Wie im Rausch schnüffelt sich Hündin Leya von Baum zu Baum. Plötzlich bleibt sie stehen, scharrt mit ihren Pfoten in der feuchten Erde. Besitzer Tassilo Pöter weiß genau, was seine Hündin da ausgebuddelt hat. Bei den kleinen Kugeln handelt es sich um reife Burgundertrüffel.
Trüffel gilt als der teuerste Speisepilz der Welt. Ein Kilo kann bis zu mehreren Tausend Euro kosten. Die "schwarzen Diamanten" sind den meisten Menschen als Delikatesse bekannt. Für Tassilo Pöter sind die Edelpilze noch viel mehr. Er hat Trüffel zu seiner Lebensmission gemacht.
Der 41-Jährige betreibt mehrere Trüffelplantagen in NRW, unter anderem im Münsterland und im Teutoburger Wald. Außerdem berät er andere Trüffelbauern bei der Anlage neuer Flächen. Auf seiner Anbaufläche am Stemweder Berg finden regelmäßig Exkursionen statt. Hier können kleine Gruppen - oft sind es interessierte Pilz- und Naturfreunde, Waldliebhaber und Hundebesitzer - für einige Stunden in die Welt der Trüffel eintauchen. "Wir möchten den Trüffelanbau in der Region voranbringen. Das Potenzial ist groß", sagt Pöter.
Darf man einfach selbst Trüffel sammeln?
"Deutschland ist das einzige Land in Europa, in dem die Trüffelsuche sowie der Besitz und die Vermarktung von Trüffeln aus der freien Natur grundsätzlich verboten sind", erklärt der Trüffelbauer zu Beginn der Exkursion. "Die Trüffelernte aus eigenem Anbau fällt aber nicht unter das Naturschutzgesetz und ist somit erlaubt." Bei anderen Pilzarten in Deutschland sieht das anders aus, sie dürfen meist auch in freier Natur gepflückt werden. Bei einer Pilzwanderung sollte man aber immer mit einem Experten unterwegs sein - sonst kann es schnell gefährlich werden.
Die unterirdisch wachsenden Trüffel seien auf kalkhaltige Böden angewiesen, um zu wachsen. "Trüffel leben ausschließlich in enger Symbiose mit den Feinwurzeln von Laubbäumen und Sträuchern. Durch die Partnerschaft wird der Baum besser mit Wasser und Nährstoffen versorgt." Das Zusammenleben von Baum und Pilz erzeugt Pöter auf seinen Plantagen künstlich. Er spricht dabei von einer Impfung der Baumwurzeln. "Bis die Bäume einer Plantage Früchte tragen, vergehen in der Regel allerdings sechs bis acht Jahre."
Trüffelernte geht nur mit einem guten Trüffelhund
Auf der Anbaufläche am Stemweder Berg, einem ehemaligen Maisfeld, wurden beimpfte Trüffelbäume wie Haselnuss, Linde, Eiche, Rot- und Hainbuche gepflanzt. Wie viel Pöter am Ende ernten kann, ist witterungsabhängig. .
Pöter zeigt den Teilnehmern der Exkursion, wie Trüffeln geerntet werden. "Das ist echte Handarbeit", erklärt er. Der 41-Jährige ist dabei auf die Hilfe seiner Hündin angewiesen. "Nur sie findet die reifen Trüffel."
Die kleine Hundedame verfügt über eine gute Spürnase und einen ausgeprägten Spielinstinkt. Das mache einen guten Trüffelhund aus. "Aber es braucht Zeit und Training, um einen Hund erfolgreich auszubilden", so Pöter. Fündig geworden, gräbt Leya die kostbaren Pilze aus dem Boden und bekommt zur Belohnung ein Leckerli.
Erntezeit bis in den Februar
Aufgrund des regenreichen Sommers rechnet der Trüffelbauer mit einem guten Ernteergebnis. "Es reifen immer wieder Fruchtkörper nach, die Erde liegt voll und die Erntezeit kann bis in den Februar andauern." Die Saison beginnt im August, bislang hat Pöter etwa 60 Kilo geerntet. Aber nicht alle Trüffel sind für den Verkauf geeignet. Viele Trüffeln nutzen sie auch, um neue Anbauflächen anzulegen. Der Preis für den Endkunden liegt bei etwa 1.000 Euro pro Kilo.
Die Teilnehmer der Exkursion sind vom Wissen des 41-Jährigen beeindruckt. "Es war total spannend. Ich nehme viele neue Erkenntnisse mit nach Hause", sagt Steven Sorg, der mit seiner Frau Simone aus Haltern am See angereist ist. Für alle gibt es zum Abschluss noch eine Kostprobe: Burgundertrüffel, frisch geerntet und geputzt. "Fein gehobelt schmeckt er besonders gut", sagt Pöter.
Über das Thema haben wir am 28.11.2023 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr.