Mit einem "Klack" rasten die Schuhe an den Pedalen ein. Max Holz rollt los. Der 59-Jährige ist gerade auf seiner sechsten Weltumrundung. Auf dem Kopf trägt er einen Helm mit Rückfahrspiegel. Damit ihn die Autos sehen, trägt er eine neongelbe Jacke. Schnell kommt Holz auf seine Reisegeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde. So gut wie jeden Tag ist er mit dem Rad unterwegs. Auch, wenn die ersten Fahrten nicht ganz freiwillig waren.
Minden: Seit 25 Jahren mit dem Rad unterwegs
1999 steckt Holz mitten in seiner Scheidung, hat als Pflegefachkraft am Ende des Monats nur wenig Geld übrig. Als sein Wagen repariert werden muss, fehlt ihm das Geld. Also verkauft er das Auto und legt seitdem so gut wie jede Strecke mit dem Rad zurück. Ein neues Auto? Kauft er bis heute nicht. Statistisch gesehen ist er damit eine absolute Seltenheit. Denn die Zahl der in Deutschland zugelassenen Autos steigt Jahr für Jahr weiter an. Gab es im Jahr 2000 noch knapp 43 Millionen zugelassene PKW in Deutschland, sind es Anfang 2024 laut Kraftfahrt-Bundesamt 49,1 Millionen.
26 Kilometer liegen an diesem Morgen vor ihm, sein Weg zur Arbeit ins Mindener Klinikum. Seit 25 Jahren fährt er die Strecke jeden Tag. Inzwischen ist er gern unterwegs. Bei strahlendem Sonnenschein trampelt er über die Landstraße, vorbei an Bauernhöfen und Einfamilienhäusern. Doch auch Regenwetter macht ihm nichts aus.
Rund 9.000 Kilometer legt der 59-Jährige seit seinem Umstieg auf das Rad durchschnittlich pro Jahr zurück. Insgesamt sind es etwa 225.000 Kilometer. Rechnerisch hat er damit die Erde bereits mehr als fünf Mal umrundet. Holz fährt mit dem Rad aber nicht nur zur Arbeit, so wie es laut ADFC etwa vier Millionen Deutsche tun. Holz fährt damit auch in den Urlaub. Von Gibraltar nach Syrien, quer durch Italien bei Europas längster Langstreckenfahrt oder 1200 Kilometer in 90 Stunden von Paris nach Brest und zurück.
Wie das Radfahren zehntausende Euro spart
Die Zeit auf dem Rad tue ihm gut, mental und auch körperlich, sagt er. "Es hält mich fit. Ich bin an der frischen Luft. Es ist einfach herrlich." Das Fahrradfahren hat Holz nicht nur fit gemacht, sondern es hat noch andere Vorteile. "Damals habe ich nicht über den Klimawandel nachgedacht. Aber ich würde sagen, dass ich heute eine verhältnismäßig coole Bilanz aufweisen kann. Und ich habe auch einen Haufen Kohle gespart."
Laut einem CO2-Rechner des ADFC hat Holz, im Vergleich zu einem Benziner mit acht Litern Verbrauch, bisher in seinem Leben rund 40.000 Kilogramm CO2 und etwa 80.000 Euro eingespart.
Dabei hat Holz anfangs gar nicht gedacht, dass er so lange ohne Auto klarkommen wird. Heute ist er überzeugt: Er braucht es nicht. Für den Transport größerer Sachen fragt er Freunde. Alles andere schafft er selbst.
Über dieses Thema haben wir auch am 31.10.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.