Knarrende Balken, winzige Fenster. Die Taschenlampe wirft ein schwaches Licht auf das Durcheinander auf dem Schlossdachboden. Alte Korbkinderwagen, ausgediente Lampen, Möbel, in der Ecke ein Spiegel. Ferhat Genis und Robert Scheck, Museumsleiter von Schloss Herdringen, suchen vergessene Schätze. "Unser Schloss wird doch Museum", erzählt der Schreinermeister und zeigt auf den zugestaubten Spiegel. "Rokoko", schätzt er.
Schloss Herdringen mit seinen Nebengebäuden hat über 200 Räume. "Da sind Türen, die sind seit 100 Jahren nicht mehr geöffnet worden", sagt Genis. Das Schloss war immer Wohnsitz der Familie von Fürstenberg, auch Internat, sogar Filmschauplatz. Zwei Edgar-Wallace-Filme wurden in den 60er-Jahren hier gedreht. "Weil das Schloss aussieht wie ein englischer Landsitz", sagt der Schreinermeister.
Genis kam als 15-Jähriger aus der Türkei nach Arnsberg – und wollte Schreiner werden, weil der Nachbar Schreiner war "und bei uns in der Straße Schnitzereien verkaufte." Nach der Lehre arbeitete Genis bei einem Antiquitätenhändler. Dann nahm er seinen Mut zusammen und bewarb sich bei Wennemar von Fürstenberg, dem letzten Schlossherren: "Als türkischer Schreiner in diesem wunderschönen Schloss zu arbeiten, das war mein verrückter Traum."
Schlösser und Burgen in NRW
Das barocke Schloss Nordkirchen mit seinem Schlossgarten wird auch "westfälisches Versailles" genannt. Während der Schlosspark frei zugängig ist, können die Gebäude nur mit einer Führung besichtigt werden.
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Auf dem Tisch in der Schreinerwerkstatt steht kopfüber ein immer noch prächtiger Stuhl. Die geschnitzten Adler unter der Sitzfläche sind gebrochen. Vorsichtig streicht der Schreinermeister mit einem Spachtel Leim auf die Adlerflügel. Drei Schreiner reparieren und restaurieren hier. "In einem 700 Jahre alten Schloss gibt es genug Arbeit."
Der "Adlerstuhl" ist ein Hingucker. Doch stiehlt ihm jemand anderes die Schau. Sittichdame Schacky ist auf Genis' Schulter gelandet. Ein Nymphensittich, gelbes Gefieder, ein paar Federn am Kopf fehlen. "Sie rupft sich, wenn sie alleine zu Hause ist", erzählt Genis. Also kommt der Sittich mit ins Schloss. Jeden Tag.
Möbel für die Ewigkeit
"Wie schön die Möbel nach der Restaurierung aussehen", sagt Genis. Er steht vor Tisch und Stühlen im Salon der Gräfin Pia von Fürstenberg – Schlossherrin vor 120 Jahren. Dunkles Holz vor maisgelben Seidentapeten. Der Schreiner streicht behutsam über die Tischplatte. "Darauf bin ich stolz."
"Diese Arbeit ist fertig. Jetzt freue ich mich auf die nächste", sagt Genis. Dass Schloss Herdringen jetzt zum Museum wird, gefällt ihm. Wann ist Eröffnung? "Das dauert. Wir müssen noch viele Schätze suchen, finden und restaurieren."
Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 20.09.2023: Lokalzeit aus Siegen, 19.30 Uhr.