
Würfelfieber in der Eifel: Wer wird "Schocker-Meister 2025"?
Stand: 12.03.2025, 12:47 Uhr
In der Gemeinde Kall werden seit einigen Jahren die Würfelbecher geschüttelt. "Schocken" heißt das beliebte Würfelspiel. Kürzlich haben 58 Teilnehmer um begehrte Pokale gekämpft. Wer wird der neue Schocker-Meister in der Eifel?
Von Sabine Rieck
Anita Groll, 80 Jahre alt, sitzt schon früh am Abend in der Gaststätte Gier an einem Tisch und genießt ein Kölsch. Die 10 Euro Startgebühr hat sie bereits beim Turnierleiter abgegeben und sich in die Teilnehmerliste eintragen lassen. Als amtierende Schocker-Meisterin aus Kall ist sie zugleich die Titelverteidigerin. Ob sie den Titel an diesem Abend erneut gewinnen kann? "Ich glaube, in den letzten 30 Jahren ist das nur einmal passiert", erzählt Groll. "Es ist ein absolutes Glücksspiel", fügt sie hinzu. "Ein wenig Können kann vielleicht helfen, und man muss natürlich auch gut aufpassen."

Bei der Schocker-Meisterschaft in Kall ist Anita Groll die Titelverteidigerin
Der Hinterraum der Kneipe in Kall füllt sich an diesem Abend rasch. 58 Teilnehmer haben sich im Vorfeld zur Schocker-Meisterschaft 2025 angemeldet. Reiner Züll, der Turnierleiter, hat diese Spieltradition im Jahr 1993 ins Leben gerufen. Neben seiner Rolle als Turnierleiter ist er auch Moderator und Schiedsrichter. "Das Schlimmste, das bisher passiert ist, war, dass einmal jemand zu viel getrunken hat. Er hat die dritte Runde nicht mehr erlebt. Das war besonders problematisch, weil wir durch den fehlenden Spieler das Turnier nicht auswerten konnten. Da mussten wir schnell einen Ersatzspieler finden."
Wie Reiner Züll Turnierleiter wurde
00:17 Min.. Verfügbar bis 12.03.2027.
Die großen Pokale stehen zusammen mit zahlreichen Sektflaschen in einer Reihe auf einem Nebentisch, gut sichtbar für alle Teilnehmer. Jeder möchte gerne eine Siegertrophäe in sein Eifel-Dorf mitnehmen. Doch zunächst entscheidet das Los, wer an welchem Tisch würfeln darf. Die Teilnehmer schütteln sich die Hände, stellen sich gegenseitig vor und nehmen dann Platz. Jeweils vier Spieler treten gegeneinander an, während ein Teilnehmer die Rolle des Schriftführers übernimmt.
Die speziellen Turnierregeln
Die Regeln sind etwas kompliziert, und jeder wünscht sich hohe Würfe, wie zum Beispiel eine sogenannte Straße, bei der die Augenzahlen der Würfel beispielsweise drei, vier und fünf betragen. Am Ende geht es jedoch darum, den Mitspielern durch einen "Schock" eins auszuwischen und Punkte zu sammeln. Für einen "Schock" benötigt man so viele Einsen wie möglich, wobei ein "Schock aus" bedeutet, drei Einsen zu würfeln. Dieser Wurf bringt Extra-Punkte.
Für Neulinge klingen die Schocker-Regeln erstmal kompliziert
00:23 Min.. Verfügbar bis 12.03.2027.
Jörg Dahl nimmt zum ersten Mal am Schocker-Turnier teil und würfelt in einer seiner ersten Runden bereits einen Schock drei. "Der Schock ist immer das Höchste, was man werfen kann. Ich habe jetzt zwei Einsen und eine Drei. Das ist ein Schock drei und somit der höchste Wurf in diesem Spiel. Der schlechteste Spieler bekommt dafür drei Strafpunkte", erklärt er.
Geselliges Glücksspiel
Drei lange Runden werden an diesem Abend gespielt. Zwischendurch gibt es in den Pausen selbst gemachten Kartoffelsalat und Bockwürstchen. Anita Groll ist nicht glücklich. "Das wird nichts mehr", kommentiert die Titelverteidigerin ihr Spiel nach der zweiten Turnierhälfte. Stundenlang klackern die Würfel über die Tische.
Spielmeister Reiner Züll geht regelmäßig von Tisch zu Tisch und schaut nach dem Rechten: "Spielt ihr ehrlich? Oder wie immer?" Die Teilnehmer lachen und würfeln weiter. Je später der Abend, desto lustiger und lauter feiern die Teilnehmer ihr Würfelturnier. Nach vier Stunden gibt es einen Überraschungssieger: Ronny Hörnchen aus Harperscheid reißt den goldenen Pokal in die Höhe. Er ist der neue Schocker-König der Eifel.

Reiner Züll überreicht dem neuen Schocker-Meister Ronny Hörnchen den Pokal
Mit einem breiten Lächeln und dem Pokal in der Hand wird Ronny von seinen Mitspielern gefeiert, während Anita Groll ihm gratuliert und ihm verspricht, im nächsten Jahr wieder um den Titel zu kämpfen.
Über dieses Thema haben wir auch am 20.02.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Aachen, 19.30 Uhr.