Der letzte Turm des Immerather Doms Sankt Lambertus wird abgerissen. Dabei fällt gerade die Turmspitze auf den Boden. Rechts davon leerstehende Wohnhäuser.

Diese Wahrzeichen in NRW gibt es nicht mehr

NRW | Heimatliebe

Stand: 26.10.2024, 09:28 Uhr

Nordrhein-Westfalen hat unzählige Wahrzeichen, die die Städte im Westen geprägt haben. Doch einige von ihnen sind mittlerweile von der Landkarte verschwunden. Wir zeigen sechs davon.

Von Hanna Makowka

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Giebelhäuser am Fischmarkt in Köln

Fünf bunte Giebelhäuser standen jahrelang am Kölner Fischmarkt zusammen in einer Reihe und waren ein beliebtes Fotomotiv. Berühmt geworden durch ihre gotischen Giebel und ihre schmalen, hohen Fassaden in grün, orange, weiß, gelb und rosa. Doch aus dem Quintett ist inzwischen ein Trio geworden. Das grüne und das orange Haus haben jeweils so starke Schäden in den Holzbalken des Fachwerks, dass diese nicht mehr zu retten waren. Die ältesten Balken der beiden Häuschen sollen aus dem 16. Jahrhundert stammen. "In jedem Fall ist das Baualter für den Bestand der im Krieg weitestgehend zerstörten Altstadt von herausragender Bedeutung", heißt es von der Stadt Köln. Die anderen drei Giebelhäuser seien nicht historisch.

Die fünf Giebelhäuser am Fischmarkt in Köln

Die fünf Giebelhäuser am Kölner Fischmarkt

Die beiden maroden Häuser mussten nicht komplett abgerissen werden. Keller, Erdgeschoss und die erste Etage stehen noch. Aber der Giebel und die oberen Stockwerke mussten abgebaut werden. Jetzt kann der Eigentümer der Gebäude entscheiden, wie die Etagen wieder aufgebaut werden. Von außen sollen zumindest die Proportionen erhalten werden.

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Kirche St. Lambertus in Immerath

St. Lambertus ist eine ehemalige katholische Kirche in Immerath. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und war bekannt für ihre Doppeltürme - bis sie dem Braunkohletagebau Garzweiler im Rheinischen Braunkohlerevier weichen musste. Weil der Tagebau immer größer wurde, wurde das gesamte Dorf Immerath einschließlich der Kirche St. Lambertus abgerissen.

Der Abriss der Kirche St. Lambertus im Zeitraffer

00:17 Min. Verfügbar bis 26.10.2026

Schon im Jahr 2013 wurde die Kirche entweiht. Die Pläne, St. Lambertus abzureißen, stießen auf großen Widerstand, unter anderem von Denkmalschützern. In den vier Tagen, bevor die Kirche abgerissen wurde, konnte ein Ehepaar aus Mönchengladbach einen Teil der Kirchenfenster retten. Der Abriss der Kirche begann am 08. Januar 2018 und steht symbolisch für die Diskussion um den Kohleabbau und den damit verbundenen Auswirkungen.

3

Bandelhütte am Hermannsdenkmal

Die sogenannte "Bandelhütte" war ein einmaliges Zeitzeugnis aus der Bauzeit des Hermannsdenkmals bei Detmold. In dem Blockhaus, das unterhalb des Denkmals stand, wohnte Ernst von Bandel während der jahrelangen Bauphase des Monuments. Er war der Architekt und Erbauer des Hermannsdenkmals, das bis heute eines der bekanntesten Denkmäler in Deutschland ist.

Feuerwehrleute löschen den Brand an der Bandelhütte

Die Bandelhütte am Hermannsdenkmal steht in Flammen

In der Bandelhütte brach im Dezember 2021 nachts ein Feuer aus, vermutlich durch einen technischen Defekt. Die Hütte ist dabei vollständig abgebrannt. Bis dahin konnten hier Besucher und Spaziergänger in einer Ausstellung mehr über die Baugeschichte des Hermannsdenkmals und über seinen Architekten Ernst von Bandel erfahren.

