Häckslerfahrer Leon Theelen thront in seiner Kabine über einem Maisfeld in Tönisvorst im Kreis Viersen. Vor sich hat er einen Wald aus Blättern, die vom Maisgebiss, dem vorderen roten Teil seines Häckslers, eingesaugt werden. Mit seiner Maschine ist der 32-jährige Angestellte eines Lohnunternehmers derzeit stark gebucht. Der Grund: er kann direkt bei der Ernte die Ausbreitung des Maiszünslers verhindern. Die Besonderheit ist ein Mähvorsatz mit integriertem Schlegelmulcher, dem sogenannten Stalkbuster: "Der zerkleinert die Stoppeln, bevor der Häcksler oder ein Transportwagen die Stoppeln überhaupt niederfährt", so Theelen.
Schädlinge auf dem Feld: Wie der Maiszünsler in NRW zum Problem wurde
Warum das wichtig ist, ist derzeit im Münsterland zu beobachten. Tobias Schulze Bisping von der Landwirtschaftskammer NRW wühlt sich durch einen Dschungel von Mais. Es dauert nicht lange, bis er eine vom Maiszünsler befallene Pflanze findet. Er zeigt auf die abgeknickte Spitze, die sogenannte Fahne: "Die Symptome werden durch die Larven hervorgerufen", erklärt der Pflanzenschutzberater und zeigt auf eine weitere Stelle: "Hier kann man auch das Bohrmehl sehen."
Ursprünglich war der Maiszünsler in Süddeutschland weit verbreitet. Inzwischen ist der Kleinschmetterling auch in allen Regionen mit Maisanbau in Nordrhein-Westfalen zu finden. "Der Worst Case wäre eine Befallsrate von 20 Prozent", so Schulze Bisping. Wenn jede fünfte Pflanze betroffen sei, gäbe es nicht nur einen Ertragsausfall, sondern auch ein erhöhtes Risiko für Sekundärinfektionen durch Schadpilze. Diese können das Futter unbrauchbar machen.
Wie funktioniert der Spezialhäcksler?
Um die Ausbreitung des Maiszünslers einzudämmen, ist eine bestimmte Feldhygiene wichtig. Feldhygiene ist ein Sammelbegriff für verschiedene Maßnahmen, die für gesunde Pflanzen auf dem Feld sorgen sollen. Dazu gehören unter anderem die Fruchtfolge oder die Pflege der Feldränder. Beim Maiszünsler ist das eine sehr konkrete Maßnahme. Nach der Ernte müssen alle Stoppeln auf dem Maisfeld zerkleinert werden, denn die Larven des Maiszünslers überwintern vor allem im unteren Teil des Stängelgliedes.
Am Niederrhein ist das Problem mit dem Maiszünsler noch nicht so groß wie in anderen Teilen von NRW. Und das soll unbedingt so bleiben: "Die Betriebe wollen alle vorbeugen, die brauchen den Mais für die Fleisch- und Milchproduktion", so Theelen. Der Vorteil von seinem Spezialhäcksler: es werden so gut wie alle Stoppeln erwischt und das in nur einem Arbeitsgang. Theelen kniet in seinem grünen Overall auf dem Feld und zeigt auf die Stellen, die sein Häcksler bereits erwischt hat: "Hier hat der Mulcher schon volle Arbeit geleistet. Der Stoppel ist komplett aufgefast. Dadurch kann Wasser eindringen und er kann verrotten. Der Maiszünsler hat dann keine Chance."
Seine Dienstleistung ist zwar teurer, aber dafür sparen die Landwirte Arbeitszeit und Diesel für den sonst nötigen zweiten Arbeitsgang ein, die sogenannte Stoppelbearbeitung. Weitere Einblicke in die Arbeit des Spezialhäckslers gibt es im Video auf dem Lokalzeit-YouTube-Kanal von Land.Schafft.
Gute Feldhygiene und eine wechselnde Fruchtfolge sind die besten Möglichkeiten, um den Schädling im Zaum zu halten. Allerdings: ein Landwirt alleine kann da nichts ausrichten, sagt Schulze Bisping von der Landwirtschaftskammer. "Da müssen alle Bauern an einem Strang ziehen." Theelen ist mit seinem Auftrag in Tönisvorst fertig und faltet mit Knopfdruck das Maisgebiss zusammen. Der nächste Kunde wartet schon.