Eine Hanfpflanze auf einem Hanffeld.

Da, wo der Hanf blüht: Darum stehen in Willich hunderte Hektar Hanf

Viersen | Landwirtschaft

Stand: 03.09.2024, 17:03 Uhr

In Willich und rund um Krefeld sind hunderte Hektar Hanf erntereif. Viele Landwirte probieren in diesem Jahr zum ersten Mal, ob der Anbau klappt.

Von Raphael Boch

Vier Meter hoch steht der Hanf auf seinem Feld. So weit das Auge reicht, wachsen die grünen Pflanzen mit ihren charakteristischen Blättern. Die Luft riecht nach Stroh und Heu. "Viele Spaziergänger sind verwundert", sagt Landwirt Christian Meyer aus Willich. Wer sich allerdings jetzt schon die Blättchen für den nächsten Joint zusammensucht, wird spätestens vor Ort enttäuscht.

Für den Konsum ist der Nutz-Hanf, der hier wächst, nicht geeignet. Er hat nur minimale Mengen THC. "Für eine berauschende Wirkung muss man schon das ganze Feld rauchen", sagt Meyer. Er baut, wie einige andere Landwirte in Willich und Krefeld, in diesem Jahr zum ersten Mal Hanf im großen Stil an. Auf drei Hektar will er herausfinden, was die Pflanze kann.

Pflegeleicht und robust

Und das ist einiges. Hanf gilt als besonders pflegeleicht. Er muss nicht gedüngt werden und braucht keine Pestizide. Zusätzlich lockern seine Wurzeln den Boden auf und ziehen den Stickstoff aus der Erde. Das ist gut für alle Früchte, die in der nächsten Saison dort angepflanzt werden. Der Anbau ist fast überall möglich, da Hanf keine speziellen Böden braucht. Nur bei Staunässe geht das Gewächs ein.

Landwirt Meyer hat sich eine Pflanze abgeschnitten und zieht mit beiden Händen an den Enden. Er will die besondere Stärke des Hanfs verdeutlichen, die in den Fasern liegt. Sie sind besonders stabil und damit gut geeignet für die Papier-Produktion.

Landwirt Christian Meyer ist begeistert von der Hanf-Pflanze

00:16 Min. Verfügbar bis 03.09.2026

Ortswechsel: Andrea Grips, geschäftsführende Gesellschafterin bei Cartomat, fasst mit beiden Händen in einen Karton. Darin befindet sich eine trockene graugrüne Masse, die in ihrer Struktur ein bisschen an lose Wolle erinnert. Ein wenig Staub steigt auf als sie das Material auseinander zupft. Es sind Hanf-Fasern, die bei Cartomat zu Papier-Tüten weiterverarbeitet werden.

Zuvor wurde der Hanf geerntet, getrocknet und gehäckselt. Allein für Cartomat werden dieses Jahr rund 1700 Tonnen Hanf geerntet. Die daraus entstehenden Tüten müssen besonders stabil sein, wenn zum Beispiel schwere Kartoffeln darin verpackt werden sollen. Die Tüten aus Hanf sind nicht nur reißfest, sondern können noch mehr, wie Andrea Grips verrät.

Andrea Grips erklärt, was sonst noch besonders an dem Papier ist

00:17 Min. Verfügbar bis 03.09.2026

Die Idee zu Hanf-Papier hatte ihr Vater Hans Grips. Seit 50 Jahren stellt er Verpackungen für Obst und Gemüse her. Der Unternehmer hatte schon vor langer Zeit von Plastik- auf Papier-Verpackungen umgestellt. Doch der für die Papierproduktion benötigte Rohstoff Holz hat meist lange Transportwege hinter sich, kommt unter anderem aus Skandinavien. Außerdem wächst Holz vergleichsweise langsam.

Hanf kann lokal vor Ort angebaut und nach circa 100 Tagen geerntet werden, wie Landwirt Meyer erklärt. Allerdings kann nicht jeder Landwirt nach Belieben Hanf anbauen.

Ein großes Hanf-Feld.

Hanf ist ein besonders nachhaltiges Material für die Papierproduktion

Das Land NRW überwacht den Nutz-Hanf-Anbau ganz genau. Im Vorfeld müssen die Landwirte eine Genehmigung einholen. Immer wieder wird der Anbau vor Ort von den Behörden kontrolliert. Der Anbau von Hanf als Rausch- und Genussmittel ist den Landwirten nicht erlaubt.

Noch ist das Hanf-Papier ein Pilot-Projekt. In der Region rund um Krefeld und Willich machen 35 Landwirte mit. Mit bis zu 300 Euro pro Tonne Nutz-Hanf lohnt sich das für die Landwirte. Es ist in etwa der gleiche Preis, den sie auch für den Anbau von Weizen bekommen. Offenbar eine Win-win-Situation. So könnte Nutz-Hanf zum Papierrohstoff der Zukunft werden.

Über dieses Thema haben wir auch am 31.07.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Düsseldorf, 19.30 Uhr.