Nachts in der Backstube: Arbeiten in Akkordzeit
Draußen ist es noch dunkel. Christopher Poggel steht in der Backstube und bearbeitet einen Teigklumpen intensiv mit seinen Händen. Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn. Er muss sich beeilen. Der Verkauf der Waren beginnt in zwei Stunden. Währenddessen schiebt sein Bruder Robin Poggel Brote in den Ofen. Wieder und wieder.
Knallt es manchmal auch in der Backstube?
00:44 Min.. Verfügbar bis 30.12.2025.
Der Arbeitstag der Brüder beginnt um 1 Uhr nachts und endet um 10 Uhr morgens. In der Backstube leisten sie täglich Akkordarbeit. "Wir müssen schnell fertig werden. Die Kunden wollen ja nicht zweimal kommen, um ihre Einkäufe zu erledigen", erklärt Robin Poggel. Was für Außenstehende wie purer Stress wirken muss, treibt die Brüder erst richtig an.
"Ich arbeite gerne schnell. Das macht mir Spaß. Da sieht man, was man geschafft hat", sagt Christopher Poggel. Der 25-Jährige ist drei Jahre jünger als sein Bruder. Gemeinsam sind sie für den Familienbetrieb verantwortlich. Seit rund anderthalb Jahren führen sie ihn zusammen mit ihrer Mutter als Team.
Bäcker Robin Poggel bereitet die beliebten Stutenkerle vor
Ein anderer Beruf kam nicht in Frage
Für die jungen Männer bedeutet die Übernahme des Familienbetriebs eine große Herausforderung. Der Tod des Vaters traf die Familie vollkommen unvorbereitet. Als ihre Mutter Manuela Poggel sie zusammenrief, um über den Fortbestand der Bäckerei zu sprechen, mussten sie nicht lange überlegen.
Warum der Zusammenhalt so wichtig ist
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Nicht aus reinem Pflichtgefühl, sondern aus Leidenschaft zum Beruf. Während Robin und Christopher Poggel für das Handwerk zuständig sind, kümmert sich ihre Mutter um die Organisation und den Verkauf der Backwaren. Gemeinsam beliefern sie täglich zwei Filialen, zwei Bäckereien und zwei Metzgereien mit frischer Ware. Das funktioniert, indem sie sich mit ihren Fähigkeiten ergänzen.
Ohne die beiden Brüder hätte der Familienbetrieb wahrscheinlich schließen müssen. Denn im Handwerk gibt es ein großes Nachwuchsproblem. Über alle Gewerke hinweg werde in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich rund 125.000 Familienbetriebe einen Unternehmensnachfolger suchen. Gleichzeitig geht die Zahl der Bäcker-Auszubildenden zurück. 2022 waren es mit 4.211 Auszubildenden mehr als elf Prozent weniger ein Jahr zuvor.
Es klappt nur als Team
Die Entscheidung für den Beruf haben die Brüder nicht leichtfertig getroffen. Jahrelang haben sie ihren Vater bei der Arbeit beobachtet. Von dem Arbeitsalltag abschrecken lassen, haben sie sich dabei nicht. Nachts zu arbeiten und an Wochenenden macht ihnen nichts aus.
Die Bäckerbrüder bereiten schon früh am Morgen den Teig vor
"Wenn man einen Beruf wirklich mag, kann man sich auch daran gewöhnen. Wir schlafen oft nachmittags und haben dann abends auch mal Zeit, etwas mit Freunden zu unternehmen", erklärt der Jüngere der beiden. Doch sie müssen auch in der Backstube stehen, wenn sie krank sind. Da sie in der Arbeitsteilung aufeinander angewiesen sind.
Alles neu machen oder an Traditionen festhalten?
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"Das ist dann auch schonmal hart. Aber was solls. Es muss weitergehen", erklärt Robin Poggel. Dennoch genießen die Brüder ihre Selbständigkeit und sind stolz darauf, was sie erreicht haben. Zudem halten sie das Erbe ihres Vaters in Ehren.
Über dieses Thema haben wir am 12.01.2024 auch im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Südwestfalen, 19:30