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Tausendfüßler in Düsseldorf

"Tausendfüßler" - so wurde eine Hochstraße in Düsseldorf genannt, die 1962 eröffnet wurde. Die erhöhte Straße hat die Innenstadt durchquert und das Stadtbild geprägt. Der Name kommt von der charakteristischen Bauweise mit vielen Stützen und Pfeilern, die die Brücke getragen und an die unzähligen Beine eines Tausendfüßlers erinnert haben. Wegen ihrer Erscheinung, aber auch wegen ihrer bautechnischen Bedeutung, wurde die Hochstraße sogar unter Denkmalschutz gestellt. Damals hätten Bürgerproteste den Abriss fast verhindert. Doch im Februar 2013 begannen die Abrissarbeiten, um mehr Platz für den geplanten Kö-Bogen zu haben.

Abriss des Tausendfüßlers in Düsseldorf von oben

Abriss des Tausendfüßlers in Düsseldorf von oben

Vorher konnten rund 35.000 Düsseldorfer Abschied von ihrem Tausendfüßler nehmen und ein letztes Mal über die Hochstraße gehen. Einige waren sogar mit Hammer und Meißel da, um sich ein kleines Stück des Düsseldorfer Wahrzeichens zu sichern.

Die letzte Begehung des Tausendfüßlers

00:30 Min. Verfügbar bis 26.10.2026

Heute ersetzt der Kö-Bogen-Tunnel den Tausendfüßler und führt den Verkehr unterirdisch durch die Düsseldorfer Innenstadt.

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Schornstein des alten Heizkraftwerks in Bochum-Wiemelhausen

Mehr als 100 Jahre thronte der Schornstein des alten Heizkraftwerks in Bochum-Wiemelhausen über den Dächern der Stadt. Er war ein markantes Denkmal und ein Wahrzeichen der Industriegeschichte.

Das Heizkraftwerk und der 60 Meter hohe Schornstein spielten eine wichtige Rolle bei der Energieversorgung von Bochum und Umgebung. Seit 1905 hat das Heizkraftwerk die damalige Zeche Prinz-Regent mit Energie versorgt und lieferte später Fernwärme an das frühere Opel-Werk und die Ruhr-Universität.

Ehemaliges Heizkraftwerk an der Wohlfahrtstraße in Bochum mit Schornstein (Sprengung am 1. April 2023)

Das ehemalige Heizkraftwerk mit Schornstein vor der Sprengung

Doch dann schloss Opel den Standort und die Verträge mit der Universität liefen aus. Der Betreiber RWE legte das Heizkraftwerk im Jahr 2018 still. Am 1. April 2023 verschwand schließlich auch der Schornstein für immer. Jetzt will die Bochumer Wirtschaftsentwicklung die Fläche neu planen.

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Stahlwerk Phoenix-Ost in Dortmund

Das Stahlwerk Phoenix-Ost in Dortmund wurde Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet. Es gehörte zur Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb, die dem Werk seinen Namen gab. Lange Zeit war der Standort für die Stahlproduktion im Ruhrgebiet wichtig. Phoenix-Ost sorgte für unzählige Arbeitsplätze. In der Folge entstanden mehrere Arbeitersiedlungen.

Historische Aufnahme Hermannshütte in Dortmund

Historische Aufnahme Hermannshütte in Dortmund. Der Bereich wurde später Phoenix-Ost genannt

Im April 2001 wurde der Standort Phoenix-Ost stillgelegt und anschließend abgerissen. Seit 2010 gibt es an dieser Stelle einen künstlich angelegten See, den Phoenix-See.

Luftaufnahme Bebauung rund um den Phoenixsee, Dortmund

Der Phoenix-See aus der Luft

Das kulturelle Erbe des Ruhrgebiets ist mit dem Abriss des Stahlwerks aber nicht ausradiert. Heute erinnert am Phoenix-See beispielsweise die sogenannte Thomasbirne an die Vergangenheit - eine Art großer Tiegel, in dem Stahl erzeugt werden konnte. Diese Umwandlung eines ehemaligen Stahlareals zu einem beliebten Ausflugsziel in Dortmund gilt als erfolgreiches Beispiel für Stadtentwicklung.