Wie tickt der neue Bläck-Fööss-Schlagzeuger Alex Vesper?
Stand: 06.04.2023, 13:24 Uhr
Alex Vesper tritt bei den Bläck Fööss in große Fußstapfen: Er ist der Nachfolger des legendären Ralph "Gus" Gusovius. Wer ist der neue Drummer und wie gut klappt alles?
Von Martin Henning (Text) und Friederike Müllender (Multimedia)
Auf der Volksbühne ist es wuselig. Probenzeit. Fööss-Bassist Hanz Thodam ist noch unzufrieden mit dem Sound. "Ich habe die Befürchtung, das irgendeines der Kabel einen Wackler hat. Anders kann ich es nicht erklären", sagt er zu einem Techniker.
Hinter ihm stellt Alex Vesper gerade sein Arbeitsgerät ein. Die Snaredrums hören sich noch nicht so an, wie er das will. Schnell mit dem Inbusschlüssel ran. Dann klingt es perfekt. Vesper lässt die Drumsticks über das Schlagzeug gleiten. Ein bisschen Rock, ein bisschen Jazz zum Einspielen - bei ihm sieht alles ganz leicht aus.
Die Bläck Fööss performen ihren Song "Unsere Stammbaum"
00:28 Min.. Verfügbar bis 06.04.2025.
Alex Vesper kennt die Bläck Fööss gut
Wer bei den Bläck Fööss anfängt, der hat automatisch große Schuhe zu füllen. 29 Jahre hat Vespers Vorgänger Ralph "Gus" Gusovius bei der kölschen Kultband den Takt vorgegeben. Doch nach der Karnevalssession Mitte Februar ist er in den Ruhestand gegangen. Die Suche nach einem Nachfolger war schnell beendet.
Eine Kölschrock-Band, die aneckte
1970 gründeten Tommy Engel, Ernst "Erry" Josef Stoklosa, Günther Antonius "Bömmel" Lückerath, Hartmut Priess, Franz Peter Schütten und Dieter "Joko" Jaenisch De Bläck Fööss (hochdeutsch: "Die Nackten Füße"). Der Name leitet sich vom Umstand ab, dass die Bandmitglieder zu Beginn barfuß auftraten - und damit bei konservativen Karnevalsgesellschaften aneckten. Die Fööss gehören zu den bekanntesten und beliebtesten Mundartbands in Köln. 2022 verließen mit Erry Stoklosa und Bömmel Lückerath die letzten beiden Gründungsmitglieder die Band.
"1994 habe ich zum ersten Mal für die Band im Studio gespielt. Auf dem letzten Album, bei dem Tommy Engel noch mitgemacht hat", erzählt Vesper. "Dann habe ich mit Pit Hupperten 25 Jahre lang eine Band gehabt, die hieß 'Drei vom Rhein'. Mit Andreas Wegener war ich 2004 bei Andrea Berg, da war er musikalischer Leiter. Das heißt, ich kenne die Leute schon ewig."
Nur neun Tage Zeit zum Proben
Viel Zeit zum Reinkommen gab es für den neuen Drummer nicht: Ganze neun Tage hatte die Band, um sich einzugrooven. Dann standen direkt mehrere Konzerte auf der Volksbühne an, dem ältesten Theater Kölns. "Wenn man irgendwo einsteigt, gibt es normalerweise erstmal einen Auftritt vor den Toren der Stadt - wo man nochmal richtig schön Mist bauen kann. Aber das wir in den heiligsten aller Hallen unseren ersten Gig zusammen haben, das ist schon speziell", sagt Vesper.
Vesper hat schon bei der Micky-Brühl-Band getrommelt, war zuletzt bei Tommy Engel und Eldorado aktiv. Als die Fööss bei ihm anfragten, ob er dauerhaftes Mitglied werden wolle, sei das aber ganz schön "scary" gewesen, gibt er zu. Immerhin begleitet ihn die Band schon sein ganzes Leben. "Ich habe die als Teenager das erste Mal in einer Schulaula gesehen."
Drumsolo von Fööss-Schlagzeuger Alex Vesper
00:43 Min.. Verfügbar bis 06.04.2025.
50 Alben und annähernd 500 Songs muss er jetzt auswendig lernen. Und zwar nicht nur, wie man sie am Schlagzeug richtig spielt, sondern auch, wie man sie als Chorstimme mitsingt. "Next Level", sagt Vesper.
"Alex ist wie ein Chamäleon"
Und wie klappt die Eingewöhnung bislang? "Ich muss viel fragen. Etwa, wen man anrufen muss, wenn man etwas braucht. Wer hat den Song gemacht? Wer hat das Sagen? Wo hält man besser die Klappe? Das lerne ich gerade noch", sagt der Drummer.
Und er lernt sehr schnell, lobt Sänger Mirko Bäumer den Neuen. "Es ist immer schlimm, wenn man sich ständig rumdrehen muss, um zu gucken: Was macht der denn da hinten? Aber wenn man sich gar nicht rumdrehen muss, dann macht er alles perfekt. Alex ist wie ein Chamäleon. Der kann sich da gut reinfinden. Drei Tage Proben hätten auch gereicht." Die Band ist beim Song "Damenwahl" angelangt. Dann passiert es. "Ich habe mir gedacht: Boah, so gut ist das Stück noch nie gelaufen. Zack, verhauen!", sagt Vesper und gibt lachend sein Motto zum Besten: "Es ist wie im Judo - nie an den Sieg glauben. Plötzlich liegt man da." Und zum Üben hat Vesper ja noch genug Möglichkeiten. Im besten Fall 29 Jahre, wie sein Vorgänger.
Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 30.03.2023: Lokalzeit aus Köln, 19.30 Uhr.