Nach Flut und Feuer: Familie aus Kommern kämpft für ihr Zuhause
Stand: 16.07.2024, 08:43 Uhr
Simone und Simon Opladen bauen gerade ihr Haus in Mechernich-Kommern zum dritten Mal wieder auf. Erst kam das Hochwasser, wenige Monate später zerstörte ein großer Brand alles. Die Geschichte einer Familie, die nicht aufgibt.
Von Purvi Patel
Simone Opladen kämpft mit dem Wind. Die 34-Jährige versucht, ein Band mit bunten Wimpeln aufzuhängen. Nach dem dritten Versuch hängt die Kette endlich über dem Hauseingang ihres Rohbaus und flattert fröhlich im Wind. Dass sie mit ihrem Mann Richtfest feiert, daran hat Opladen nicht mehr geglaubt: "Wir hatten immer die Hoffnung, aber irgendwann kommt man an dem Punkt, wo man an nichts mehr glaubt."
Familie Opladen bereitet das Richtfest für ihr neues Haus vor
Das Schicksal hatte ihr und ihrer kleinen Familie übel mitgespielt. Ende 2019 ist das Ehepaar von Köln in die kleine Gemeinde Kommern im Kreis Euskirchen gezogen. Von der Großstadt aufs Land. Kurz darauf kommt ihre Tochter Zoy zur Welt und macht das Glück komplett. In ihrem neuen Zuhause fühlt sich die Familie rundum wohl. Es ist ein Fachwerkhaus von 1850. Verwinkelt, mit einem großen Balkon und idyllisch am Bleibach gelegen.
So sah das Haus von Familie Opladen nach der Flut aus
00:15 Min.. Verfügbar bis 16.07.2026.
Die Idylle wird ihnen jedoch zum Verhängnis: Im Juli 2021 verwandelt sich der kleine Bach zum reißenden Strom und flutet die umliegenden Häuser. Die Opladens sind im Urlaub, als Nachbarn sie anrufen und ihnen mitteilen, dass ihr neues Zuhause unter Wasser steht. 1,20 Meter hoch. Aus dem Erdgeschoss ist nichts mehr zu retten.
Die Flut in Nordrhein-Westfalen
Im Juli 2021 ließ heftiger Starkregen Flüsse und Bäche zu reißenden Strömen anschwellen. Bis heute gilt es als Jahrhunderthochwasser. Rund 180 Städte und Gemeinden in NRW waren betroffen. 49 Menschen verloren allein in NRW ihr Leben, in ganz Deutschland starben 188 Menschen. Die Versicherungswirtschaft verzeichnete einen Schaden in Höhe von 8,2 Milliarden Euro in Deutschland.
Das junge Paar säubert und saniert mühsam das Haus. Im Dezember ist die Fußbodenheizung endlich verlegt. Zwei Tage später, erzählt Opladen, sollte der Estrich kommen. Doch dazu kommt es nicht mehr.
Tochter wird knapp gerettet
Am 6. Dezember bricht ein Feuer aus. Die Familie wird mitten im Schlaf überrascht, der Rauchmelder hat sie geweckt. Das Ehepaar kann sich aus dem Fenster retten. Doch ihre Tochter schläft noch im Haus - Flammen versperren den Weg zu ihrem Zimmer. Erst als Nachbarn eine Leiter bringen, kann Simon Opladen die Fensterscheibe zu ihrem Zimmer einschlagen und das einjährige Kind retten. "Das war knapp. Ganz knapp", sagt Opladen. Das historische Fachwerkhaus brennt wie Zunder. Die Feuerwehr braucht fast zwei Tage, bis alle Glutnester gelöscht sind. Das Haus ist unbewohnbar.
Das Haus der Familie Opladen steht in Flammen
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Ein technischer Defekt im Stromkasten hatte das Feuer verursacht. Die Opladens stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Kommerns Ortsbürgermeister Rolf Jaeck richtet für die Familie ein Spendenkonto ein. Die WDR Lokalzeit Aachen berichtet darüber. Menschen aus ganz Deutschland melden sich daraufhin und spenden über 130.000 Euro.
Die Familie konnte immer auf Unterstützung zählen
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Mittlerweile sind die Opladens zu viert: Tochter Ylva ist jetzt ein Jahr alt. Mit den Spendengeldern und der Versicherungssumme können sie sich das neue Haus bauen. Wieder am Bleibach. Dieses Mal aber so, dass es durch dicke Betonwände hochwassergeschützt ist. Ende des Jahres wollen sie einziehen. Und hoffen, dass das Glück ab jetzt auf ihrer Seite ist.
Über dieses Thema haben wir auch am 14.06.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Aachen, 19.30 Uhr.