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Adventszeit im Kloster Hamborn: Rush-Hour für Pater Michael

Duisburg | Heimatliebe

Stand: 20.12.2024, 16:27 Uhr

Wenn viele Menschen das Jahr langsam ausklingen lassen und einen Gang zurückschalten, haben die Geistlichen im Kloster Hamborn in Duisburg einen Termin nach dem anderen: Weihnachtsfeiern in Schulen und Kindergärten, Gottesdienste und Adventstreffen. Wie schaltet man da überhaupt ab?

Von Laura Kasprowiak

Durch die 900 Jahre alten Mauern zieht ein süßlicher Geruch. Schon von Weitem ist aus der Klosterküche der Glühwein auf dem Herd zu riechen. Die Haushälterin und die Küsterin laufen an Pater Michael Stern vorbei, knipsen die Lichterketten an den Fenstern an, legen Spekulatius und Lebkuchen auf die Teller.

Duisburg: Zwischen Weihnachts-Stress und Alltag im Kloster

In einer halben Stunde soll hier vor der Klosterpforte der lebendige Adventskalender stattfinden. Ein offenes Angebot, jeden Tag woanders im Duisburger Stadtteil. "Ein kurzes Stay and Pray", sagt Pater Michael Stern und schmunzelt. Er lebt nicht nur hier im Kloster in Duisburg-Hamborn, sondern ist auch der Pfarrer der Abteikirche direkt nebenan. "Man hält kurz inne, stärkt sich, quatscht ein bisschen und zieht dann weiter." Noch ist er unsicher, wie viele kommen. Es ist einer von vielen Terminen, die der Pater zu dieser Zeit des Jahres hat.

So schafft es Pater Michael, trotz der vielen Termine zur Ruhe zu kommen

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Doch neben den Extra-Terminen muss sich der Pater auch um den Alltag im Kloster kümmern. Bevor der lebendige Adventskalender startet, deckt er einen Raum weiter im Essenssaal der Abtei Hamborn den Tisch für das Abendessen. Lange dauert das nicht. Inzwischen leben in dem Kloster nur noch acht Geistliche. Vor einigen Jahren waren es 30.

Mit seinen 52 Jahren ist Pater Michael der Jüngste im sogenannten Konvent - die Gemeinschaft, die in diesem Kloster zusammenlebt. Ein Leben im Kloster gilt unter jungen Menschen nicht gerade als angesagt. Deutschlandweit gab es laut Ordensobernkonferenz 2023 gerade einmal 21 Novizen und 38 Novizinnen. Sie müssen sich nach der Ausbildung zudem noch entscheiden, ob sie dauerhaft im Kloster bleiben wollen.

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Der Alltag im Kloster unterliegt bestimmten Abläufen. Zu festgelegten Uhrzeiten wird gebetet, anschließend gibt es Essen. Ein strukturierter Tag soll es den Geistlichen erleichtern, sich auf ihre Berufung zu konzentrieren und innere Ruhe zu finden. Trotzdem gibt es auch einige Aufgaben außerhalb des Klosters. Sterns Mitbrüder arbeiten als Krankenhausseelsorger, Lehrer oder unterrichten an der Uni. "Wir schwärmen morgens aus und kehren abends zurück ins Kloster."

Weihnachts-Endspurt

Von der Klosterküche führt ein eindrucksvoller Kreuzgang in die Abteikirche, in der es nach Kerzenrauch und Tannennadeln riecht. Pater Michael nimmt nach dem Abendessen noch die letzten Handgriffe an der Weihnachts-Krippe vor. Vorsichtig setzt der 52-Jährige die heilige Maria in die Krippe. "Die Figuren sind uralt, da darf nichts kaputtgehen, sonst wird die Küsterin sauer", sagt er und rückt das Kopftuch von Maria wieder zurecht. Nachdenklich begutachtet der Pater die noch leere Krippe. "Auch Jesus wurde damals vor 2000 Jahren in keine heile Welt geboren. Er war Flüchtling, man wollte ihn umbringen. Eigentlich ist es doch genau die Lebensrealität, die wir jetzt auch haben."

Eine Weihnachtskrippe

Die Krippe in der Abteikirche des Klosters Hamborn

Inzwischen trudeln langsam Menschen aus dem Stadtteil zum geschmückten Eingang des Klosters zum Adventskalender-Treffen. Es sind überraschend viele gekommen. Hier kennt jeder jeden. Pater Michael stimmt "Es ist für uns eine Zeit angekommen" an.

Danach gibt es Glühwein und Plätzchen. Es ist der Weihnachts-Endspurt für Geistliche wie Pater Michael. "Wir sind für die Besinnlichkeit zuständig", sagt er augenzwinkernd. "Wenn ich mit meinen Mitbrüdern an Heiligabend aber endlich zusammen sitzen kann und alle Messen getan sind, dann können auch wir diese Besinnlichkeit genießen."

Über dieses Thema berichten wir auch am 20.12.2024 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Duisburg, 19.30 Uhr.