Sebastian Röttges ist begeistert bei der freiwilligen Feuerwehr. Und das schon seit stolzen 30 Jahren. Doch das reichte ihm nicht mehr aus. Seit zwei Jahren ist der 44-Jährige auch beim Verein Mobile Retter in Viersen aktiv.
Lokalzeit: Was genau macht ein Mobiler Retter?
Sebastian Röttges: Ich bin sozusagen eine zusätzliche Hilfe für den Rettungsdienst. Wenn ein Notruf in der Leitstelle eingeht, wird dort zunächst der Rettungswagen rausgeschickt. Dann prüft der Computer zusätzlich via GPS, ob ein mobiler Retter in der Nähe der Unfallstelle ist und schickt eine Anfrage über eine App raus, ob man helfen kann.
Lokalzeit: Sind Sie dann 24 Stunden im Einsatz und müssen helfen?
Röttges: Nein. Ich kann selbst entscheiden, ob ich einen Einsatz annehme oder nicht. Die Einsätze sind immer in einem Umkreis von maximal vier Minuten Entfernung.
Lokalzeit: Welcher Einsatz hat Sie am meisten beeindruckt?
Röttges: Das war direkt der erste. In dem Fall war ich wirklich schnell. Es hat nicht mal vier Minuten gedauert, bis ich da war. Ein Mann lag leblos neben der Toilette, seine Frau hatte ihn gefunden. Ich konnte aber nichts mehr für ihn tun. Er war bereits tot.
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Lokalzeit: Ist sowas schwer für Sie zu verarbeiten?
Röttges: Ich war zum Glück durch meine Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr vorbereitet. Bei Einsätzen habe ich schon Verstorbene gesehen. Aber natürlich ist das immer ein trauriger Moment. Für solche Augenblicke muss man gewappnet sein. Es gibt aber auch professionelle Unterstützung über die Mobilen Retter.
Lokalzeit: Was sind die häufigsten Einsätze für die Mobilen Retter?
Röttges: In der Regel sind das Fälle, bei denen eine Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) gefordert ist. Hier zählt jede Sekunde. Ist ein Mensch unterversorgt mit Sauerstoff, kann das ab der dritten Minute schon Schäden im Gehirn verursachen. Jede Sekunde, die ich früher da bin als der Rettungsdienst, hilft dabei ein Leben zu retten. Die Angehörigen sind in so einer Situation oft überfordert. Klar, eigentlich haben wir alle mal in der Fahrschule einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht. Das in einer akuten Unfallsituation abzurufen, vor allem wenn ein Angehöriger betroffen ist, gelingt längst nicht jedem.
Lokalzeit: Warum noch ein zweites Ehrenamt zusätzlich zur Feuerwehr?
Röttges: Ich stehe voll hinter diesem Konzept. Sicher kann man sagen, man bindet sich da noch was ans Bein. Aber ich möchte ja auch, dass mir geholfen wird, wenn ich mal in einer solchen Situation bin. Daher ist es für mich selbstverständlich, auch zu helfen.
Lokalzeit: Was muss man für Voraussetzungen mitbringen?
Röttges: Man sollte sich darüber bewusst sein, dass man auch mit menschlichem Leid in Berührung kommt. Und man sollte sich fragen: Wenn vor mir auf der Straße jemand umkippt, würde ich helfen? Wenn man das mit "Ja" beantworten kann, ist die Grundlage da.