Bottroper Bier: Gründer Arthur Riedel und Markus Gehring

Bottroper Bier - oder wie Jugendfreunde zu Brauereibesitzern wurden

Bottrop | Heimatliebe

Stand: 27.09.2023, 13:53 Uhr

Aus eine Bierlaune heraus ein Unternehmen gründen geht oft schief - aber nicht, wenn zehn alte Freunde durch die Liebe zum Hopfengetränk wieder zueinander finden.

Von Agata Pilarska

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Bier verbindet

Es klirrt, klappert und zischt in einem Bottroper Hinterhof. Die Anwohner kennen diese Geräusche schon, denn sie wiederholen sich jeden Freitag. Das große Tor zu der Halle, die an ein kleines Backsteinhäuschen angebaut ist, steht offen. Arthur Riedel packt eine volle Bierkiste auf einen Hubwagen. Aber da werden noch mehr folgen, denn die Geräuschkulisse kommt von einer Bierabfüllanlage. Jede einzelne Flasche ist das Ergebnis von acht Wochen Geduld und einer langen Vorgeschichte.

Riedel ist 50 Jahre alt und 2008 ins Sauerland gezogen. Aufgewachsen ist er in Bottrop. Seine Jugendfreunde und er hatten sich eigentlich schon aus den Augen verloren - bis eine Hochzeit die zehn Männer wieder zusammenführte. Riedel wollte in Kontakt bleiben und lud sie im September 2018 ins Sauerland ein. Dort arbeitete er als Bierbraumeister in einer Großbrauerei. "Ein paar Wochen später kriege ich einen Anruf aus Bottrop. Alle neun saßen zusammen um das Telefon herum und sagten: Wir wollen jetzt auch Bier brauen. Wenn du das kannst, können wir das auch."

Die Abfüllanlage

00:14 Min. Verfügbar bis 27.09.2025

Riedel versuchte ihnen das Vorhaben auszureden - aber die Gruppe blieb hartnäckig. Also kauften die zehn Männer gemeinsam eine Bierbrauanlage, mit der man 50 Liter produzieren konnte. Im Mai 2019 wurde zum ersten Mal im Keller gebraut. Es schmeckte. Nicht nur den Freunden, sondern auch deren Freunden. Nach und nach festigte sich ein Wunsch: Eine Brauerei in Bottrop eröffnen, das wäre doch was.

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Ein alter Kiosk wird zur Brauerei

Etwa 80 Personen trinken ein Feierabendbier vor dem Kiosk von Bottroper Bier

Das Event zum Feierabendbier findet alle vier Wochen statt

Markus Gehring erinnert sich noch an einige skeptische Stimmen in der Anfangszeit: "Wer soll denn so viele Pullen saufen?", haben seine Angehörigen gefragt. Im Februar 2021 ging es endlich mit dem Verkauf los. Gehring steht hinter der Theke im Backsteinhäuschen, zapft Bier. Etwa 100 Menschen sind zum Feierabendbier vorbei gekommen. Viele aus der Nachbarschaft kommen regelmäßig vorbei, nutzen jede Sitzgelegenheit, die sich um das Gebäude herum anbietet.

Lange haben die Freunde nach einer passenden Immobilie gesucht. Früher war das heutige Brauhaus ein Kiosk mit einem Blumenladen. "Ich habe hier als Kind Fußballbilder und Klömpkes gekauft", erzählt Gehring. Jetzt werden zwei Mal in der Woche Bierflaschen und Fanartikel durch das alte Kioskfenster verkauft. Spätestens als die 160 Quadratmeter große Halle an das kleine Haus angebaut wurde, verstummten die Skeptiker. Gehring kümmert sich hauptsächlich um die Öffentlichkeitsarbeit, packt aber überall an, wo er gebraucht wird.

Der Bottroper Bier Kiosk

00:56 Min. Verfügbar bis 27.09.2025

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Ein Bierbrauer-Traum wird wahr

Gehring und alle anderen arbeiten nicht hauptberuflich beim Bottroper Bier. Braumeister Riedel ist der einzige mit einer Vollzeitstelle. Eigene Biersorten kreieren und mit allem, was dazu gehört - das war schon immer sein Traum.

Die zehn Freunde stehen vor einem großen Braukessel

Zehn Freunde sind zu Unternehmern geworden

Die Großbrauerei zu verlassen ist ihm nicht schwer gefallen. Zwei bis drei Tage pro Woche verbringt er in der alten Heimat Bottrop - und übernachtet in seinem Van. Den Rest erledigt er im Sauerland im Homeoffice: "Meine Familie kennt mich und hat Verständnis. Dafür ist der Sonntag bei uns zuhause heilig, da bleiben wir dann auch mal bis mittags am Frühstückstisch sitzen", sagt der zweifache Vater. Trinkt Riedel denn noch gern Bier? "Natürlich, eins zum Feierabend muss sein. Das ist die Qualitätskontrolle."

Über dieses Thema haben wir auch im WDR-Fernsehen am 15.09.2023 berichtet: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.