An diesem Sonntag kommen etwa 50 Gläubige aus Münster und dem Umland zur Messe in der katholischen Piuskirche. Viele von ihnen tragen bunte afrikanische Gewänder. Es wird gesungen, rhythmisch in die Hände geklatscht und manchmal auch getanzt. Einige Gläubige trommeln zu den Gesängen. Die Blicke sind auf Pfarrer Frankline Anyanwu gerichtet. In einem grünen Gewand mit gelben Stickereien spricht der 45-Jährige zu seiner Gemeinde.
Wenn Anyanwu sich sonntags in der Sakristei auf den Gottesdienst vorbereitet, ist er immer gespannt, wie viele Gemeindemitglieder erscheinen. Wenn am Abend vorher irgendwo eine große afrikanische Party war, dann fehlen häufig einzelne Gemeindemitglieder, erzählt er. Außerdem arbeiten manche in Pflegeberufen in Altersheimen oder Krankenhäusern und ihre Sonntagsschichten können auch dafür sorgen, dass sie es nicht zur Messe schaffen.
Die Bezeichnung afrikanische Gemeinde erweckt den Eindruck einer homogenen Gruppe. Aber die kulturellen Unterschiede zwischen den Menschen aus Nigeria, Kamerun, Kongo, Simbabwe, Togo, Benin, Kenia oder Uganda sind groß. Pfarrer Anyanwu, selber aus Nigeria, erklärt, es gäbe natürlich mitunter Differenzen, aber am Ende einige man sich doch.
Viele Gemeindemitglieder verbindet zum Beispiel die Erfahrung, ihr Heimatland verlassen zu haben. Häufig, weil die materielle Not groß war oder weil Christen in der Heimat Angriffen oder Anfeindungen ausgesetzt waren.
Die afrikanische Gemeinde ist für viele Menschen ein Stück Heimat. Dennoch lässt Pfarrer Anyanwu an Heiligabend und an Ostern seine Kirche zu. So will er seine Schäfchen dazu animieren, Gottesdienste an ihren Wohnorten zu besuchen: "Wir sagen 'Geht in eure Gemeinde, wo ihr wohnt. Ihr müsst euch dort integrieren'".
"Wir machen alles mit Spaß"
Zu anderen Gelegenheiten wird es hingegen richtig voll in der Kirche. Pfarrer Anyanwu erzählt: "Wenn irgendwo eine Taufe gefeiert wird, dann erscheint oft die ganze Gemeinde. Dann kommen 200 Menschen: ganz egal, ob die eingeladen wurden oder nicht". Und Jovita Ejiogu, 19 Jahre, aus Nigeria, ergänzt: "Wir machen alles, was wir machen, mit Spaß. Wir kommen zur Beerdigung nicht nur, um zu trauern. Man muss auch ein bisschen tanzen und Hoffnung haben, dass alles gut wird."
Mehr als nur Gottesdienste
Einmal im Monat bastelt die Sekretärin der Gemeinde mit etwa 15 Schulkindern oder liest ihnen vor. Es werden aber auch Kurse angeboten, in denen die Kinder Strategien lernen, um auf rassistische Beschimpfungen reagieren zu können.
Die afrikanische Gemeinde ist für ihre Mitglieder ein besonderer Raum, in dem Verständnis füreinander herrscht und in dem man nicht nur Bräuche und Traditionen, sondern auch ähnliche Erfahrung teilt - aus der alten wie der neuen Heimat.
Über dieses Thema haben wir am 11.12.2024 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Münsterland, 19.30 Uhr.