Fällt ein Elefant aus der Schwebebahn
Stand: 16.10.2024, 16:55 Uhr
Klingt wie der Anfang eines schlechten Witzes, ist aber der Auftakt einer kuriosen Geschichte, die in Wuppertal bis heute für Gesprächsstoff sorgt. Als 1950 Elefant Tuffi in der Schwebebahn für einen Zirkus in der Stadt werben soll, passiert das unvorstellbare.
Von Katharina Hollstein
Eine rappelvolle Schwebebahn und ein riesiger Medienrummel. Das ist Wuppertal im Jahr 1950. Denn die Bahnfahrt, die gleich starten soll, ist keine gewöhnliche. Das liegt an einem der Fahrgäste: Elefantendame Tuffi. Eigentlich soll die Fahrt ein Werbegag vom Zirkus Althoff werden, der in der Stadt gastiert. Doch dem macht Tuffi einen Strich durch die Rechnung. Zirkusdirektor Franz Althoff erklärt, was damals passiert ist.
Wie reagierte Tuffi auf die Fahrt in der Schwebebahn? (Archivmaterial)
00:44 Min.. Verfügbar bis 16.10.2026.
Wie durch ein Wunder blieb Tuffi bei ihrem Sturz aus der Schwebebahn in die Wupper bis auf ein paar Schrammen unverletzt. Alle Anwesenden waren so geschockt, dass niemand die Situation fotografierte. Von "Tuffis Wuppersprung" gibt es daher nur Fotomontagen, wie die auf der oben zu sehenden Postkarte.
Diskussionen um Wildtierhaltung in Zirkussen
Dass Elefanten so zur Schau gestellt werden, war für viele zu dieser Zeit ganz normal. "Sie fuhr mit der Straßenbahn und mit dem Autobus und sie ging in Kaufhäuser. Sie besuchte den Oberbürgermeister von hier und von dort", erzählt Zirkusdirektor Franz Althoff. "Und dann kamen wir nach Barmen-Elberfeld und da sagte ich mir: Warum soll Tuffi nicht auch mal Schwebebahn fahren?"
Heute ist der Einsatz von Wildtieren in Zirkussen umstritten. Zwar gibt es keine deutschlandweiten Beschränkungen für Wildtiere im Zirkus, auf kommunaler Ebene haben aber einige Städte entsprechende Verbote erlassen. In NRW zum Beispiel in Düsseldorf, Köln, Siegen oder Paderborn. Dort werden keine städtischen Flächen mehr an Zirkusse mit Wildtieren vermietet. In Wuppertal gibt es einen solchen Beschluss übrigens bislang nicht.
Neues Gesetz soll Tiere besser schützen
Doch auch bundesweit kommt Bewegung in das Thema. Im Mai 2024 brachte die Bundesregierung eine Änderung des Tierschutzgesetzes auf den Weg. Dadurch soll es für Zirkusse in Zukunft nicht mehr möglich sein, Tiere wie Affen oder Elefanten zu halten.
Der Sturz aus der Schwebebahn war übrigens nicht der letzte Besuch von Tuffi in Wuppertal. 1962 kehrt der Zirkus Althoff mit seinen Elefanten noch einmal zurück in die Stadt. Dieses Mal aber ohne Fahrt in der Schwebebahn. Tuffi lebte bis zu ihrem Tod im Zirkus. Sie wurde 53 Jahre alt und starb 1989 in Paris.