Eine Frau mit dunkelen Haaren lächelt in Richtung Kamera. In der Hand hält sie ein cremefarbenes Eis am Stiel.

"Ich mach jetzt Eis!" Wie eine Ex-Lehrerin ihr Glück am Stiel sucht

Lippe | Heimatliebe

Stand: 21.03.2025, 12:20 Uhr

Jette Sauerwald hat jahrelang als Lehrerin gearbeitet und wurde krank vor lauter Stress. Jetzt produziert sie in Detmold Eis am Stiel aus regionalen Zutaten. Wie sie dank des Eises zu einem glücklicheren Leben gefunden hat.

Von Jan Ole Niermann

Der Mixer springt an und mixt die Erdbeeren darin zu einer roten Sauce. Sofort duftet es in der kleinen Produktionsküche nach Sommer. "Spaghettieis ist einfach gut: Erdbeere ist super, Sahne im Eis ist sowieso gut, gepaart mit der weißen Schokolade", sagt Jette Sauerwald und stellt den Mixer aus. An diesem Tag produziert sie das erste Mal nach der langen Winterpause wieder Spaghettieis am Stiel: "Ich verbinde das immer mit Freibad, Urlaub, Sommer." Dabei sah es lange nicht so aus, als würde Sauerwald einmal ihr Leben dem Eis am Stiel widmen.

Detmold: Mit Eis neu durchstarten

Jahrelang arbeitete die heute 42-Jährige als Lehrerin, doch nach einem Hörsturz, Gürtelrose und einem Bandscheibenvorfall wollte Sauerwald nicht mehr weitermachen. Damals war sie verzweifelt: "Ich hatte das Gefühl, ich bin krass gescheitert. Ich wollte eigentlich gerne in der Schule arbeiten, aber es ging nicht." Also trifft sie eine Entscheidung.

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"Ich habe mein Leben einmal auf den Kopf gestellt", sagt Sauerwald. Vor gut drei Jahren hat sich Sauerwald mit der Produktion von Eis am Stiel selbstständig gemacht. Der Schritt aus der Verbeamtung in die Selbstständigkeit erforderte viel Mut. Ob sie damit langfristig erfolgreich ist, muss sich noch zeigen. Die Chancen stehen nicht schlecht. Denn die Menschen in NRW lieben Eis. Laut Statistischem Landesamt wird hier mehr Eis produziert als in jedem anderen Bundesland. Mehr als 250 Millionen Liter sind es.

Mit weißer Schokolade überzogenes Eis am Stil.
So sieht das Spaghettieis am Stiel aus, wenn es fertig ist | Bildquelle: WDR / Jan-Ole Niermann

Mit geübten Handgriffen füllt Sauerwald die Erdbeer-Sauce in die silbernen, länglichen Formen. Dann kommt das Vanille-Sahne-Eis obendrauf. Vorsichtig vermischt sie die beiden Flüssigkeiten: Dann spannt sie die 28 Holzstiele in der Vorrichtung ein, tunkt sie in die Spaghettieis-Mischung und stellt das Eis am Stiel für eine gute halbe Stunde in die Gefriermaschine. "Irgendwann hat mich diese Maschine angelacht und ich habe gesagt: Ich mache etwas ganz anderes, ich mache jetzt Eis am Stiel." 

Regional und handgemacht

Die Gefriermaschine hat sie zusammen mit ihrem Partner entdeckt, der selbst ein Eiscafé in Detmold betreibt. Das Experimentieren mit verschiedenen Sorten machte ihr so viel Spaß, dass sie sich als "Frau Sauerwald" selbstständig machte. Inzwischen gibt es acht verschiedene Sorten. Die 42-Jährige versucht möglichst viel mit regionalen Zutaten zu arbeiten: Die Milch bezieht sie zum Beispiel von einem Bio-Bauernhof aus Bielefeld, die gefrorenen Erdbeeren kommen von einem Hof in Detmold.

Ihr Eis verkauft Sauerwald in lokalen Geschäften oder bei Events. Bis heute kann sie sich an ihre erste Veranstaltung erinnern, bei der sich eine Schlange vor ihrem Stand gebildet hat: "Ich war so glücklich. Nicht nur, etwas zu verdienen, sondern auch ein tolles Feedback von den Menschen zu bekommen."

Nach gut 30 Minuten ist das Spaghettieis gefroren und Sauerwald holt das rot-weiße Stieleis aus der Form. "Das erste Spaghettieis des Jahres", sagt sie und rührt durch die weiße Schokolade, mit der die Spitzen noch verziert werden. "Ich finde es total schön, etwas händisches zu machen", sagt sie, "ich sehe sofort ein Ergebnis." Zum Schluss kommt das Spaghettieis noch in die Truhe, bevor es verpackt und ausgeliefert wird.

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Bisher macht die ehemalige Lehrerin alles selbst: Nachschub produzieren, Eis verpacken, ausliefern und verkaufen. Langfristig will sie ihren kleinen Eisbetrieb ausbauen und auch Mitarbeitende anstellen: "Mein Traum wäre es, dass ich da gut von leben kann. Ich will nicht reich werden damit, aber ich würde gerne dieses Produkt gut an den Start kriegen."

Über dieses Thema haben wir am 17.03.2025 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.