Steinmetzmeister Markus Madeia bearbeitet den Arm einer Ritterskulptur

Wie ein Soester Steinmetz Schloss Drachenfels seine Ritter zurückgibt

Soest | Heimatliebe

Stand: 26.03.2025, 06:32 Uhr

Steinmetz Markus Madeia aus Soest arbeitet an zwei beeindruckenden Ritterfiguren. Jeder Handgriff muss sitzen, denn die Kunstwerke müssen einmal dem kritischen Auge von tausenden Touristen auf Schloss Drachenfels standhalten. Warum diese Aufgabe eine echte Herausforderung ist.

Von Mattias Heise

Die Aufgabe für Steinmetz Markus Madeia hat Champions-League-Niveau, wie er selbst sagt. Er steht in seinem Atelier in Soest vor einer etwa zweieinhalb Meter hohen, staubig-weißen Figur. Nur der in die Luft gehobene Arm ist noch ein nacktes Drahtgestell. Brustpanzer und Teile der Ritterrüstung sind schon gut zu erkennen, ebenso erste Konturen des Gesichts. Madeira schaut sich mit kritischem Blick den anderen Arm der Ritterfigur an. "Der Handschuh muss noch prägnanter werden. Wenn wir dann heruntergehen, ist die Schwertspitze ungefähr am Knöchel. Das passt auch mit der anderen Fotografie", sagt der 52-Jährige zu seinem Kollegen Thomas Wiesehöfer. Jedes Detail muss stimmen. Denn jeder Fehler könnte später den tausenden Touristen auf Schloss Drachenfels auffallen.

Warum das Projekt für Markus Madeia besonders anspruchsvoll ist

00:38 Min. Verfügbar bis 26.03.2027

Der 52-jährige Madeia ist Spezialist in Sachen Steinbearbeitung, restauriert weit über Soest hinaus Baudenkmäler, Kirchen, historische Gebäude. Immer geht es um moderne und klassische Bildhauerei und Steinmetzarbeiten aller Art. Seit er im Jahr 2000 als Bester die Steinmetzmeisterprüfung bestanden hat, hat er sich immer mehr auf diese Art spezialisiert.

Steinmetz aus Soest: Ein Meister mit fürstlichem Auftrag

Die Bearbeitung der Steinmetze wechselt sich zwischen schon fast brutal anmutendem Hobeln und sanft zärtlichem Abstreifen des Gipses ab. Es ist das einzige Material, das hart genug für die Figuren ist, sich gleichzeitig aber immer wieder abschleifen und filigran bearbeiten lässt. Mehrere Male treten Madeia und Wiesehöfer von ihren Figuren zurück und kontrollieren die minimalen Fortschritte. Ist der leichte Bogen auf dem Handrücken nicht doch eine Spur zu sehr ausgearbeitet?

Eine Ritterfigur aus Gips in der Nahaufnahme

Die Gipsfiguren sind nur ein Zwischenschritt, die Figuren werden dann in Bronze gegossen

Sein Auge für das Detail hat ihm diesen Job überhaupt erst eingebracht. Zuvor erneuerte er an dem bekannten Ausflugsziel und Bares-für-Rares-Drehort Schloss Drachenfels in Königswinter ein Steinportal. Und zwar so gut, dass er auch den Auftrag für das Ritterprojekt bekommen hat. Die Gips-Figuren dienen dabei als Zwischenschritt. Sie sind die Positive für die Gießformen der mittelalterlichen Krieger, die am Ende aus Bronze sein sollen. Der Hausherr will die Ritter wieder auf das Dach des Schlosses stellen, wo sich früher genau solche Figuren befanden. Wie die Originale abhandengekommen sind und was mit ihnen im Laufe der Geschichte passiert ist, ist ein Rätsel.

Was die Ritter-Figuren für Schloss Drachenfels zur Herausforderung macht

Heute gibt es nur noch drei vergilbte Fotos der 1882 vom Künstler Werner Fuchs angefertigten Figuren. Weitere Unterlagen, aus denen Größe, Dimensionen oder Gewicht hervorgehen, gibt es nicht. Allein anhand der alten Aufnahmen ist ein Nachbau der Ritter also unmöglich. Deshalb haben sich die beiden Steinbildhauer Hilfe beim historischen Ritterverein Soest geholt und von dort eine Rüstung ausgeliehen. Auf Künstliche Intelligenz oder 3D-Programme verzichten sie. Madeia ist ein Handwerker und genau so entstehen auch die Ritter.

Markus Madeia und Thomas Wiesehöfer in der Werkstatt

Markus Madeia arbeitet mit Thomas Wiesehöfer an den Ritterfiguren

Oft ist nur das leichte Kratzen der Gipshobel zu hören, wenn Madeia und Wiesehöfer an den Ritterfiguren arbeiten, gefolgt von dem lauten Schmatzen des Gipsrührens. Immer wieder gehen die Steinmetz-Meister auf Abstand zu den Rittern, um sich den Blick für richtige Proportionen zu bewahren.

Markus Madeia und Thomas Wiesehöfer über die Proportionen

00:31 Min. Verfügbar bis 26.03.2027

Bis zum Sommer will Madeia mit den Gips-Rittern fertig werden. Wann sie dann in Bronze gegossen auf das Schloss gesetzt werden, weiß er nicht. Aber wenn es so weit ist, wird der Soester sicher dabei sein. Denn das ist eine der Eigenschaften, warum er seinen Beruf so liebt. Er kann sehen, was er erschaffen hat. Und meistens bleibt es auch ganz lange dort stehen.

Über dieses Thema haben wir auch am 14.03.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL,19.30 Uhr.