Das Bild zeigt ein beleuchtetes Kellergewölbe mit mehreren Becken, in denen das Aachener Thermalwasser aus der Erde kommt

Im Bauch der Aachener Thermalquellen

Städteregion Aachen | Unterwegs

Stand: 30.03.2023, 11:31 Uhr

Kelten, Römer, Karl der Große. Die Aachener Thermalquellen sorgen schon lange für Erholung. Aber wie sieht es in den Tiefen der Quellen aus? Eine Expedition mit dem Reinigungstrupp.

Von Stefan Weisemann (Text) und Birgitta Beck (Multimedia)

50 Grad, extreme Luftfeuchtigkeit, es riecht leicht nach faulen Eiern. Länger als 20 Minuten am Stück hält das niemand aus. Peter Macko und seine Kollegen haben für einige Tage einen extrem anstrengenden Arbeitsplatz. Die Männer machen eine Thermalquelle unter dem Aachener Stadtteil Burtscheid sauber. "Man muss Muckis haben, Hitze ertragen und den inneren Schweinehund überwinden", sagt Macko.

In einem Kellergewölbe fließt das Thermalwasser aus der Erde in verschiedene Becken. Das Wasser wird für seine vielen Mineralien geschätzt. Allerdings setzen sich diese Mineralien auch regelmäßig an den Wänden, auf Rohren und Schrauben in den Becken fest. Überall klebt ein grau-brauner Belag. Alle zehn Jahre muss deshalb alles gründlich sauber gemacht werden. Kein einfacher - und schon gar kein normaler Job ist das.

Wie es ist die Thermalquellen zu reinigen

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Neben Hammer, Meißel und Hochdruckreiniger benutzen Macko und seine Kollegen auch ihre Hände, um die Mineralien abzukratzen. Ganz wichtig dabei: Nicht mit dem Wasser in Berührung kommen. Es ist mehr als 70 Grad heiß. Die Quellen sind damit die heißesten in Mitteleuropa. Das Wasser der Aachener und Burtscheider Thermalquellen kommt aus etwa 3000 Metern Tiefe. Es löst auf seinem Weg an die Oberfläche viele Mineralien aus den uralten Kalksteinschichten unter der Erde. Am Ende enthält das Wasser unter anderem Kochsalz, Kalium und Calcium. Schwefelwasserstoff sorgt für einen Geruch, der an faule Eier erinnert.

Das Bild zeigt den grau-braunen Mineralien-Belag, den die Arbeiter entfernen müssen

Wie eine Mondlandschaft: Der Mineralienbelag, den die Arbeiter entfernen müssen

Ohne heiße Quellen gäbe es Aachen nicht

Die Männer halten das in Schuss, was Aachen überhaupt erst zu Aachen gemacht hat. Schon die Römer nannten Aachen wohl "Aquis", darin enthalten das lateinische Wort "aqua" für Wasser. Sie suchten damals gezielt nach Thermalquellen und wurden in Aachen fündig. Anschließend bauten die Römer dort große Thermen, um zu baden und zu entspannen.

Im 8. Jahrhundert kommt Karl der Große auf den Geschmack des heißen und heilenden Aachener Wassers. Als Reisekönig hat er zwar keinen festen Herrschersitz. Aber gerade im Winter locken ihn die heißen Quellen immer wieder nach Aachen. Es wird schließlich seine Lieblingspfalz und für einige Jahre das Zentrum seines Reiches. Einer der Namen Aachens im Mittelalter: "Aha" - ein mittelhochdeutsches Wort für Wasser.

Im Laufe der Jahrhunderte lockt das Aachener Wasser immer wieder Promis an. Zar Peter der Große, König Friedrich der Große und Komponist Georg Friedrich Händel sollen sich teilweise wochenlang in Aachen erholt haben.

Besondere Arbeit für Reinigungstrupp

Auch Macko fließt mit seiner Arbeit in diese lange Geschichte des heißen Thermalwassers in Aachen ein. Er ist Haustechniker der Fachklinik Schwertbad, die das Thermalwasser für ihre Therapien nutzt. Die Reinigung der Quellen gehört zu Mackos Job.

Echte Handarbeit: So reinigen die Arbeiter die Thermalquelle

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Wenn in etwa zehn Jahren die nächste große Reinigungsaktion ansteht, ist Macko schon im Ruhestand. Deshalb gibt er sein Wissen über die Geheimnisse der unterirdischen Aachener Thermalwasser-Welt an jüngere Kollegen weiter. Und damit auch ein Stück der jahrhundertelangen Tradition, die Aachen erst zu Aachen gemacht hat.

Über dieses Thema berichten wir auch im WDR-Fernsehen am 24.03.2023: Lokalzeit aus Aachen, 19.30 Uhr.