"Ich mag eigentlich keine Rosinen", verrät die 29-jährige Bäckermeisterin und junge Mutter in ihrer Backstube. Daher greift sie in der Vorweihnachtszeit am liebsten zu selbstgemachten Mandelsplittern mit Schokolade. Sophie Hinkel hat die Bäckerei ihres Vaters und Großvaters vor einigen Monaten übernommen und steckt seit September im Christstollen-Rausch. Denn der ist in der Stadt äußerst beliebt. Momentan "läuft" der Teig im sogenannten Kneter.
"Für die Stollenproduktion braucht man Zeit und Geduld", sagt Franz-Josef Heinrich, der hier bei der Traditionsbäckerei seit über dreißig Jahren Stollen backt. "Erst muss der Vorteig aufgehen, dann kommen die anderen Zutaten zum Teig. Auf 210 Grad werden die Stollen zuerst gebacken, dann drosseln die Mitarbeiter die Temperatur runter." Mit einem Fleischthermometer misst der Bäcker die Kerntemperatur. Sind 90 Grad erreicht, kann der Stollen raus aus dem Ofen.
Die besondere rheinische Note
Das "Urrezept" hatte einst ein Mitarbeiter der Düsseldorfer Bäckerei aus einer Dresdener Meisterschule mit ins Rheinland gebracht. Seine wertvolle Trophäe: Tipps und Tricks für die Christstollen-Produktion. Den "rheinischen Touch" bekommt die Variante aus Düsseldorf durch in Altbier eingeweichte Mandeln und mit einem heimischen Likör marinierte Rosinen. Die geben dem Stollen seit anderthalb Jahrzehnten eine besondere Note.
Über 30 Jahre lang ist Heinrich schon im Team der Bäcker-Dynastie beschäftigt. Er hat sein Fachwissen von Sophie Hinkels Opa erlernt. Eine große Portion Leidenschaft ist natürlich auch dabei. Lustig finden die Junior-Chefin und ihr langjähriger Angestellter, dass sie für ihre Christstollen bekannt und beliebt sind, diese aber selbst nicht wirklich gerne essen - Zucker, Butter, Mehl… zu mächtig!
Das Rezept aus Dresden hat sich dem Rheinland angepasst
Zitronat und Orangeat verwendet die Bäckerei schon lange nicht mehr bei der Stollen-Produktion. "Viele Kunden wollten das ganz einfach nicht mehr", sagt Hinkel. Rosinen, Altbier und Likör machen dafür den besonderen Geschmack aus.
Wenn die Stollen circa sechs Wochen durchgezogen sind, ist die Zuckerkruste verschwunden. Dadurch, dass sie komplett in flüssige Butter getaucht und erneut gezuckert werden, sind sie recht lang haltbar.
1039 große und 500 kleine Exemplare hat die Bäckerei Hinkel im vergangenen Jahr produziert und verkauft. Vorbereitung, Zutaten und Arbeitszeit haben allerdings ihren Preis: Der Stollen kostet rund 30 Euro pro Kilo.
Über dieses Thema haben wir auch am 25.10.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Düsseldorf, 19.30 Uhr.