Lina Minnebusch zapft Bier im Bierwagen.

Traum vom Schützenfest: Ein Tag mit Eventmanagerin Lina Minnebusch

Borken | Heimatliebe

Stand: 02.08.2024, 08:33 Uhr

Lina Minnebusch wollte schon als Kind Kellnerin auf Schützenfesten werden. Heute organisiert die Eventmanagerin 30 Schützenfeste im Jahr. Was sie dabei alles beachten muss? Das zeigt sie der Lokalzeit beim Schützenfest in Wessum.

Von Gianna Robert

Am Abend werden hier Hunderte Menschen trinken und tanzen. Noch aber laufen die Vorbereitungen von Lina Minnebusch und ihrem Team. Es ist Samstag, 18 Uhr im Schützenfestzelt in Wessum im Kreis Borken. Die Ruhe vor dem Sturm. Minnebusch und ihre Angestellten stellen Stühle auf, decken Tische ein und zapfen das Bier an. Die Eventmanagerin aus Ochtrup freut sich auf den Abend.

Schützenfeste haben in NRW eine lange Tradition. Schließlich gibt es mit dem Schützenfest in Neuss eines der größten in ganz Deutschland. Im Landesverband NRW der Deutschen Sportschützen sind mehr als 650 Schützenvereine organisiert. Und viele von ihnen wollen feiern. Wie viele Feste sie veranstalten, darüber gibt es keine genauen Zahlen. Im Münsterland sind es mindestens 30 - denn so viele organisiert allein Eventmanagerin Minnebusch. Drei bis vier pro Woche. Eine wichtige Aufgabe, denn viele Vereine haben längst nicht mehr die Kapazitäten, diese selbst zu planen.

Schützenvereine sind für Lina Minnebusch wie eine große Familie

00:27 Min. Verfügbar bis 02.08.2026

Schon als Kind sei ihr dabei klar gewesen, dass sie hinter die Theke gehört. "Im Kindergarten war mein Traumberuf schon Vollzeit-Schützenfestkellnerin. Meine Eltern waren jedes Wochenende auf Schützenfesten unterwegs. Oma und ich haben die dann immer besucht, dann durfte ich als Kind schon Gläser sammeln. Das war irgendwie immer meine Leidenschaft", erzählt die 26-Jährige und schneidet mit einem Cuttermesser eine Papiertischdecke zurecht.

Kellnern ist Teamarbeit

Mit 18 Jahren hat sie sich deshalb selbstständig gemacht. Heute arbeiten 120 Kellnerinnen und Kellner in ihrem Unternehmen. Die Organisation eines Schützenfestes ist extrem aufwendig. "Es ist wahnsinnig viel Vorbereitung. Ich bekomme meist einfach eine Wiese und soll da ein großes Fest aufbauen: Strom, Wasser, Zelt, Imbiss, Toilettenwagen, die ganzen Getränke, das gesamte Equipment. Das ist Wahnsinn, was man hier für drei bis vier Tage aufbaut."

Wenige Stunden nach den letzten Vorbereitungen ist das Schützenfestzelt in Wessum prall gefüllt. Die Party hat Fahrt aufgenommen. Laute Blasmusik dröhnt über die Bierbänke, einige Gäste stehen klatschend darauf, andere tanzen. Das Bier fließt und das wird es noch bis 5 Uhr morgens. Für Minnebusch und ihr Team bedeutet das: nur drei Stunden Schlaf, bevor es am nächsten Morgen weitergeht.

So sehen die Schützenfeste aus, die Lina Minnebusch organisiert

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Für die 26-Jährige ist es wichtig, sich in diesen Momenten auf ihr Team verlassen zu können: "Mein Team kriegt das immer super hin. Meistens sogar besser ohne mich. Ich mache immer Stress. Dann sagen sie: Lina, ist doch schon längst fertig."

Ohne Leidenschaft geht es nicht

Das größte Highlight auf jedem Schützenfest ist für Minnebusch das Vogelschießen: "Die marschieren hier gleich an und dann sagt einer 'zum Biertrinken weggetreten' und dann geht's los. Dann ist direkt Halligalli." Dafür bauen sie und ihre Angestellten nach der kurzen Nacht draußen Bierbänke auf. Es dauert nicht lange, bis die 2.000 Gäste eintreffen und sich eine große Menschenmenge um den Bierwagen tummelt. Minnebusch geht mit einem Körbchen voller Tüten mit Schnapsfläschchen durch die Menge. Die verkauft sie als "Wundertüten", "das war meine beste Geschäftsidee."

Lina Minnebusch verkauft einem Schützen Tüten mit kleinen Schnapsflaschen.

Lina Minnebusch mitten im Geschehen

Mit dem 406. Schuss fällt der Vogel. Die Menge jubelt ihrem neuen Schützenkönig zu. Für Minnebusch der Moment, wo es zurück ins Zelt geht. Die nächste Nacht, in der getanzt, getrunken und gelacht wird. Wenn der letzte Gast nach Hause geht, ist aber noch nicht Feierabend.

Sie und ihr Team werden mit dem Abbau beginnen. "Dann haben wir zwei Tage Zeit, bis schon wieder das nächste Schützenfest ansteht." Wieder drei Tage das volle Programm. Minnebusch ist sich sicher: "Diesen Job kann man nur mit Liebe und Leidenschaft machen, sonst macht man ihn nicht lange. Für mich ist es jedes Mal wieder schön."

Über dieses Thema haben wir auch am 24.07.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Münsterland, 19.30 Uhr.