40 Jobs in 40 Tagen: Was bleibt vom Jobwechsel-Experiment?
Stand: 19.08.2024, 07:26 Uhr
Kathrin Schnittker hat an 40 Tagen 40 verschiedene Jobs ausprobiert. Nach ihrer Aktion zieht die 45-Jährige aus dem Kreis Soest jetzt ein erstes Resümee. Was hat sie auf ihrer ungewöhnlichen Reise durch die Berufswelt erlebt?
Katrin Schnittker wünscht sich Veränderung im Job. Dafür wählt sie einen radikalen Ansatz. 40 Tage am Stück besteht ihre größte Routine aus Abwechslung. Sie steht in einer Werkstatt, auf dem Tisch vor ihr liegen Feilen, Poliermaschine und ein spezieller Bunsenbrenner. Er soll das Gold beim Bearbeiten weich machen. Heute produziert sie bei einer Goldschmiedin Schützenfestorden. Keine 24 Stunden später wird die 45-Jährige an einem völlig anderen Arbeitsplatz sein. Und am Tag darauf wieder. 40 Tage hintereinander. Das ist inzwischen einige Monate her. Jetzt zieht sie ein Fazit.
40 Jobs in 40 Tagen - eine Auswahl:
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Fast 40 Jahre arbeiten Deutschen laut Münchner Roman Herzog Institut bis zu ihrem Renteneintritt. Schnittker, gelernte Systemtechnikerin, ist seit 22 Jahren berufstätig. "Eigentlich habe ich gerade Halbzeit. Da kam bei mir die Fragen auf: Soll es das gewesen sein? Möchte ich jeden Tag ins Büro?" Mit dem Wunsch nach Veränderung im Berufsleben ist Schnittker nicht allein. In einer Umfrage der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft Ernst and Young gaben 2023 mehr als 60 Prozent aller Berufstätigen an, über einen Jobwechsel nachzudenken.
Herausforderungen und Erfolgserlebnisse
Ein einfacher Wechsel reichte Schnittker aber nicht. Die Idee zum Projekt "40 Tage - 40 Jobs" war geboren. Für jeweils einen Tag arbeitete sie unter anderem als Tagespraktikantin in einem Kindergarten, in einer Tageseinrichtung für Senioren, bei der Müllabfuhr, beim Hufschmied oder einer Goldschmiedin. Arztpraxis, Zeitungsredaktion, Rechtsanwaltsbüro, Malerfachbetrieb und Bestattungsinstitut gehörten ebenfalls zu ihren Stationen. Die Türen zu den Betrieben waren schnell geöffnet. "Es gibt einen großen Bedarf an Fachkräften. Meistens reichte ein Telefonanruf aus."
Gerade der Tag bei der Bestatterin in Bad Sassendorf sei intensiv gewesen. "Bei einer emotionalen Beerdigung kamen mir selber die Tränen. Wenig später habe ich gesehen, wie tröstlich eine gute Betreuung sein kann", erinnert sie sich ihren Arbeitstag.
Wie Katrin Schnittker die Arbeit als Bestatterin erlebt
00:08 Min.. Verfügbar bis 19.08.2026.
Die Arbeit bei der Goldschmiedin sei ebenfalls besonders spannend gewesen. "Ich bin an allem interessiert, aber Handwerk ist mir besonders wichtig. Das liegt vielleicht daran, dass ich vom Dorf komme", erklärt Schnittker. Anpacken konnte sie schon immer. An ihrem Schreibtischjob habe sie gestört, dass sie das Ergebnis ihrer Arbeit nicht unmittelbar sehen oder in der Hand halten konnte. Das sei in handwerklichen Berufen befriedigender.
Warum man keinen Job vorschnell ausschließen sollte
Die vielen Einblicke brachten auch ungewöhnliche Erfahrungen mit sich: "Ich hätte ehrlich gesagt nicht geglaubt, dass auch der Job bei der Müllabfuhr eine Alternative sein könnte. Ist es aber. Das lag in erster Linie am tollen Team."
Wie ist es bei der Müllabfuhr?
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Tolle Teams lernt sie gleich mehrfach kennen und schätzen. "Damit steht und fällt eigentlich jede Tätigkeit", so ihre Erkenntnis. Bei der Arbeit stellte Schnitter viele Fragen zu den Vor- und Nachteilen des Berufs. "Das sollte man ja definitiv wissen."
Aus der 40-Tage-Aktion soll ein Buch werden. "Für alle Leute, die sich da draußen fragen: Gibt es für mich noch irgendwas anderes?" Die Antwort von Kathrin Schnittker dazu ist eindeutig: "Es gibt so viele spannende Berufe. Du musst dich nur auf die Suche machen." Noch ist sich Schnittker nicht sicher, für welchen der 40 Berufe sie sich am Ende entscheidet. Bestatterin ist aktuell ihr Favorit. "Das liegt mir", sagt sie. Aus dem Team habe sie viel Zuspruch bekommen.
Über dieses Thema haben wir auch im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Südwestfalen, 25.06.2024, 19:30 Uhr.