Stefan Schroiff legt Wert auf Handarbeit bei den Skiern

Skier verleihen ohne Piste in der Nähe? Warum das in der Eifel trotzdem klappt

Städteregion Aachen | Heimatliebe

Stand: 28.03.2024, 14:45 Uhr

Der Winter in der Eifel ist so gut wie vorbei. Trotzdem stehen auf dem Parkplatz des "Ski-Kellers" in Simmerath-Eicherscheid jeden Tag dutzende Autos - alle voll beladen mit Gepäck für den Winterurlaub. Über eine unverhoffte Erfolgsgeschichte.

Von Sabine Rieck

Tausende Skier stehen in dunklen Holzaufstellern im Inneren des "Ski-Kellers", doch die angrenzenden Hecken und Vorgärten sind tiefgrün. 10 Grad Außentemperatur, von Schnee keine Spur. Drinnen hat Geschäftsführer Stefan Schroiff gerade ein Paar Skier vor sich liegen. Behutsam zieht der 50-Jährige eine messerscharfe Klinge über die Stahlkante. In Handarbeit bessert er den Ski aus und nimmt einen Vorschliff der Kanten vor. "Den Ski präparieren", nennen das Fachleute. Heute soll dieses Paar Ski noch in den Verleih gehen.

In der Eifel selbst gibt es gerade einmal sieben ausgewiesene Skigebiete, die meisten davon in Rheinland-Pfalz. Die längste Piste ist rund 90 Meter lang. Nicht gerade ein Mekka für Skifahrer. Viele Kunden kommen nur zum Leihen, einige von ihnen sogar von weit hinter Köln. Anschließend fahren sie weiter, zum Beispiel nach Süddeutschland, Österreich oder in die Schweiz. Seit 2002 verleiht Schroiff in der Eifel die Wintersportgeräte an seine Kunden. Ursprünglich sei das mehr Hobby als Geschäftsidee gewesen.

Stefan Schroiff über die Anfänge des Skiverleihs

00:20 Min. Verfügbar bis 29.03.2026

Nachdem er mit der Bearbeitung des ersten Skis mit dem Messer fertig ist, legt Schroiff ihn in einen etwa zehn Meter langen, grünen Automaten. Sekunden später fährt er wie durch eine Waschstraße und erhält perfekt geschliffene Kanten. Später werden die Ski noch gewachst, damit sie optimal auf Schnee gleiten.

Ein Skiverleih abseits großer Pisten?

Wie wichtig ein gutes Fahrgefühl ist, weiß der Geschäftsführer aus erster Hand. Jeden Winterurlaub verbrachte Schroiff auf der Piste. "Das Freiheitsgefühl, die Natur und der Adrenalinkick - das ist unvergleichlich auf einer Piste, auf der man mal Gas geben kann", sagt er. Die passenden Pisten dafür gibt es in der Eifel nicht.

Trotzdem hat er dort, fernab großer Skigebiete, einen Skiverleih gegründet. Schuld daran war eigentlich sein Onkel. Jedes Jahr kaufte er für die Kinder neue Skier, immer passend zum Gewicht und zur Körpergröße. "Es sammelten sich so einige Ski über die Jahre zusammen", sagt Schroiff. "Dann wurde die Nachfrage nach Leih-Ski in der Ortschaft und im Bekanntenkreis immer größer."

2002 gab Schroiff seine Arbeit in der Bank auf und übernahm gemeinsam mit seinem Freund Jochen Kaulard, 45 Jahre alt, die Werkstatt eines Sportgeschäfts. Mehr als zwei Jahrzehnte später arbeiten in der Hauptsaison rund 20 Menschen für den Skiverleih. Kleinere Zweigstellen des Verleihs sind über die Jahre noch in den Städten Düren und Aachen dazugekommen.

Der Ski-Keller in Eicherscheid hat mittlerweile jede Menge Auswahl an Skiern.

Jede Menge Auswahl an Skiern

Neben Wintersportlern von außerhalb zählen auch viele Eifler zu den Stammkunden. Wie Alicia Theißen-Fuß. Sie kommt für jeden Winterurlaub regelmäßig, um Ski zu leihen. "Als wir im Österreich-Urlaub Einheimischen erzählt haben, dass wir die Ski in der Eifel leihen, war der Ski-Keller aus Eicherscheid dort nicht unbekannt."

Das passende Equipment

Wer Skier leihen will, kann sich online einen Termin reservieren. Bis zu anderthalb Stunden pro Kunde kann die Beratung für eine gesamte Ski-Ausrüstung dauern. Fahrkönnen, Größe und Gewicht spielen eine Rolle für die passenden Ski. Auch die Klimakrise beeinflusst die Entscheidung: "Der Schnee wird in der Saison immer weicher. Deshalb ist aktuell der Trend, auf eher breiten Ski zu fahren", so Schroiff.

Die meisten Kunden kommen mit Vorfreude ins Geschäft. "Das ist für jeden der erste Schritt in den Urlaub", sagt Schroiff. Die Leihgebühr für eine Woche liegt zwischen 60 und 100 Euro.

Mit Hilfe eines Computers werden die Ski-Schuhe ganz genau angepasst.

Jochen Kaulard findet mit moderner Technik die passenden Ski-Schuhe

Noch schwieriger als den richtigen Ski zu finden ist die Suche nach dem passenden Ski-Schuh. Ein 3-D-Scan des Fußes soll hier helfen. Jochen Kaulard gibt dafür einem Kunden spezielle Socken. Während der Mann auf einer besonderen Platte steht, erstellt ein Scanner ein detailgenaues 3-D-Abbild der Füße. Der Computer macht im Anschluss Vorschläge, welcher Schuh dem Kunden passen könnte.

Jochen Kaulard darüber, wie wichtig der perfekte Ski-Schuh ist

00:21 Min. Verfügbar bis 29.03.2026

Rund um die Osterzeit ist der Andrang im Geschäft groß. "Zum Start der Ferien wird unser Laden regelrecht leer geräumt", sagt Schroiff. Ende April, nur wenige Wochen später, ist für die Mitarbeiter das Saisongeschäft vorbei. Gemeinsam fährt das Team im Anschluss zum Betriebsausflug nach Österreich.

Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 19.03.2024: Lokalzeit aus Aachen, 19.30 Uhr.