Die in die Röhre gucken: Unterwegs mit Bielefelds Kanal-Kontrolleuren
Stand: 30.09.2024, 07:51 Uhr
Bielefelds Kanal-Kontrolleure sorgen dafür, dass die städtischen Kanäle in einem guten Zustand bleiben - oft, ohne selbst in die Tiefe steigen zu müssen. Ein Einblick in einen Beruf, der Bielefelds Infrastruktur im Verborgenen am Laufen hält.
Von Lilofee Fettich (Text) und Kolja Selker (Multimedia)
Das Brummen der Motoren verstummt langsam und die letzten Pendler verschwinden in ihren Häusern. Ein großer Transporter parkt in der Stadt. In ihm: Zwei Männer in leuchtenden Overalls. Thorsten Heisler und John Taylor, Mitarbeiter der Umweltbetriebe Bielefeld, machen sich für ihre nächtliche Schicht bereit. Mit hochmoderner Technik im Gepäck stehen sie vor einem unscheinbaren Kanaldeckel - dem Tor zu Bielefelds verborgener Unterwelt.
Straßen in Länge von 1300 Kilometern verbinden die Menschen in Bielefeld, führen morgens zum Bäcker und abends ins Restaurant. 1300 Kilometer klingen schon recht lang. Umso unglaublicher wirkt der Zuständigkeitsbereich der Umweltbetriebe Bielefeld. Die sind für 2900 Kilometer Kanalnetz unter der Stadt zuständig.
Sechs Kanal-Kontrolleure und -kontrolleurinnen überprüfen die unterirdischen Leitungen in Bielefeld und sorgen dafür, dass die Infrastruktur nicht unter der Stadt weggespült wird. Seit 32 Jahren sind auch Heisler und Taylor mit dabei. Vier Tage in der Woche machen sie das, für jeweils 10 Stunden. Die beiden sind ein eingespieltes Team.
Wie ist Thorsten Heislers und John Taylors Verhältnis zueinander?
00:06 Min.. Verfügbar bis 30.09.2026.
High-Tech im Abwasser: Der Kameraroboter macht das Kanalabsteigen fast überflüssig
Selber unter Tage gehen müssen sie nur noch selten. In ihrem Sprinter haben die Männer Kameraroboter mit an Board. Nachdem sie am Ort der Inspektion angekommen sind und sie den Bereich um den Kanaldeckel abgesperrt haben, installieren sie oben den Roboter und lassen ihn dann auf vier Meter Tiefe in die Kanalisation hinab. Hilfe, die sie aufgrund der Gerüche unten gerne annehmen. Wenn der Roboter sicher angekommen ist, beginnt der eigentliche Job.
Entdeckt John Taylor Schäden am Kanal?
00:12 Min.. Verfügbar bis 30.09.2026.
Aus dem Fahrzeug heraus kann der 63-jährige Taylor dank der Kamera vor großen und kleinen Bildschirmen die Rohre inspizieren. Er überprüft aufmerksam den Zustand von Dichtungen und gleicht den Weg des Roboters mit dem Streckennetz auf den offiziellen Karten der Stadt ab. Dabei sieht er manchmal die eine oder andere Ratte, vor denen ekelt er sich. Aber es gibt ja genügend Sicherheitsabstand.
Verkehr sorgt immer wieder für Probleme
Währenddessen sorgt Heisler dafür, dass der Verkehr rund um die Kanalarbeiten funktioniert und die Busse durchfahren können, denn trotz Nachtarbeit und Ferienzeiten stellen Autofahrer ihre Fahrzeuge immer wieder falsch ab, gerade jetzt wo das Team an der Bahnhofsstraße steht: "Sie dürfen hier nicht stehen", sagt er einer Autofahrerin. "Aber ich will doch nur ..." Doch da ist nichts zu machen. Die Kontrolleure brauchen den Platz. An Diskussionen ist Heisler zwar gewöhnt, der 59-Jährige ist trotzdem froh, dass diese Situationen in der Nacht nicht so häufig vorkommen.
Thorsten Heisler hält den Weg frei
Gegen 5.30 Uhr packen Heisler und Taylor ihre Ausrüstung zusammen. Auch die Kameraroboter haben ihre Arbeit getan, wurden gründlich abgeduscht und ruhen nun wieder im Transporter. Nach ihrem Einsatz fahren Heisler und Taylor nach Hause, während die Stadt über ihnen in den Alltag zurückkehrt, der dank ihnen reibungslos funktionieren kann.
Über dieses Thema haben wir auch am 14.08.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.