Sprungakrobatik trotz Höhenangst: 16-Jähriger mischt BMX-Szene auf

Lippe | Heimatliebe

Stand: 11.01.2025, 14:59 Uhr

Jimi Brandt aus Lage ist erst 16 Jahre alt und gilt in der BMX-Szene als großes Talent. Seine Spezialität sind hohe und weite Sprünge. Und das, obwohl er eigentlich Höhenangst hat.

Von Martin Henning (Text) und Christian Saftig (Multimedia)

Jimi Brandt hat sich seinen Mundschutz eingesetzt. Er atmet schnell, Aufregung und Adrenalin steigen in seinen Körper. Gleich wird er sich mit seinem BMX-Rad von einem zehn Meter hohen Startturm stürzen. Die tausenden Zuschauer in der Hannoveraner Arena feuern ihn lautstark an. Doch das bekommt der 16-Jährige kaum mit. Er ist im Tunnel. Brandt lächelt und feuert sich mit Händeklatschen selbst an. Dann stellt er sich an den Rand des Turms, tritt in die Pedale und rast hinab.

Die Abfahrt stürzt der Teenager mit bis zu 60 Kilometer pro Stunde herunter. Mit vollem Schwung fährt er auf eine Rampe und katapultiert sich acht Meter in die Höhe. "Das ist jedes Mal ein ordentlicher Adrenalinkick", sagt Brandt. In der Luft vollführt er einen sogenannten Tailwhip: Er dreht den BMX-Rahmen dreimal um das vordere Ende des Rads. Perfekte Landung. Hohe und weite Sprünge sind sein Spezialgebiet. Dabei sollte ihn seine Angst eigentlich davon abhalten.

Jimi Brandt über seine Höhenangst 00:34 Min. Verfügbar bis 11.01.2027

Mit 16 Jahren hat sich Brandt bereits einen Namen gemacht. Seit seiner Kindheit liebt der Teenager aus Lage Zweiräder. Mountainbiken und Motocrossfahren gehören auch zu seinen Leidenschaften, aber auf dem BMX nähert er sich der Spitzenklasse des Sports. Brandt ist Teil der Show "Night of the Jumps". Hier zeigen Motocross-Fahrer und BMX-Profis ihre Freestyle-Tricks vor tausenden Zuschauern in den größten Hallen Deutschlands.

Bei jungen BMX-Fans ist Brandt sehr beliebt | Bildquelle: WDR

Unter der Woche macht der Lagenser eine Ausbildung zum Fahrzeuglackierer, am Wochenende steht er im Rampenlicht. Vor allem bei den jüngeren Zuschauern ist er beliebt. "Kinder kommen zu mir und fragen schüchtern: 'Kann ich ein Autogramm haben?' Wenn ich ihnen eines gebe, lächeln sie", sagt Brandt und lächelt dabei selbst.

Dank Papa auf dem Boden geblieben

Der frühe Ruhm ist dem Teenager nicht zu Kopf gestiegen. Dafür hat auch Vater Jens gesorgt, der ihn zu jedem Event begleitet und fleißig Handyvideos dreht. Mit seinem Man Bun, dem langen Bart und seinem verschmitzten Lächeln wirkt der Papa fast so, als wäre er selbst in der Freestyle-Szene unterwegs. Aber ihm reicht schon das Adrenalin vom Zuschauen:

Jimi Brandt und sein Vater haben eine besondere Beziehung 00:33 Min. Verfügbar bis 11.01.2027

Acht Meter hoch in der Luft schwierige Tricks mit dem Bike zu zeigen, ist ein Risiko. "Das Gefährlichste wäre, wenn man das Landekissen verfehlt. Das wäre eine Katastrophe", sagt Jimi Brandt. Passiert ist das aber noch nie.

Noch keine Knochenbrüche

Die Landekissen, "Airbags" genannt, wurden vor einigen Jahren eingeführt. Es sind riesige, mit Luft gefüllte Rampen, die den Aufprall nach dem Sprung abfedern. "Wenn man darauf landet, ist es wie eine Hüpfburg", sagt Brandt.

Der "Airbag" ist mehrere Meter breit und verhindert schwere Verletzungen | Bildquelle: WDR

Für den Sport ist die Erfindung ein doppelter Gewinn: Weil die Airbags seitlich mehrere Meter über die Rampe hinausragen, ist die Verletzungsgefahr geringer. Gleichzeitig machen sie die Sprünge spektakulärer, weil sich die Sportlerinnen und Sportler mehr trauen

Dennoch - ganz verletzungsfrei ist Brandt in seiner jungen Karriere nicht geblieben. "Ich hatte schon mal eine blutige Lippe und öfter Gehirnerschütterungen", sagt der 16-Jährige. Aber er betont: "Ich habe mir noch nie etwas gebrochen."

Im Kopf geht alles aus

Das Springen entschädigt ohnehin für so manchen Schmerz. "Es ist ein hammergeiles Gefühl. In dem Moment denke ich an nichts, außer an die Show. Da geht alles in meinem Kopf aus", sagt Brandt. "Wenn ich alles hinter mir habe, fällt eine kleine Last von mir ab. Dann kann ich wieder super schlafen. Ich träume auch von Events und freue mich direkt aufs nächste Mal."

Doch fürs Träumen ist jetzt noch keine Zeit. Brandt hat ein zweites Mal den zehn Meter hohen Startturm in der erklommen. Er hat noch einen Trick auf Lager. Das Publikum wird lauter und feuert ihn mit rhythmischem Klatschen an. Der 16-Jährige stellt sich an den Rand der Rampe. Er lächelt. Dann stürzt er sich mit seinem Rad hinab.

Über das Thema haben wir am 29.11.2024 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.