Ein Spargelfeld im Selfkant, gefilmt mit einer Drohne

So hart ist der Job eines Spargelstechers

Landkreis Heinsberg | Landwirtschaft

Stand: 10.05.2023, 09:37 Uhr

Spargel gehört zu den beliebtesten Gemüsesorten der Deutschen. Und ist auch eine der teuersten. Das hat einen Grund: Die Stangen müssen per Hand geerntet werden, ein echter Knochenjob.

Von Hanna Makowka (Text) und Silke Niewenhuis (Multimedia)

Radu Muresan steht mit seinen grünen Gummistiefeln in den Furchen eines Spargelfeldes im Selfkant. Egal, ob es regnet und er im Matsch steht oder bei Hitze auf staubiger Erde: Der 54-jährige Rumäne muss bei jedem Wetter raus und Spargel ernten. Seit sechs Jahren macht er diesen Job jetzt schon auf dem Hof Hensgens.

Er ist einer der vielen Saisonarbeitern, die deutschen Bauern jedes Jahr bei der Ernte verschiedener Gemüse helfen. Vor Corona ging das Statistische Bundesamt von 300.000 Helfern pro Jahr aus. Wie sich die Zahl nun entwickelt, bleibt abzuwarten. Die meisten dieser Helfer kommen aus Osteuropa, ein Großteil davon aus Rumänien. Mehr als 100.000 Tonnen Spargel ernten sie jedes Jahr zwischen April und Juli. Dabei hat sich die Spargelernte in den vergangenen einhundert Jahren kaum verändert. Das meiste ist noch immer reine Handarbeit.

Reihe für Reihe, Stange für Stange

Diesmal hat Muresan Glück mit dem Wetter. Es ist nicht zu warm und es bleibt trocken. Trotzdem zieht er sich seine Cap und zusätzlich auch noch seine Kapuze tief in die Stirn, damit die Sonne seine Haut nicht verbrennt. Seine Hände stecken in dicken Arbeitshandschuhen.

Der rumänische Arbeiter Radu Muresan bei der Spargelernte im Selfkant

Radu Muresan

Reihe für Reihe bahnt Muresan sich seinen Weg über das riesige Feld. Er muss es abgehen, um zu schauen, ob neue Triebe, die Spargelstangen, gewachsen sind.

Jetzt, Mitte April, sind noch nicht so viele Stangen reif. Die, die schon geerntet werden können, muss er einzeln stechen, also mit einem speziellen Spargelstecher-Werkzeug ernten.

Muresan bei der Spargelernte

00:20 Min. Verfügbar bis 27.04.2025

Dabei muss Muresan jede Stange im Erdreich genau treffen, sonst macht er neue Triebe kaputt. Für jeden Spargel muss er sich bücken. Das reife Gemüse sammelt er ein: Stange für Stange für Stange für Stange.

Spargelernte größtenteils wie vor 100 Jahren

Bei der Ernte gibt es nur bei wenigen Dingen maschinelle Unterstützung. Zumindest das Anheben der schweren und straff gespannten Plane, die das empfindliche Gemüse schützt, übernimmt eine Maschine: die Spargel-Spinne.

Die sogenannte "Spargel-Spinne" trägt die schwere Plane auf dem Spargelfeld

Die sogenannte "Spargel-Spinne" hält die schwere Plane oben

Auch das Setzen der Pflanzen ist moderner geworden. Per GPS werden sie ordentlich in einer Reihe gepflanzt. Der Rest geht per Hand.

"Ich liebe diese Arbeit"

"Es ist anstrengend und die Technik ist sehr wichtig. Es ist keine Arbeit, die jeder machen kann", sagt Muresans Chef, Spargelbauer Armin Hensgens.

Aber Muresan kann und will den Job machen. Eigentlich lebt der 54-Jährige in einem winzigen Dorf im Südwesten Rumäniens, nahe der serbischen Grenze. Dort hält er Schafe. In der Zeit, in der er zum Arbeiten in Deutschland ist, versorgt ein Bekannter die Tiere. Einen Bürojob könnte sich der Rumäne nicht vorstellen: "Ich liebe diese Arbeit und verdiene gutes Geld damit."

Verdienst deutlich höher als in der Heimat Rumänien

Muresan bekommt für seine Arbeit auf dem Hof Hensgens zwölf Euro pro Stunde. Wenn er schnell und viel erntet, bekommt er zusätzlich einen Aufschlag pro Kilo. Am Ende des Monats hat er etwa 2.000 bis 2.500 Euro verdient. Es lohnt sich für ihn, nach Deutschland zu kommen. In Rumänien verdienen Arbeiter nur ein paar hundert Euro im Monat.

Drohnenvideo eines Spargelfeldes im Selfkant

00:21 Min. Verfügbar bis 27.04.2025

Je nachdem, wie gut die Ernte läuft, wird Radu Muresan noch bis Juni oder Juli bleiben und dann in der nächsten Saison wieder kommen. Denn auch, wenn Rumänien sein Zuhause ist: Der Selfkant ist für ihn mittlerweile wie eine zweite Heimat.

Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 26.04.2023: Lokalzeit aus Aachen, 19.30 Uhr.