern.

9

Adventsblasen mit dem Middwinterhorn in Münster

In Münster hört man in der Adventszeit oftmals den Klang des Middwinterhorns, auch Mittewinterhorn genannt, durch die Straßen hallen. Dabei handelt es sich um ein Blasinstrument, auf dem sich etwa acht verschiedene Töne spielen lassen. Der plattdeutsche und niederländische Begriff "Middewinter" bedeutet "in der Mitte des Winters" und erinnert daran, dass das christliche Weihnachtsfest in die Zeit der Wintersonnenwende fällt.

1,30 Meter lange Tradition aus dem Münsterland: Das Middwinterhorn | Bildquelle: WDR

In der Region um Münster wird mit dem Middwinterhorn zur Adventszeit traditionell der Winter begrüßt und die Geburt Jesu Christi angekündigt. Das Besondere daran: Es spielen nie mehrere gleichzeitig ihr Middwinterhorn. Stattdessen bläst immer nur einer nach dem anderen, jeder einen anderen der acht Töne. In vielen Regionen erklingt das Horn vom ersten Advent bis zu den Heiligen Drei Königen am 6. Januar.

10

Wurst einsammeln für den guten Zweck im Sauerland

Am 2. Weihnachtstag, am Tag des heiligen Stephanus, gehen traditionell die "Steffensknechte" durch die Orte im Möhnetal und am Möhnesee im Sauerland. An jeder Tür singen sie auf sauerländischer Mundart etwas vor und sammeln im Gegenzug Würste und andere Gaben ein, die sie um einen Stock gewickelt auf der Schulter tragen. Hinterher versteigern sie das Eingesammelte für einen guten Zweck.

Weihnachtstradition in NRW: Es geht um die Wurst | Bildquelle: WDR

Auch in anderen Orten im Sauerland gibt es ähnliche Traditionen unter Namen wie "Wurstsingen" oder "Neujahrssingen". Bisweilen wird die Tradition auch als "Heischebrauch" bezeichnet.