Ausgefallene Kreationen und regionale Grundzutaten: Nudeln made im Sauerland
Hochsauerlandkreis | Heimatliebe
Stand: 23.12.2023, 09:14 Uhr
Zwei Frauen aus dem Hochsauerlandkreis gründen ihre eigene kleine Nudelmanufaktur - und das eher zufällig. Am Anfang stand nämlich nur diese eine Frage: Wohin mit all den Hühnereiern?
Von Alexa Schröder
Aus der Nudelmaschine schlängeln sich in einer Tour lange rote Bänder. Anja Scholand lässt die frischen Bandnudeln sanft in ihre Hand laufen und zack - der Teig wird mit einem großen Messer portionsweise abgeschnitten und wandert in einen Korb. Bevor die Nudeln in den Verkauf kommen, müssen sie etwa zwei Tage bei rund 30 Grad trocknen. Danach sind die Rotweinnudeln dann fertig zum Eintüten und werden von Hand verpackt. "Die sehen schön edel aus und passen gut zu Wildgerichten oder Braten und saugen sich wunderbar mit Soße voll", schwärmt die 33-Jährige.
So stellen Anja Scholand und Jennifer Brackhaus Rotwein-Nudeln her
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Nudelmanufaktur "Doppeltes Jottchen" seit Jahresanfang
Anja Scholand und Jennifer Brackhaus leben im selben Ort, kennen sich durch ihre Ehemänner. Seit Anfang des Jahres machen die beiden auch bei der Arbeit gemeinsame Sache: Sie sind ins Nudelgeschäft eingestiegen, mehr so durch Zufall. Scholand lebt mit ihrer Familie auf einem Bauernhof, hat bis Anfang des Jahres im Betrieb ihres Mannes mitgearbeitet. Die eigenen Hühnereier wurden immer abgegeben, um daraus Nudeln machen zu lassen. Als diese Möglichkeit wegfiel, stellte sich die Frage: Warum die Nudeln nicht einfach selbst produzieren? Die 38-jährige Brackhaus, gelernte Köchin, war von der Idee ebenso begeistert und die Nudelmanufaktur "Doppeltes Jottchen" war geboren. Passende Räumlichkeiten fanden die beiden Frauen im Nachbarort, die nötigen Maschinen stammen aus einer Betriebsauflösung.
Der Ei-Anteil im Nudelteig liegt bei rund 25 Prozent. Anja Scholand (l.) und Jennifer Brackhaus schlagen alle Eier von Hand auf.
Mittlerweile produzieren Scholand und Brackhaus über 30 verschiedene Nudelsorten. Meist deftig, manchmal aber auch süß. Die Nudeln werden geschmacklich und optisch mit Chili, Bärlauch, Tomate, Rotkohl, Bier, Rotwein, aber auch Schokolade oder Zimt verfeinert. Es sind viele Eigenkreationen, aber auch Tipps von anderen. Die Nudelproduzentinnen probieren gerne aus. "Die Rotweinnudeln waren der Wunsch eines Kunden von uns. Wir dachten, okay, wir versuchen es mal. Jetzt verkaufen sie sich richtig gut", erzählt Scholand, während sie Unmengen von Eiern für den nächsten Teig aufschlägt.
Vor allem die gute Laune-Mischung in sechs verschiedenen Farben kommt bei Kindern gut an.
Gemüse oder Gewürze sorgen für bunte Farben
"Als Grundzutat kommen Eier und Grieß in unsere Nudeln. Die Eier kommen von Landwirten aus der Umgebung, nur Freilandhaltung", erklärt Brackhaus. Gefärbt wird anschließend mit natürlichen Zutaten wie Kurkuma, Spinat oder grünen und blauen Algen. "Bei der Form müssen wir probieren, mal sind es Spiralen, Glockenblumen, Muscheln oder auch kleine Suppennudeln. Nicht jeder Teig passt zu jeder Form", findet Brackhaus.
Jennifer Brackhaus erklärt, welche Rolle Matrizen in der Nudelmanufaktur spielen.
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Auch an ihrem Firmennamen "Doppeltes Jottchen" haben die beiden Frauen ein bisschen herumprobiert. "Wir sind natürlich keine Zwillinge", erzählt Scholand lachend, "aber wir haben beide das 'J' im Vornamen, da bot sich das irgendwie an." Mit der Manufaktur bauen sich die beiden Mütter ihre Selbstständigkeit auf - alles in liebevoller Handarbeit und bisher nur zu zweit. Das kostet natürlich Zeit, die die beiden aber gerne investieren. Noch können sie nicht vom Nudelverkauf leben, aber die Nachfrage wächst rasant.
Wie das "Doppelte Jottchen" mit den Landwirten der Umgebung zusammenarbeitet
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Derzeit werden die verschiedenen Sorten in ausgewählten Supermärkten und in den Hofläden der Landwirte verkauft, die auch die Eier liefern. Jede Nudeltüte kostet 3,50 Euro, egal, wie viel Gramm Nudeln drin sind. Wenn die Zutaten teurer sind, wird die Tüte kleiner. Da die Nachfrage steigt, wollen Scholand und Brackhaus ihre Manufaktur in Marsberg-Meerhof jetzt immer samstags von 15 bis 17 Uhr für den eigenen Verkauf öffnen. "Wenn wir unsere Kunden persönlich treffen, können wir auch den ein oder anderen Kochtipp mitgeben. Die Zimtnudeln beispielsweise würde ich in Milch kochen und nachher mit Puddingpulver abbinden", empfiehlt Brackhaus. "Gerade jetzt in der Weihnachtszeit einfach köstlich."
Über dieses Thema haben wir auch am 17.11.2023 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr.